Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
war mir fast sicher, daß Gary Soneji der Mörder der Penn Station war. Ich nahm persönlich Kontakt mit Boston, Philadelphia und Baltimore auf und schlug vorsichtig vor, daß sie die Bahnhöfe im Auge behielten. Denselben Rat gab ich Kyle Craig und dem FBI.
    »Wir fahren zurück nach Washington«, sagte ich schließlich zu Goldman und Groza. »Danke, daß Sie uns hinzugezogen haben. Das ist uns eine große Hilfe.«
    »Ich rufe an, falls sich etwas tut. Sie aber auch, okay?« Manning Goldman streckte die Hand aus, und wir verabschiedeten uns. »Ich bin mir ziemlich sicher, daß wir nicht zum letzten Mal von Gary Soneji gehört haben.«
    Ich nickte. Ich war mir dessen hundertprozentig sicher.
26.
    In seiner Phantasie lag Gary Soneji neben Charles Joseph Whitman auf dem Dach des Turms der University of Texas, irgendwann im Jahr 1966.
    Alles in seiner gottverfluchten unglaublichen Phantasie!
    Er war schon sehr oft mit Charlie Whitman dort oben gewesen seit 1966, als der schießwütige Mörder zu einem seiner Kindheitsidole geworden war. Im Laufe der Jahre hatten andere Mörder seine Vorstellungskraft in Bann gezogen, aber keiner von ihnen kam Charlie Whitman gleich. Whitman war ein amerikanisches Original, und davon gab es nicht mehr viele. Soneji ging die Namen seiner Lieblinge durch. James Herbert, der ohne Vorwarnung im McDonald’s in San Ysidro, Kalifornien, das Feuer eröffnet hatte. Er hatte einundzwanzig Menschen umgebracht, sie schneller umgebracht, als sie fettige Hamburger austeilen konnten. Soneji hatte die Schießerei bei McDonald’s vor ein paar Jahren sogar nachgespielt, dabei war er Cross zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht begegnet.
    Ein weiterer seiner persönlichen Lieblinge war der Postbote Patrick Sherill, der in Edmond, Oklahoma, vierzehn seiner Kollegen weggepustet und damit vermutlich außerdem die Paranoia, Postboten seien wahnsinnig, ausgelöst hatte. In jüngster Zeit hatte er die Arbeit von Martin Bryant in der Strafkolonie Port Arthur in Tasmanien bewundert. Dann war da noch Thomas Watt Hamilton, der nach seiner Schießerei in einer Grundschule in Dunblane, Schottland, in das Bewußtsein fast aller Menschen auf diesem Planeten eingedrungen war.
    Auch Gary Soneji wünschte sich verzweifelt, allen Menschen in Erinnerung zu bleiben, eine große, beunruhigende Ikone im Internet der Welt zu werden. Und er würde es auch schaffen. Er hatte alles geplant.
    In sentimentaler Hinsicht war jedoch immer noch Charlie Whitman sein Liebling. Whitman war das Original, der »Irre im Turm«. Ein böser Bube weit unten in Texas. Gott, wie viele Male hatte er schon mit dem bösen Buben Charlie in der sengenden Augustsonne auf diesem Turm gelegen! Alles nur in seiner unglaublichen Phantasie!
    Whitman war ein fünfundzwanzigjähriger Architekturstudent an der University of Texas gewesen, als er durchknallte. Er hatte ein Waffenarsenal auf die Beobachtungsplattform des Kalksteinturms gebracht, der hundert Meter hoch über dem Campus aufragte und wo er sich wie Gott gefühlt haben mußte. Kurz bevor er auf den Uhrenturm gestiegen war, hatte er seine Frau und seine Mutter ermordet. An jenem Nachmittag in Texas hatte Whitman dafür gesorgt, daß Charlie Starkweather wie ein kleiner Gangster und echter Volltrottel dastand. Dasselbe galt für Dickie Hockock und Perry Smith, die beiden Rotznasen, weiße Taugenichtse, die Truman Capote in seinem Buch Kaltblütig unsterblich gemacht hatte. Im Vergleich mit Charles Whitman sahen auch diese beiden ziemlich bescheuert aus.
    Soneji hatte den genauen Text des Artikels aus dem TimeMagazin über die Schießerei von dem Turm in Texas nie vergessen. Er kannte ihn Wort für Wort auswendig:
    »Wie viele Massenmörder war Charles Whitman ein mustergültiger Junge, jener Typ, den die Mütter aus der Nachbarschaft ihren widerspenstigen Kindern als Vorbild hinstellen. Er war Ministrant und trug Zeitungen aus.«
    Gottverdammte ahnungslose Schwachköpfe.
    Noch ein Meister der Tarnung. Niemand hatte gewußt, was Charlie dachte oder was er schließlich durchziehen würde.
    Charles Whitman hatte sich vorsichtig unter der Zahl »VI« der Turmuhr postiert. Dann eröffnete er vormittags um 11.48 Uhr das Feuer. Auf der zwei Meter breiten Turmplattform lagen neben ihm eine Machete, ein Jagdmesser, ein 6-mmSturmgewehr von Remington, eine 35-mm-Remington, eine 08-Pistole und ein 357er-Revolver von Smith & Wesson.
    Orts- und Staatspolizei schossen Tausende von Salven auf den Turm ab, hätten

Weitere Kostenlose Bücher