Patty Janes Frisörsalon
erklärt hat, nehmen Sie vielleicht ein Fleischermesser und überlegen sich, wie es wäre, wenn Sie es sich ins Herz stoÃen würden. So.« Patty Jane beugte sich mit einem Ruck nach vorn und stieà sich die geballten Fäuste unter ihre Brust.
Der Arzt fuhr zurück. »Soll das heiÃen, daà es zwischen Ihrer Schwiegermutter und Ihnen Reibungen gibt?«
Patty Jane lachte. »Versuchen Sie doch mal zu hören, was ich sage, Doktor. Der Mann, den ich liebe, hat mich verlassen. Kein Mensch kann mir sagen, wo er ist, ob er überhaupt noch lebt. Ich möchte ihn umbringen für das, was er mir angetan hat â und manchmal möchte ich mich selbst umbringen.«
»Ich könnte Ihnen ein Medikament verschreiben«, sagte der Arzt.
»Nein, vielen Dank«, entgegnete Patty Jane entschieden. »AuÃerdem stille ich mein Kind.«
Der Arzt neigte sich vor. »Das ist interessant.«
Patty Jane zog die Decke bis zu ihren Schultern hinauf und sagte nichts.
»Viel Glück«, sagte er schlieÃlich. »Wenn Sie für die Psychotherapie nicht zu haben sind, werden Sieâs brauchen.«
»Machen Sie die Tür zu, wenn Sie rausgehen«, sagte Patty Jane.
»Sie ist sehr feindselig«, konstatierte Dr. Kolm, als Avel und Harriet im Flur mit ihm zusammentrafen. »Voller Zorn und Wut.«
»Sie hat aber auch viel mitgemacht«, verteidigte Harriet ihre Schwester.
Dr. Kolm rümpfte die Nase. »Irgend etwas muà ja ihr ungezogenes Verhalten erklären.«
»Braucht Sie Behandlung, Bryce?« fragte Avel.
»Unbedingt«, antwortete Dr. Kolm. »Reichlich. Aber nicht von mir.« Er setzte seinen Hut auf und rückte ihn in eine flotte Schräglage. »Avel, wir sehen uns beim nächsten Jahrgangstreffen im Herbst.« Er tippte mit einem Finger an die Krempe seines Huts. »Und ich lasse dir die Rechnung in dein Büro schicken.«
Er stieà mit seiner Aktentasche an die Tür, als er ging.
Avels Stimme zitterte, als er sagte: »Ich hoffe, Patty Jane hat ihm richtig Bescheid gegeben.«
»Das hab ich«, verkündete Patty Jane, die mit den Händen in den Taschen von Thors Bademantel am neuen Kühlschrank lehnte. »Und bitte tut mir so was nie wieder an. Ich brauche niemanden, der mir den Kopf zurechtrückt.« Sie seufzte und drückte ihre Wange an die blitzend weiÃe Kühlschranktür. »Bei mir sind keine Schrauben locker, mir hatâs das Herz gebrochen.«
Sehr zum Ãrger seiner Schwestern änderte Avel seinen Reiseplan so, daà er rechtzeitig zu seinem vorgesehenen Hochzeitstag wieder zu Hause sein würde.
»Und wohin wollen wir in die Flitterwochen fahren?« fragte er Harriet. »Nach Las Vegas?« Sie saÃen unter Scharen von Geschäftsleuten und Touristen in Charlieʼs Café in der 7. StraÃe.
»Nein, da fährt man hin, um sich scheiden zu lassen«, entgegnete Harriet.
»Stell dir die Lichter und den Glanz vor.«
»Scheidungsparadies der USA. Lies doch mal die Photoplay. «
»Dann New York City«, meinte Avel. »Eine Suite im Waldorf und eine Hochzeitsfahrt in einer Droschke.«
»Was ist so toll daran, in einer Droschke herumzukutschieren?« fragte Harriet.
»New Orleans«, schlug Avel vor. »Tolle französische Küche, erstklassiger Jazz und schmiedeeiserne Balkone, auf denen wir sitzen und scharf gebrannten schwarzen Kaffee schlürfen können.«
»Da war mal eine Freundin von mir«, erklärte Harriet. »Sie hat Fischsuppe gegessen und rohe Austern, und hinterher hat sie alles wieder von sich gegeben.«
Avel erweiterte das Repertoire seiner Vorschläge auf Städte auÃerhalb der USA â London, Paris, Bagdad â, aber Harriet schien triftige Gründe zu haben, alles abzulehnen.
»Okay«, sagte Avel, dem langsam die Geduld ausging wie einem schlechten Reifen die Luft, »was schlägst du denn vor?«
Harriet blickte auf ihren Teller hinunter. Avel dachte nur daran, wie gern er jetzt ihr langes Haar zur Seite geschoben und ihren schönen Hals geküÃt hätte.
»Die Wisconsin Dells«, sagte sie leise, ohne aufzusehen.
»Was?« Avel glaubte, nicht recht gehört zu haben.
Harriet beugte sich so weit zu ihm hinüber, daà der billige Messinganhänger und die Perlenkette, die er ihr geschenkt hatte, über dem Körbchen mit den WürzsoÃen
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