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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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wies zu einer Gruppe kahler Büsche. »Schau.«
    Eine Rehgeiß und ihr Kitz blickten mit aufgestellten Ohren und zuckenden Nüstern durch das Ästegewirr zu ihnen herüber.
    Â»Ach, wenn doch Nora das sehen könnte«, flüsterte Patty Jane. Das Kitz sah zu seiner Mutter hinauf, die den Kopf hob, so daß der Streifen weißen Fells an ihrem Hals sichtbar wurde. Sie machte einen Sprung zur Seite und trabte dann, von ihrem Kitz gefolgt, in die Schlucht hinein. Die beiden Tiere verschwanden so schnell, daß es schien, als wären sie nur graue Schatten auf dem Schnee gewesen. Clyde Chuka zog seinen Arm von Patty Janes Schulter.
    Â»Patty Jane.« Er nahm ihre Hand und schob sie mit seiner zusammen in seine Jackentasche. »Ich mag dich zu sehr, um mit dir zu schlafen.«
    Â»Ich kann deiner Logik leider nicht folgen«, versetzte Patty Jane. »Und was sollte dann dieser Kuß bedeuten?«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung. Schweigen lag wie ein Joch auf ihren Schultern, stand wie eine Wand zwischen ihnen. »Dieser Kuß«, sagte Clyde Chuka schließlich, »war unsere Belohnung dafür, daß wir lebend diese Treppe runtergekommen sind.«
    Â»Du belohnst also halsbrecherisches Verhalten mit Sex?«
    Â»Patty Jane«, sagte er, und sie hörte den Ernst, »ich habe viele Gründe dafür, mit dir schlafen zu wollen, und viele dafür, es nicht zu tun. Und so, wie ich es sehe, ist der Stapel mit den Gründen, die dagegen sprechen, höher.«
    Â»Dann sag mir wenigstens die Gründe, die dafür sprechen.«
    Â»Hör auf, auf den Busch zu klopfen, Patty Jane. Die kannst du dir doch denken.« Sein Gesicht, das unter der Wirkung der Kälte und dieses Gesprächs versteinert war, wurde ein wenig weicher. »Aber hier sind die Gründe, warum ich es nicht tue, und sie sind nicht unbedingt nach Wichtigkeit geordnet: Erstens, ich möchte nicht eine Freundschaft aufs Spiel setzen, die mir jeden Tag mehr bedeutet; zweitens schlaf ich aus Prinzip nicht mit Vorgesetzten, Lehrern oder Zirkuskünstlern, und drittens hab ich keine Lust, mit Thor in Konkurrenz zu treten.«
    Â»Thor?« Patty blieb stehen.
    Â»Ja, Thor.« In seiner Stimme lag ein Anflug von Resignation. »Schau mal, Patty Jane, ich seh das so. Jedem von uns wird eine große Liebe gewährt – und manche von uns haben das Glück, sie zu finden. Diese Liebe ist so etwas wie unsere Zündflamme, und wenn die ausgeht – dann ist sie für immer aus.« Er stieß mit geblähten Wangen eine große Atemwolke in die Luft. »Na ja, und ich könnte vielleicht ein Heizring sein und dich ein bißchen wärmen, aber ich könnte niemals das sein, was ich sein möchte, diese Zündflamme. Und da lasse ich eben lieber die Hände ganz vom Herd.«
    Â»Feigling«, sagte Patty Jane und drückte die Augen zu, um Clyde Chuka ihre Tränen nicht sehen zu lassen.

14
    1967 wurde Nora ein Teenager, und Patty Jane hatte den Eindruck, ihre Tochter hätte eine Straße überquert, mit der ausdrücklichen Anweisung, ihr nicht zu folgen.
    Â»Es ist nur eine Phase«, beruhigte sie Dixie, die selbst vier Kinder hatte. »Was erwartest du denn?«
    Â»Ganz normale Höflichkeit und ein bißchen Respekt.«
    Dixie lachte sie aus. »Wo kommst du denn her, Patty Jane? Vom Mars?« Wenn es zwischen ihren täglichen Scharmützeln überhaupt eine Waffenruhe gab, dann abends nach dem Essen, wenn Nora den Inhalt des Wunschbriefkastens auf dem Küchentisch ausschüttete und die Zettel laut vorlas. Da sie keine Unterschriften trugen, äffte Nora jeweils die Stimme der Kundin nach, die sie für die Verfasserin hielt.
    Â»â€ºAbonniert bessere Zeitschriften‹«, las Nora mit Inky Kolstats hoher Wimmerstimme. » True Confessions ist billiger als National Geographic und längst nicht so langweilig.«
    Â»Das steht aber nicht da«, rief Harriet lachend und griff nach dem Zettel.
    Nora hielt das Papier über ihren Kopf. »Doch, eben schon, und ein PS ist auch noch da.« Ihre Stimme schwang sich wieder in schrille Höhen hinauf. »Und wieso spielt Harriet in den Tanzpausen nie was von den Rolling Stones?«
    Nora räusperte sich, und als sie wieder sprach, klang ihre Stimme wie ein Knurren. »Wie oft muß ich das noch fragen: Warum kann der Keramikkurs nicht auf Donnerstag morgen verlegt werden? Jeder weiß,

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