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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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wahre Casanova auf freiem Fuß war und uns alle auslachte. Vielleicht war es sogar noch schlimmer. Vielleicht machte er wieder Jagd auf eine Frau. Später an jenem Morgen besuchte ich wie üblich Kate im Duke Medical Center. Sie war immer noch im Koma, wurde immer noch als ernster Fall geführt. Die Polizei von Durham hatte keinen Officer mehr als Wächter vor ihrem Zimmer abgestellt. Ich saß Wache neben ihr und versuchte, nicht daran zu denken, wie sie gewesen war. Ich hielt eine Stunde lang ihre Hand und sprach ruhig mit ihr. Ihre Hand war schlaff, fast leblos. Mir fehlte Kate so sehr. Sie konnte nicht reagieren, und das schuf ein klaffendes, schmerzhaftes Loch in meiner Brust. Schließlich ging ich. Ich mußte mich in die Arbeit stürzen.
    Vom Krankenhaus aus fuhren Sampson und ich zum Haus von Louis Freed in Chapel Hill. Ich hatte Dr. Freed gebeten, eine Karte der Gegend am Wykagil River für uns anzufertigen. Der siebenundsiebzigjährige Geschichtsprofessor hatte gute Arbeit geleistet. Ich hoffte, die Karte könne Sampson und mir dabei helfen, das »verschwundene Haus« zu finden. Die Idee war mir gekommen, nachdem ich mehrere Zeitungsberichte über den Mord an dem Goldpaar gelesen hatte. Vor über zwölf Jahren war Roe Tierneys Leiche in der Nähe einer leerstehenden Farm gefunden worden, »wo früher entlaufene Sklaven in großen Kellern unter der Erde versteckt worden waren. Diese Keller waren wie kleine, unterirdische Häuser, manche mit bis zu einem Dutzend Zimmern oder Verschlagen.«
    Kleine Häuser unter der Erde? Das verschwundene Haus? Irgendwo dort draußen gab es ein Haus. Häuser verschwanden nicht.
104. Kapitel
    Sampson und ich fuhren nach Brigadoon, North Carolina. Wir wollten durch den Wald dorthin wandern, wo Kate im Wykagil River gefunden worden war. Ray Bradbury hatte einmal geschrieben: »Ein riskantes Leben ist wie der Sprung von einer Klippe, bei dem einem auf dem Weg nach unten Flügel wachsen.« Sampson und ich bereiteten uns auf den Sprung vor. Als wir in den unheilvollen Wald kamen, sperrten die hohen Eichen und Carolinakiefern alles Licht aus. Ein Zikadenchor umgab uns zäh wie Melasse. Die Luft regte sich nicht. Ich konnte mir vorstellen, konnte sehen, wie Kate vor ein paar Wochen durch diesen dunkelgrünen Wald gerannt war und um ihr Leben gekämpft hatte. Ich dachte daran, wie sie jetzt nur durch lebenserhaltende Geräte überlebte. Ich hörte das Surren und Klicken der Apparate. Schon der Gedanke tat meinem Herzen weh.
    »Mir gefällt es überhaupt nicht im tiefen dunklen Wald«, gestand Sampson, als wir unter einem dichten Schirm aus krummen Ranken und zeltartigen Baumwipfeln hindurchgingen. Er trug ein Cypress-Hill-T-Shirt, seine Ray-Ban-Sonnenbrille, Jeans und Arbeitsstiefel. »Erinnert mich an Hansel und Gretel. Melodramatischer Blödsinn, Mann. Hab’ das Märchen als kleines Kind gehaßt.«
    »Du warst nie ein kleines Kind«, rief ich ihm ins Gedächtnis. »Du warst mit elf eins achtzig und hattest schon damals nur kalte Verachtung für die schönen Künste übrig.«
    »Das kann schon sein, aber die Brüder Grimm habe ich gehaßt. Die dunkle Seite des deutschen Wesens, die böse Phantasien hervorgebracht hat, um kleinen deutschen Kindern die Köpfe zu verdrehen. Muß ja auch funktioniert haben.«
    Sampson brachte mich mit seinen verdrehten Theorien über unsere verdrehte Welt wieder zum Lächeln. »Du hast keine Angst, nachts durch die Sozialsiedlungen von D. C. zu gehen, aber du fürchtest dich vor einem hübschen Spaziergang durch den Wald? Hier kann dir nichts passieren. Kiefern. Muskatellerreben. Baumheideranken. Sieht vielleicht finster aus, ist aber harmlos.«
    »Was finster aussieht, ist es auch. Das ist mein Motto.« Sampson quälte sich damit ab, seinen stattlichen Körper durch engstehende Schößlinge und Geißblatt am Waldrand zu bekommen. Das Geißblatt war an manchen Stellen wie ein Netzvorhang. Es schien schon so zu wachsen.
    Ich fragte mich, ob Casanova uns beobachtete. Ich hatte den Verdacht, er sei ein sehr geduldiger Beobachter. Er und Will Rudolph waren beide sehr schlau, gut organisiert und vorsichtig. Sie taten derlei seit vielen Jahren und waren noch nie erwischt worden.
    »Wieviel weißt du über die Sklaven in dieser Gegend?« fragte ich Sampson. Ich wollte ihn von Giftschlangen und schlangenähnlichen, baumelnden Ranken ablenken. Ich mußte ihn auf den Killer konzentrieren, möglicherweise die beiden Killer, die vielleicht mit uns hier im Wald

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