Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
des Fluges kreisten meine Gedanken ständig um Pierce, seine Wohnung, Isabella Calais, ihre gemeinsame Wohnung, seine Studien in Biologie und moderner Philosophie und Noam Chomsky. Ich hätte es nie für möglich gehalten, nicht einmal im Traum, aber Pierce stellte schon jetzt Gary Soneji und Simon Conklin in den Schatten. Ich verabscheute ihn über alle Maßen. Der Anblick der Bilder von Isabella Calais hatte dieses Empfinden ausgelöst.
    Außerirdischer? schrieb ich auf den Notizblock auf meinem Schoß. Er identifiziert sich mit der Beschreibung.
    Entfremdet? Wovon entfremdet? Idyllische Kindheit in Kalifornien. Er paßte einfach nicht in eines der psychopathischen Profile, die wir bisher erstellt hatten. Er ist ein Original. Und insgeheim genießt er das.
    Es war kein erkennbares Mordmuster zu erkennen, das die Verbindung zu einem psychologischen Motiv sein konnte. Die Morde wirkten beliebig und willkürlich! Er hatte einen Riesenspaß an seiner Originalität: Dr. Sante, Simon Conklin, jetzt Anthony Bruno. Warum sie? Und zählte Conklin überhaupt dazu? Es schien unmöglich, Thomas Pierces nächste Tat vorherzusagen. Seinen nächsten Mord.
    Warum bewegte er sich nach Süden, an die Küste von New Jersey? Mir war durch den Kopf gegangen, daß er aus einer Küstenstadt stammte, er war in der Nähe von Laguna Beach in Südkalifornien aufgewachsen. Kehrte er gewissermaßen nach Hause zurück? War die Küste von New Jersey seinem Zuhause so nahe wie möglich, so nahe, wie er sich traute heranzukommen?
    Ich besaß inzwischen reichlich Informationen über seine Jahre in Kalifornien, die Zeit, bevor er in den Osten gekommen war. Er hatte auf einer Farm gelebt, nicht weit von der berühmten Irvine Ranch entfernt. Es gab bereits drei Generationen von Ärzten in der Familie, alles gute, schwer arbeitende Menschen. Seine Geschwister hatten es alle zu etwas gebracht und glaubten allesamt nicht, daß Thomas fähig sei, derart brutale Morde zu begehen, wie sie ihm zur Last gelegt wurden.
    Das FBI behauptete, Mr. Smith sei schlecht organisiert, chaotisch und unberechenbar, kritzelte ich auf meinen Block. Was war, wenn das FBI sich irrte? Für viele FBI-Daten über Smith war Pierce zuständig. Pierce hatte erst Mr. Smith geschaffen und dann sein Profil erstellt.
    In Gedanken kehrte ich immer wieder in seine gemeinsame Wohnung mit Isabella zurück. Dort war alles so ordentlich und gut organisiert, die Wohnung wurde von einem eindeutigen Ordnungsprinzip beherrscht. Es kreiste um Isabella: ihre Bilder, ihre Kleider, sogar ihre Parfümflaschen, alles war noch an Ort und Stelle. Der Duft von L’Air du Temps erfüllte nach wie vor das gemeinsame Schlafzimmer.
    Thomas Pierce hatte sie geliebt. Pierce hatte geliebt Pierce hatte Leidenschaft und Emotionen empfunden. Das war ein weiterer Punkt, in dem sich das FBI irrte. Er hatte sie getötet, weil er geglaubt hatte, sie zu verlieren, und das konnte er nicht ertragen. War Isabella der einzige Mensch, den Pierce je geliebt hatte?
    Plötzlich fügte sich ein weiteres kleines Puzzleteil ins Bild ein. Es traf mich mit einer Wucht, daß ich es im Hubschrauber laut aussprach. »Ihr durchstoßenes Herz!« Er hatte ihr Herz »gepierct«! Verdammt noch mal! Er hatte den allerersten Mord schon damals gestanden! Er hatte einen Anhaltspunkt hinterlassen, aber der Polizei war er entgangen. Was hatte er jetzt vor? Wofür stand in seinem Bewußtsein »Mr. Smith«? Besaß für ihn alles eine Stellvertreterfunktion? Eine symbolische? Oder künstlerische? Entwickelte er vielleicht eine Sprache, die wir verstehen sollten? Oder war es noch einfacher? Er hatte ihr Herz »gepierct«. Pierce wollte gefaßt werden, festgenommen und bestraft.
    Schuld und Sühne. Warum konnten wir ihn nicht fassen?
    Ich landete gegen fünf Uhr nachmittags in New Jersey. Kyle Craig wartete auf mich, er saß auf der Kühlerhaube eines dunkelblauen Town Car und trank Samuel-Adams-Bier aus der Flasche.
    »Habt ihr Anthony Bruno schon gefunden?« rief ich, als ich auf ihn zuging. »Habt ihr die Leiche entdeckt?«
111.
    Mr. Smith reist an die Küste. Das klang wie der Titel eines einfallslosen Kinderbuchs. Im hellen Mondlicht fand Thomas Pierce den Weg entlang des langen weißen Sandstreifens am Point Pleasant Beach ohne Mühe. Er schleppte eine Leiche, das heißt das, was von ihr übrig war. Er hatte sich Anthony Bruno auf den Rücken gehievt. Er ging etwas südlich an der beliebten Jenkinson’s Pier und dem viel neueren Seeaquarium

Weitere Kostenlose Bücher