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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Wagens hörte, ließ sie Alva Bundt, die mit tropfnassem Kopf über dem Waschbecken hing, einfach zurück und stürzte hinaus, um gerade noch in den Wagen zu springen, als Harriet krachend den Gang einlegte und zurückstieß.
    Mit einem Griff riß sie den Schlüssel aus dem Zündschloß und schob ihn in ihre Kitteltasche.
    Â»Das ist mein Auto!« schrie Harriet. »Avel hat es mir geschenkt.«
    Â»Und du hast es mir geschenkt«, schrie Patty Jane genauso laut zurück. »Und ich laß nicht zu, daß du damit irgendwas über den Haufen fährst.«
    Das wütende Gekeife brach ab, als sie merkten, daß der Wagen immer noch in Bewegung war und mit zunehmender Geschwindigkeit die abschüssige Straße hinunterrollte.
    Â»Schalt auf Parken, Herrgott noch mal«, rief Patty Jane. Sie kletterte über Harriet hinweg und stieß zwei Schritte vom nagelneuen gelben Mustang ihrer Nachbarn entfernt ihren Fuß auf die Bremse. Patty Jane mußte plötzlich lachen, doch als sie sich nach Harriet umdrehte, in der Hoffnung, daß sie mit ihr lachen würde, war diese schon dabei, auf der anderen Seite aus dem Wagen zu steigen.
    Â»Geh nur!« schrie Patty Jane ihr durch das offene Fenster hinterher. »Geh nur und laß dich vollaufen, du blöde Kuh!«
    Â»Clyde, was ist eigentlich los?« fragte Nora. Sie hatte ihm aufgelauert, als er sich in seiner Pause an den Eßzimmertisch setzte.
    Â»Was meinst du?« fragte Clyde Chuka, nachdem er einen Bissen Schokoladenkuchen mit Kaffee hinuntergespült hatte.
    Â»Ich mein, mit Mama und Tante Harriet. Komm mit in die Küche, da ist Grandma.«
    Ione saß am Tisch. An einem Arrangement aus Trockenblumen herumzupfend, das in seiner Mitte stand, blickte sie ihnen mit Verschwörermiene entgegen.
    Â»Wir müssen etwas tun«, sagte sie, als Nora und Clyde Chuka sich gesetzt hatten.
    Â»Harriet betrinkt sich dauernd, nicht?« fragte Nora.
    Â»Ja.« Clyde Chuka breitete die Hände aus und zuckte die Achseln. »So ziemlich jeden Abend, soweit ich sehen kann.«
    Ione bohrte ihre Faust in die Wange und schüttelte den Kopf. »Ich hab gedacht, Harriet hätte die Kurve endlich gekriegt.«
    Nora sah Clyde Chuka an. »Warum trinkt sie?«
    Â»Nora«, sagte er, und seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern, »ich will dir mal eine Geschichte erzählen. Der Haken ist nur, daß sie kein Ende hat.« Eine Weile saß er schweigend da und rieb sich mit beiden Händen die Stirn. »Ich komme aus einer Familie, in der immer getrunken wurde«, begann er. »Nein, sagen wir lieber, aus einer Familie von Trinkern. Weil es da nämlich einen Unterschied gibt – verstehst du, manche Leute können ein paar Gläser kippen und es dann lassen, und andere kippen ein paar und können es dann nicht mehr lassen. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen, weil meine Mutter meistens zu betrunken war, um mich selbst zu erziehen. Und mein Vater marschierte eines Tages betrunken auf ein Bahngleis, als gerade ein Zug kam. Erst war er vom Alkohol nur weggetreten, und eine Sekunde später war er endgültig abgetreten. Und das hübscheste Mädchen der ganzen Welt, mit Augen, die glänzten wie schwarzer Achat, hat eines Tages ein paar über den Durst getrunken und meinen Lieferwagen in der Nähe von Jamestown in North Dakota in den Graben gefahren. Ich hab in einer kleinen Blockhütte gesessen und an sie gedacht, als plötzlich jemand wie ein Wilder an meine Tür trommelt. Als ich aufmache, ist es ihr Bruder, und er sagt mir, daß sie tot ist.« Clyde Chuka faltete seine Hände im Schoß und starrte lange schweigend auf das Blumenarrangement. »Habt ihr das in Alvas Kurs gemacht?«
    Ione nickte. Die Stille wurde so drückend, daß sie Nora in den Ohren dröhnte.
    Â»Alva hat ein gutes Auge«, sagte Clyde Chuka. »Ich kann mir vorstellen, daß sie mit einer Lötlampe und einem Stück Altmetall einiges anfangen könnte.« Er blies in seinen Kaffee, obwohl der längst nicht mehr heiß war.
    Â»Ist das das Ende?« fragte Nora leise.
    Â»Nein«, antwortete Clyde Chuka. »Ich hab dir ja gesagt, daß diese Geschichte kein Ende hat. Die einzigen zwei Menschen in meiner Familie, die nicht trinken, sind meine Großmutter und ich. Sie hat nie etwas angerührt, und ich hab’s eine Weile versucht, bis ich gesehen hab, wo es

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