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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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diesem Moment schien das Leben allzu voll von Schmerz und Verlust, von alter und neuer Liebe. Gerade als die Bewohner der Flotten Locke geglaubt hatten, das Puzzle zusammengefügt zu haben, verlangte das Schicksal von ihnen, ein Teil einzufügen, das zu einem anderen Spiel gehörte.
    Â»Es ist schon seltsam«, sagte Patty Jane schließlich. »Jahrelang wollte ich Thor unbedingt finden – ich wollte erfahren, warum er mich verlassen hat, was er mit seinem Leben angefangen hat. Aber mit der Zeit wurde sein Verschwinden realer als seine frühere Anwesenheit. Ich habe gewissermaßen die Tür hinter Thor zugemacht.« Der Anflug eines Lächelns spielte auf ihren Lippen. »Ich hätte nie geglaubt, daß sie eines Tages wieder aufgemacht werden würde und ich das hier«, sie wies mit dem Kopf auf den Mann, der zusammengerollt auf der Couch schlief, »dahinter finden würde.«
    Â»Und wenn er nun so zurückgekommen wäre, wie er früher war?« Es kostete Clyde Chuka Mühe, diese Frage zu stellen.
    Â»Ach, Clyde!« Patty Jane umschloß sein Gesicht mit ihren beiden Händen. »Wenn er nie gegangen wäre, wäre ich vielleicht mit ihm zusammen alt geworden ... oder wir hätten uns scheiden lassen. Ich weiß es nicht. Wir waren damals so jung. Wenn ich heute daran denke, habe ich das Gefühl, ihn kaum gekannt zu haben.«
    Â»Du hättest also deine Zündflamme ausgeschaltet?«
    Patty Jane strich mit den Fingern glättend über Clydes gerunzelte Stirn. »Ich hätte ihm gesagt, daß ich auf Elektrik umgesattelt habe.«
    Als Reese am folgenden Tag zu Temple Curry fuhr, um nach ihr zu sehen, fand er sie tot auf. Von sieben Katzen umgeben – alle in unterschiedlichen Stadien der Leichenstarre – lag sie im Bett. Sie hatte sich und ihnen offensichtlich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen. Reese nahm den Briefumschlag mit der Aufschrift »Thor«, der auf einem fleckigen Satinkissen lag, und rief die Gerichtspathologie an. Der Umschlag enthielt ein einzelnes Blatt Papier, ein Schreiben, aus dem hervorging, daß Thor Rolvaag und/oder sein Vormund Temple Currys gesamtes Vermögen erben sollten und daß eine Kopie dieses Briefes bei ihrem Anwalt deponiert sei.
    In einem für Patty Jane bestimmten Nachsatz hatte sie geschrieben:
    Ich würde mich gern entschuldigen, aber ich kann es nicht. Ich habe ihn gelehrt, die Toilette zu benutzen, mit Messer und Gabel umzugehen. Ich habe dafür gesorgt, daß er Holz und Werkzeuge hatte. Und ich habe, verdammt noch mal, seine Zähne gepflegt! Trotzdem gehört er am Ende Ihnen.
    Patty Jane entfärbte Thors Haar und gab ihm seine natürliche weißblonde Farbe wieder. Als sie fertig war, drehte sie ihn im Frisierstuhl herum, so daß er sich im Spiegel sehen konnte, und er berührte sein Haar und lächelte.
    Â»Richtig, Thor, das bist du, so wie du wirklich bist«, sagte Patty Jane.
    Es gab kleinere Siege, Momente der Hoffnung, in denen es schien, als wäre es möglich, Thor in kleinen Schritten zurückzuholen. Zu seinem ersten Frühstück hatte Ione ihm rommegrot gemacht, eine Art norwegisches Porridge mit viel Butter und Sahne, und als sie es ihm mit dem Wort » spise«  – »iß!« – hinstellte, hob er den Kopf, sah sie an und sagte: » Jeg vil spise. «
    Ione schlug die Hände auf die Brust und trat zurück.
    Â» ForstÃ¥r du ? – Du verstehst mich?«
    Â» Ja, jeg forstÃ¥r deg. Har du kaffe?«
    Â»Er versteht mich!« schrie Ione laut. »Er will Kaffee haben.«
    Die Ärzte waren beeindruckt, daß Thor sich einer Sprache erinnerte, die er als Kind gelernt hatte, doch wie Dr. Lumley sagte: »So etwas kommt manchmal vor. Daraus folgt nicht automatisch, daß er seine geistigen und emotionalen Fähigkeiten in vollem Umfang zurückgewinnen wird.« Und damit hatte er recht. Ione erklärte ihm beispielsweise auf norwegisch, daß sie seine Mutter war; dann deutete sie auf Nora und Patty Jane und erläuterte, wie sie zu ihm standen. Doch auch wenn Thor ihr folgsam nachsagte: »Mutti? Datter? Min Fru?« , hatte er keine Vorstellung davon, was die Wörter bedeuteten.
    Patty Jane nahm ihn mit in den Salon und stellte ihn ihren Kundinnen und Angestellten vor. Sie wollte ihn soweit wie möglich in das tägliche Leben im Haus integrieren. Ione ging mit ihm zur

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