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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Tür, die mit Gewalt geöffnet wurde. Ein langer Klageton von gequältem Holz und Metall. Das Haus vibrierte. Sie tastete hinter sich, nach der Türklinke.
    So hatte sie damals in der Tür gestanden, an dem Tag, an dem ihre Welt aus der Umlaufbahn geriet. Der Raum mit den schwarzen Wänden. Das Che-Guevara-Poster. Auf dem Bett die Decke aus Kaninchenfell. Und darauf …
    Die Kerze fiel aus dem Leuchter. Der Spiegel über der Kommode löste sich von der Wand, in Zeitlupe, rutschte hinunter, schlug auf der Kommode auf, fiel vornüber, fegte die Blumenvase von der Platte und den Kerzenleuchter und zerschellte mit dem Versprechen von sieben Jahren Unglück.
    Draußen rauschte es, es klang wie ein gewaltiger Wind in den Blättern der Bäume. Holz barst. Vor dem Fenster wurde es hell. Sophie stand wie gelähmt an der Tür und blickte auf die Scherben. Und dann hörte sie den Aufprall. Irgend jemand hatte die beiden Bäume vom Haus gezogen.
    Als die Katze mit ihren weißen Pfötchen ein großes glitzerndes Stück Glas über den Boden dribbelte, schreckte sie auf. Sie lief hinunter, holte Kehrblech und Handfeger aus der Küche und fegte die Scherben zusammen. Das Kehrblech nahm sie wieder mit nach unten und kehrte mit Wassereimer und Wischtuch zurück. Die Katze verfolgte jede ihrer Bewegungen, schlug mit der Pfote nach dem Wischlappen, jagte einer Spiegelscherbe hinterher, und sprang schließlich aufs Bett, wo sie sich mit irgendeinem Spielzeug vergnügte. Als Sophie das Wischtuch ausgewrungen hatte und zusammen mit dem Putzeimer wegstellen wollte, sah sie die Blutspuren. Auf dem Boden und auf dem Bett.
    Sie packte die Katze, die sich kokett sträubte. Aber das Tier war nicht verletzt, trotz der blutigen Pfotenspuren auf dem weißen Laken. Sie nahm ihm sein Spielzeug fort und setzte es behutsam vor die Tür.
    Dann hörte sie das Telefon. Wieder lief sie die Treppe hinunter, wieder mit nackten Füßen, was sie erst merkte, als sie unten angekommen war. Das Telefon war unterdessen verstummt. »Unbekannter Teilnehmer« stand auf dem Display. Regine? Vielleicht. Egal.
    Sie griff nach der Zeitschrift, die auf dem Küchenstuhl lag, und ging hinüber ins Kaminzimmer. Zettel lagen auf dem Couchtisch, sie mußte sich um irgend etwas kümmern, es war wohl wichtig. Später.
    Als sie sich aufs Sofa sinken ließ, sprang die Katze auf ihren Schoß und schnurrte. Sie hatte das Spielzeug im Maul, das Sophie ihr weggenommen hatte, und ließ es fallen.
    »Alisha. Mein Schatz. Ein Geschenk?«
    Sophie nahm das Bündelchen auf. Ein roter Lederbeutel an einem langen Riemen, bestickt mit Perlen und Federn, sie kannte ihn, es war ein Medizinbeutel, ein Beutel für Amulette und zauberkräftige Kräuter, angeblich Indianerhandwerk. Das trug man damals, als die Welt voller Blumen, Liebe und Magie war. Ihre Hände strichen über den Beutel, glätteten die Federn, entwirrten die Perlenschnüre. Man konnte ihn um den Hals tragen. Zwischen den Brüsten. Das Leder wurde warm durch den Körperkontakt, weich, anschmiegsam. Und es duftete nach Sandelholz und Myrrhe. Sie ließ die Lederriemen durch die Finger gleiten und vergaß die Zeit. Draußen der Wind in den Bäumen. Drinnen ein Lufthauch, als ob das Haus zu sprechen versuchte.
    Irgendwann schreckte sie auf, mit rasendem Puls, da war etwas, das sie nicht vergessen durfte. Sie stand auf, schlüpfte in die Pantoffeln, lief hoch, zog sich im Schlafzimmer aus und ging ins Bad. Erst als sie unter der Dusche stand und ihre Füße brannten, entdeckte sie die tiefen Kratzer in den Fußsohlen.
    Nackte Füße. Scherben. Und sie hatte nichts gespürt.
     
    Das Haus zieht sich zusammen. Es wird enger, es rückt immer näher. Es raubt mir die Luft, es läßt mich nicht mehr frei.
    Es bewegt sich. Es schaukelt. Es wiegt mich in den Schlaf. In die Bewußtlosigkeit. Ich muß wach bleiben. Ich bin so müde.
    Wenn ich nicht aufpasse, wenn ich die Augen schließe, wenn ich mich nicht konzentriere, sehe und rieche und höre ich Dinge, die nicht da sind. Das Bett die rote Decke der Spiegel. Süßer Rauch in der Luft, Patschuli. Und Vanille. Blütenblätter auf dem Boden, Rosenblätter, wie hingetupft, eine samtrote Spur. Ein leiser Klang, ein Feenklang, glockenhell, gläsern, vom Wind bewegt wie die langen weißen durchsichtigen Tücher vor dem Fenster. Musik. Sehnsuchtstöne.
    Im Spiegel sehe ich wie durch einen Schleier langes blondes Haar und blaue Augen unter hohen Brauen. Ich trete näher. Sie tritt näher. Ein Hauch

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