Patty Janes Frisörsalon
überzubraten.
»Kunst«, sagte sie zähneknirschend. »Das war die Kunst eines Mannes.«
»Eines Mannes, den man einsperren sollte«, entrüstete sich Grimmy.
Von der Gruppe, die um den Küchentisch saÃ, kam zustimmendes Gemurmel. Patty Jane warf ihrer Schwester einen hilfesuchenden Blick zu, aber Harriet zuckte nur mit einem schwachen Lächeln die Achseln und zündete sich eine Zigarette an.
»Meine Damen«, sagte Patty Jane, die Schultern straffend, »es tut mir leid, wenn Sie diesen Abend als Beleidigung empfunden haben â es war ein Experiment, das ist alles.«
Die Tür öffnete sich, und die kühle Nachtluft fegte in einem Schwall herein, als Clyde Chuka eintrat, dem vor Lachen immer noch die Augen tränten.
»Hmmm«, sagte er, »von dem Kaffee hätt ich gern eine Tasse, wenn Sie mir eine einschenken, Ione.«
Die kurze Stille, die seinem Erscheinen folgte, wurde von einem Dutzend zorniger weiblicher Stimmen gebrochen.
»Meine Damen, meine Damen«, sagte er und hielt abwehrend eine Hand hoch, während er mit der anderen eine Tasse Kaffee entgegennahm, »wenn ich gewuÃt hätte, daà so groÃes Interesse besteht, hätte ich den Künstler gebeten, zu bleiben und einige Ihrer Fragen zu beantworten.«
»Fragen, ha!« rief Grimmy Bultram. »Bitte sehr: Wieso sitzt dieser Mann nicht im Gefängnis?«
»Warum versucht er nicht zur Abwechslung mal einen guten Film zu machen?« fragte Inky Kolstat, die der Meinung war, ihr längst vergangener Kaffeeklatsch mit John Barrymore verleihe ihrer Meinung doppeltes Gewicht. »Etwas wie Singing in the Rain oder Tammy and the Doctor. «
»Tritt der Mann, der den Börsenmakler gespielt hat, auch mal persönlich auf?« fragte Alva Bundt.
»Meine Damen, meine Damen«, sagte Clyde Chuka wieder und lächelte. »Geoff Bells Arbeit ist in Künstlerkreisen sehr bekannt. Er und ich meinten, es wäre einen Versuch wert, diese Kreise etwas zu erweitern, und er läÃt Ihnen dafür danken, daà Sie ihm Gelegenheit gegeben haben, seine Arbeit zu zeigen, von der er wohl weiÃ, daà sie sehr kontrovers ist.«
Clyde Chukas dunkle braune Augen und seine warme Stimme wirkten so ernsthaft, daà die Frauen sich beruhigten.
»Keine von Ihnen hätte ihr gemütliches Zuhause verlassen müssen«, fuhr er fort. »Sie hätten warm und behaglich in Ihrem Wohnzimmer bleiben und sich Ed Sullivan ansehen können, aber Sie haben es trotzdem auf sich genommen, an einem kalten Sonntagabend den Weg hierher zu machen.«
Patty Jane bemerkte, wie sich die Haltung der Frauen veränderte, während sie Clyde Chuka zuhörten. Schultern strafften sich, Köpfe hoben sich, Stolz schwellte die Busen. Die Frauen sahen einander lächelnd an, als wollten sie sagen, na, sind wir nicht toll!
Clyde Chuka trank einen Schluck Kaffee und lieà seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Bei Grimmy Bultram hielt er inne. »Das Leben ist, wie Helen Keller sagt, entweder ein kühnes Abenteuer oder nichts«, bemerkte er, »und Dank Ihnen allen, daà Sie sich daran beteiligen.«
Die Frauen quittierten Clydes kleine Ansprache nickend und lächelnd mit schweigendem Beifall.
Bald sammelten sie Handtaschen, Mäntel und Kinder ein (auf die Dixies älteste Tochter für fünfunddreiÃig Cents die Stunde unten im Souterrain aufgepaÃt hatte) und wünschten einander gute Nacht.
Patty Jane gesellte sich zu Clyde Chuka, der an der Tür stand, um die Frauen hinauszulassen.
»Alle Achtung«, sagte sie.
»Gute Nacht, Alva«, sagte Clyde Chuka, der letzten der Frauen die Tür aufhaltend. »Seien Sie vorsichtig, es ist glatt.«
»Danke«, sagte er zu Patty Jane gewandt, als er die Tür schloÃ. »Ich war an unserer Reservatsschule der groÃe Redner. Bis zu meiner berühmt-berüchtigten General-Custer-Rede.«
Patty Jane schaltete die AuÃenbeleuchtung aus. »Was war das für eine Rede?«
»Ich habe Crazy Horse gespielt, der den Kriegsbericht bringt.« Clyde Chuka trug seine Kaffeetasse zur Spüle und wusch sie aus.
»Und?« fragte Patty Jane, die ihm folgte.
Clyde Chuka seufzte. »Und daraufhin kam es zwischen mir und dem Lehrer zu einem Riesenstreit darüber, was daran den historischen Tatsachen entspräche und was nicht. Du muÃt dir das mal vorstellen, da stand dieser WeiÃe und
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