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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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weise Entscheidung gewesen.
    Ein paar Meter hinter ihnen schlenderte ein Mann mit Baskenmütze. Blumenkron. Noch mehr Fotos? Er hatte nicht das Gefühl, daß ihr das recht wäre. Sie wirkte noch immer verängstigt – und tatsächlich hakte sie sich bei ihm ein, eine Geste, die ihn rührte. Manchmal war es von Vorteil, Polizist zu sein. Schutzpolizist. Er zog ihren Arm an sich und führte sie an der langen Reihe parkender Autos vorbei.
    »Welche Marke?«
    »Ein Mercedes.«
    Er sah sie von der Seite an. Natürlich. Ein Coupé, vermutete er. Geld genug dürfte sie ja haben.
    »Gibt es das wirklich? Ein Kriminalkommissar als Berater?«
    »Das gibt es.« Schließlich haben wir einen Ruf zu verlieren. »Wir stellen die Komparsen und die Ausrüstung. Und beraten in Fragen der Authentizität.«
    »Aber Sie waren doch damals noch gar nicht dabei. Sie wissen doch gar nicht …« Sie unterbrach sich, verlegen.
    Wie dumm und gewalttätig die Bullen damals waren? Natürlich nicht. »Ich halte mich ans Drehbuch«, sagte DeLange. »Und das hält sich an den Roman, nehme ich an.« Wenn er doch den Hauch einer Ahnung hätte, woran ihn die Geschichte erinnerte. Dann könnte er sie fragen. »Und Sie? Sind Sie zufrieden?«
    »Womit? Ich hab ja kaum was gesehen.« Sie lächelte wieder. »Bevor ich geflohen bin.«
    »Na ja – mit den Schauspielern?« Mit Hannah. Den anderen.
    »Ich weiß nicht.« Sie sah ihn nicht an. »Sascha …« Und dann flüsterte sie fast. »Sascha war so unfaßbar schön.«
    Also schöner als Hedi Baumeister? In diesem Moment fiel ihm ein, woran das Buch ihn erinnerte.
    Seminar in Wiesbaden. Kriminalübernahmelehrgang. Leiter des KÜL: Kriminalhauptkommissar Ernst Zobel. Thema: Was man so alles versieben kann. Beispiel: Der Fall einer Frau, die kurze Zeit nach einer tätlichen Auseinandersetzung aus einem hessischen Dorf verschwindet. Bei der Auseinandersetzung ist es zu geringfügigen Sach- und Personenschäden gekommen. Der Tatortbericht geradezu penibel, er umfaßt immerhin sieben Seiten. »Da hat jemand geübt. Vorbildlich.« Die restliche Beweisaufnahme lückenhaft, das Bildmaterial spärlich, Blutspuren sind nicht gesichert worden. »Warum auch? Da werden ein paar Fremde von der Dorfjugend aufgemischt. Was kümmert das einen Provinzbullen, der Ruhe haben will in seinem Sprengel?«
    Diese Auffassung teilte ein Lehrgangskollege. »Bei der Tatortsicherung konnte doch noch niemand wissen, daß es eine Vermissung geben würde. Warum hätte man also weitergehende Maßnahmen treffen müssen?«
    »Die ermittelnden Kollegen waren damals exakt so sensibel und weitblickend wie Sie.« Zobel, süffisant. Und dann folgte sein üblicher Vortrag über die »Nase«, die man haben müsse als guter Ermittler. Und daß ohne Intuition auch die beste Routine nichts hilft. DeLange hatte das damals aufgesogen wie Eierlikör. Wer schreibt, der bleibt – öde lange pingelige Berichte. Aber wer eine feine Nase hat, bringt die Sache voran. Daran hatte er sich geklammert, wenn ihn sein Job zum Gähnen ermüdete.
    »Ihre Geschichte erinnert mich an einen Fall, mit dem ich mal zu tun hatte.«
    »Haben Sie das Buch gelesen?« Aufmerksame braune Augen.
    »Natürlich.« Gar nicht natürlich. Hannah war schuld.
    Sophie Winter lächelte, als ob sie ihm nicht ganz glaubte.
    »Es ging um eine Frau …« DeLange, verdammt. Dir wird doch wohl endlich der Name einfallen!
    Ihr Gesicht hatte er klar vor Augen. Jahre später hatte es einen Bericht in einer großen Illustrierten gegeben – über die auffallend schöne Frau mit den großen blauen Augen und den langen blonden Haaren, die eines Tages spurlos verschwunden war. Vielleicht hatte Sophie Winter den Bericht damals gelesen und als Anregung genommen? Das war ja nicht verboten. Oder handelte man sich für so etwas den Vorwurf ein, abgeschrieben zu haben?
    Er wollte sie fragen, aber Sophie Winter hatte sich abgewandt. Weißes Gesicht. Blick ins Nirgendwo. Hände um die Handtasche geklammert.
    Und plötzlich schmiegte sie sich eng an ihn. »Entweder habe ich einen Knall, oder es verfolgt mich jemand«, flüsterte sie.
    DeLange hielt es mit dem guten alten Spruch »Daß du paranoid bist, heißt noch lange nicht, daß keiner hinter dir her ist«, und nahm sie schützend in den Arm. Dein Freund und Helfer. Er übertraf sich selbst.
    »Wer verfolgt Sie?«
    »Ein Mann.« Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und versuchte zu lachen. »Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein.« Sie seufzte und

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