Patty Janes Frisörsalon
Digest zu und lachte mit ihnen. Er saà nicht das erstemal im Wartezimmer der Entbindungsstation, aber solch ein wütendes Donnerwetter hatte er noch nie gehört.
»Die hätten sie mal besser narkotisiert«, bemerkte er freundlich, während er seine Pfeife mit Cherry Blend stopfte.
Das Gelächter der Frauen brach ab. Ione straffte ihre Schultern, sah ihn mit kaltem Zornesblick an und sagte: »Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten.« Das überraschte Harriet noch mehr als Patty Janes unflätiges Gebrüll. Sie legte Ione den Arm um die Schultern. »Komm«, sagte sie, »gehen wir auf eine Tasse Kaffee.«
Dr. Danielson, ein junger Assistenzarzt, haÃte den Dienst auf der Entbindungsstation. Er fand Wehen und Geburten absolut unerquicklich. Er wollte sich später einmal auf FuÃkrankheiten spezialisieren; FüÃe waren sauber und anspruchslos, und die Patienten waren einem von Herzen dankbar, wenn man ihnen ein Hühnerauge oder ein schmerzendes Ãberbein entfernt hatte.
Wenn diese Verrückte im KreiÃsaal keine Medikamente wollte, warum war sie dann nicht einfach zu Hause geblieben und brachte ihr Kind dort zur Welt? Oder besser noch, warum hockte sie sich nicht einfach in den Wald? Er hatte ganz sanft versucht, ihr zu erklären, daà ein biÃchen Ãther, eine kleine Dosis Demerol ihr gut tun würden, als sie darauf geschrien hatte: »Wenn Sie es wagen, mich mit der Nadel anzurühren, zeige ich Sie an«, hätte er ihr beinahe eine runtergehauen. Doch er machte nur auf dem Absatz kehrt und sagte zu einer der Stationsschwestern, sie solle ihn erst holen, wenn der Muttermund der Patientin zehn Zentimeter geöffnet sei, und ja keinen Zentimeter früher.
Patty Jane hatte Schmerzen erwartet, aber nicht diesen Tornado von Schmerzen, der ihr Innerstes nach auÃen zu kehren drohte.
Als die Schmerzwelle nachlieÃ, hob Patty Jane ihren Kopf von dem feuchten Kissen und setzte sich auf. Ihr Haar war naà und klebte ihr an der Kopfhaut. Sie hatte die Entscheidung, sich keine Betäubung geben zu lassen, erst getroffen, als die Wehen eingesetzt hatten. Thor war verschwunden; sie wollte nicht, daà bei der Geburt des Kindes auch noch die Mutter abwesend sein würde. Sie drückte ihr Kinn auf ihre Brust und sprach zu dem gewaltigen Berg, der unter ihrem dünnen Krankenhaushemd rumorte.
»Hör auf, mich zu quälen, Kind«, sagte sie. »Das ist das Ressort deines Vaters.«
Der Kopf des Kindes war bereits zu sehen, als sie Patty Jane in den Entbindungsraum schoben.
»Pressen«, sagte Dr. Danielson, während er Gummihandschuhe überzog.
»Was zum Teufel glauben Sie denn, daà ich tu?« knirschte Patty Jane mit zusammengebissenen Zähnen.
»Aber, aber«, sagte der junge Arzt. »Wir wollen doch lieber nichts sagen, was uns später leid tun könnte.«
Patty Jane drückte ihren Rücken durch und preÃte ihr Gesäà in den harten, mit Papier belegten Tisch. Sie stieà einen Schrei aus, unter dem die Lampe und die Schwester erzitterten. So leicht wie ein Brief durch den Briefkastenschlitz glitt das Kind in Dr. Danielsons Hände. Die Schwester klemmte die Nabelschnur ab, und der Arzt hielt das schreiende Neugeborene hoch.
»Es ist ein Mädchen«, sagte er, »und sie brüllt genau wie Sie.«
Nach drei Tagen ging Patty Jane nach Hause.
»Also wirklich«, sagte die Schwester, von der Patty Jane behauptet hatte, sie sei eine Schande für den Namen Florence Nightingales. »Was wollen Sie damit beweisen? Eine Woche Erholung ist für unsere genesenden Mütter das mindeste.«
»Ich bin nicht krank«, sagte Patty Jane und packte den kleinen grünen Koffer, den Ione ihr geliehen hatte.
»Also wirklich!« sagte die Schwester noch einmal.
Patty Jane fand die Vorschrift, daà die Patienten im Rollstuhl zum Ausgang gebracht werden muÃten, lächerlich, aber in diesem Kampf blieb die Schwester Siegerin. Ione und Harriet hielten jede einen Griff des Rollstuhls, und Patty Jane hielt den Säugling. Ein Pfleger, der im Korridor an ihnen vorüberkam, konnte nicht umhin, die grimmige Entschlossenheit der drei Frauen zu bemerken.
So sehr Patty Jane davor graute, sie wuÃte, daà sie so schnell wie möglich in die Wohnung zurückmuÃte. Zu ihrem realen Leben gehörte ein Ehemann, der tot oder vermiÃt war, und sie muÃte in
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