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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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worauf ich schießen konnte. Sampson beobachtete mich aus dem Augenwinkel. Neugierig, aber er sagte noch nichts. Ich mußte Wut ablassen. Giftloswerden, etwas Streß. Hier und jetzt. Es gab jedoch kein Ziel zum Schießen. Kein unterirdisches Schreckenshaus.
    Aber außerdem auch keine verrottenden Balken vom Farmhaus oder von der Scheune. Ich hatte kein einziges Überbleibsel gesehen.
    Schließlich schoß ich eine Salve auf den knorrigen Stamm eines nahen Baums ab. In meinem Wahn ähnelte eine Verwachsung im Baum einem Männerkopf. Einem Mann wie Casanova. Ich schoß und schoß. Lauter direkte Treffer, tödliche Treffer. Ich hatte Casanova getötet!
    »Fühlst du dich jetzt besser?« Sampson sah mich über den Rand seiner Ray-Ban-Sonnenbrille an. »Hast du dem Missetäter in die bösen Augen geschossen?«
    »Ich fühle mich ein bißchen besser. Nicht viel.« Ich zeigte ihm Daumen und Zeigefinger, etwa einen Millimeter auseinander. Sampson lehnte sich gegen einen kleinen Baum, der wie ein menschliches Skelett aussah. Der junge Baum bekam nicht genug Licht. »Ich glaube, es wird Zeit, daß wir gehen«, sagte er. Da hörten wir Schreie! Frauenstimmen unter der Erde.
    Die Schreie waren gedämpft, aber wir konnten sie trotzdem deutlich hören. Sie waren nördlich von uns, ein Stück weiter im Dornendickicht, aber näher an der Lichtung hinter den alten Tabakfeldern. Beim Klang der Stimmen unter der Erde packte mich heftige Anspannung mit gewaltiger Wucht. Mein Kopf sackte unfreiwillig gegen meine Brust.
    Sampson zog seine Glock und gab zwei schnelle Schüsse ab, weitere Signale für die eingesperrten Frauen, die unter der Erde schrien.
    Die gedämpften Schreie wurden lauter, stiegen auf wie aus dem zehnten Kreis der Hölle.
    »Du liebes Jesulein«, flüsterte ich. »Wir haben sie gefunden, John. Wir haben das Schreckenshaus gefunden.«
106. Kapitel
    Sampson und ich gingen auf alle vieren. Wir suchten verzweifelt nach dem versteckten Zugang zu dem unterirdischen Haus, fuhren mit den Fingern und Handflächen über den überwucherten Boden, bis sie rissig waren und bluteten. Ich sah nach unten: Meine Hände zitterten.
    Ich schoß noch ein paarmal, damit die eingesperrten Frauen wußten, daß wir sie gehört hatten und daß wir noch da waren. Als ich die Schüsse abgegeben hatte, lud ich schnell nach.
    »Wir sind hier oben!« schrie ich, den Kopf dicht am Boden. Das Unkraut und das Gras kratzten gegen mein Gesicht. »Wir sind Polizisten!«
    »Dort hinüber, Alex«, rief Sampson mir zu. »Da ist die Tür. Jedenfalls eine Art von Tür.«
    Das Laufen durch das hohe, dichte Unkraut war wie das Waten durch Wasser. Die Falltür war dort, wo Sampson gesucht hatte, unter Geißblatt und hüfthohem Gras versteckt. Eine Schicht Erde und ein dicker Teppich aus Kiefernnadeln tarnten sie zusätzlich. Es war unwahrscheinlich, daß ein Suchtrupp oder ein Wanderer durch den Wald die Tür gefunden hätte.
    »Ich gehe zuerst hinunter«, sagte ich zu Sampson. In meinen Ohren toste und echote das Blut.
    Ich beeilte mich, polterte eine steile, schmale Holztreppe hinunter, die aussah, als wäre sie hundert Jahre alt. Sampson folgte mir auf den Fersen. Die guten Zwillinge.
    Halt! sagte ich mir. Langsamer. Am Fuß der Treppe war eine zweite Tür. Die schwere Tür aus Eichenbrettern sah neu aus, als wäre sie erst in letzter Zeit eingebaut worden. Ich drehte langsam am Knauf. Die Tür war abgeschlossen.
    »Ich komme hinein«, rief ich, falls jemand hinter der Tür war. Dann schoß ich zwei Salven in das Schloß, und es löste sich auf. Die Holztür öffnete sich schwerfällig, als ich mit der Schulter dagegen stieß.
    Endlich war ich in dem Schreckenshaus. Was ich sah, brachte mich zum Würgen. Auf einer Couch in einem Raum, der wie ein gepflegtes Wohnzimmer aussah, lag eine Frauenleiche. Die Leiche verweste schon. Die Züge waren unkenntlich. Auf dem Opfer wimmelte es von Maden.
    Weiter, mußte ich mir sagen. Geh! Geh jetzt weiter. »Ich bin direkt hinter dir«, flüsterte Sampson mit seiner tiefen Tatortstimme. »Paß jetzt gut auf, Alex.«
    »Hier ist die Polizei!« rief ich. Meine Stimme war zittrig und wurde rauh. Ich hatte Angst vor dem, was wir sonst noch in dem Versteck finden mochten. War Naomi noch hier? War sie am Leben?
    »Wir sind hier unten!« rief eine Frau. »Kann mich jemand hören?«
    »Wir hören Sie! Wir kommen!« rief ich wieder.
    »Bitte, helfen Sie uns!« Eine zweite Stimme, etwas weiter entfernt. »Seien Sie vorsichtig. Er ist

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