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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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weißt du, als wär er zurückgeblieben. Er weiß nicht mal, wer ich bin.«
    Sie stieß die letzten Worte unter Schluchzen hervor, und Lori nahm ihre Freundin in den Arm und drückte sie.
    Â»Ich hasse ihn, Lori. Ich hasse ihn! Er kommt mir vor wie ein kleines Kind in einem Erwachsenenkörper.« Sie wischte sich die Nase mit dem Handrücken. »Ich halt’s nicht aus, wenn ich neben ihm sitzen muß. Er sieht so gruslig aus – so weiß wie ein Gespenst und ganz mager und gekrümmt, und ich hab doch mein Leben lang gehört, daß ich aussehe wie er, und weißt du, ich kann das auch erkennen, obwohl er eigentlich die meiste Zeit ausschaut wie ein Troll – ich seh mich, wenn ich ihn anschau, und das macht mich wahnsinnig! Ich hab mir immer vorgestellt, ich würd ihn eines Tages ganz zufällig auf einer Kanufahrt durch das Seengebiet treffen. Er wäre der Führer, verstehst du, und ich würde in Stromschnellen geraten, und er würde mich retten. Ich hab mir das so cool vorgestellt. Und jetzt sabbert er beim Essen.«
    Patty Jane bemerkte die rotverschwollenen Augen ihrer Tochter, als diese Hand in Hand mit ihrer besten Freundin herunterkam. Sie beobachtete, wie Nora Lori zu dem Ohrensessel führte, in dem Thor saß, und sagte: »Dad, das ist meine beste Freundin, Lori Mellstrom. Lori, das ist mein Dad.«
    Eigentlich hatte Nora vorgehabt, ihre Freundin durch die Hintertür hinauszuführen und noch einmal versprechen zu lassen, daß sie keinem Menschen erzählen würde, was sie gehört hatte; aber als sie die Treppe hinunterging und sah, wie Patty Jane Thor gerade eine Decke um die Schultern legte, erwachte blitzartig ein Entschluß in ihr: Solange ich mit der Sache nicht umgehen kann, werd ich einfach so tun, als könnte ich mit ihr umgehen.
    Die Einfachheit dieses Plans erstaunte sie; sie empfand den gleichen Überschwang wie bei der Lösung einer schwierigen Algebraaufgabe. Im stillen wiederholte sie sich die neue Formel: Solange ich mit der Sache nicht umgehen kann, tu ich einfach so, als könnte ich mit ihr umgehen.

24
    BLASSES winterliches Licht fiel durch die Ritze unter der Jalousie, als Patty Jane am Morgen des Hochzeitstags ihrer Schwester erwachte. Sie hatte kaum geschlafen, dennoch erwachte sie gutgelaunt und voller Tatendrang.
    Am Abend zuvor hatten die Männer bei Clyde Chuka unter sich gefeiert. Patty Jane und Harriet hatten sie uneingeladen überfallen. Sie hatten mit Fäusten an die Tür gedonnert und mit barscher Stimme gerufen: »Polizeirazzia!« Sie hatten nichts Sündigeres als ein Pokerspiel gestört.
    Â»Harriet, ich fürchte, ich verliere unser ganzes Geld für die Flitterwochen«, sagte Reese.
    Â»Dann gewinn es lieber zurück«, versetzte Harriet lachend und gab ihm einen Kuß auf den Kopf. »Sonst kommst du mir nicht nach Hause.« Clyde Chuka hatte auch Thor eingeladen, aber Nora sagte, nein, sie würde sich um ihn kümmern; Thor würde sich sicherlich nicht ausgeschlossen fühlen.
    Patty Jane beobachtete ihre Tochter mit einer Mischung aus Stolz und Bewunderung und auch – sie konnte nicht dagegen an – mit einem gewissen Zynismus. Sie sah zu, wie Nora Thor sein Essen brachte, ihm die Serviette in den Kragen steckte, sein Fleisch schnitt, sein Glas immer wieder mit Milch füllte, von der er anscheinend nicht genug bekommen konnte. Ione nannte sie einen kleinen Engel, und Harriet sagte: »Wir können alle von ihr lernen«, aber Patty Jane wurde das Gefühl nicht los, daß Nora in ihrer Rolle als hingebungsvolle Tochter nicht ganz echt wirkte.
    Â»Was soll das heißen?« fragte Nora, die gerade im Rückspiegel des Autos ihrer Mutter einen Pickel an ihrem Kinn inspizierte. Patty Jane fuhr sie zur Schule.
    Â»Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel deinem Vater gegenüber?«
    Â»Was für ein Sinneswandel?«
    Patty Jane seufzte und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. »Nora, als Thor nach Hause kam, konntest du ihn kaum ansehen, und jetzt kannst du nicht genug für ihn tun.«
    Nora wischte das beschlagene Fenster klar und schaute hinaus. »He, da ist Greg Kraus. Setz mich doch gleich hier ab, okay?«
    Ehe sie die Tür zuschlug, schob sie den Kopf noch einmal in den Wagen und sagte: »Er ist mein Vater.«
    Â»Damit ist meine Frage eigentlich nicht beantwortet«, gab Patty Jane zurück, als

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