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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Mann das Haus hier kaufte.« Sie setzte sich, legte die Unterarme auf die Tischplatte und beugte sich vor. »Es tät spuken hier.« Sie lachte.
    Bremer lachte mit.
    Aber er hatte plötzlich ein Bild vor Augen. Nein, kein Bild. Einen Film.
    Ende der 60er Jahre. Drei junge Menschen, die sich an Sitten und Gebräuche nicht gebunden fühlten. Eine ländliche Gegend, in der die Menschen noch konservativer waren als in der Stadt. Auch in der Stadt empfand man Männer mit langen Haaren als Provokation. Doch auf dem Land mußte eine Kommune ein Skandal gewesen sein. Zwei Frauen, ein Mann! Laute Musik! Fremde Gerüche! Und was man sonst so hörte über freie Liebe – Drogen – Exzesse. Die Phantasie der Nachbarn mußte Amok gelaufen sein.
    »Was ist passiert, damals?«
    Ulla Abel wich seinem Blick aus. »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise. »Aber sie waren irgendwann nicht mehr da.« Und dann sagte sie etwas, das nicht zu ihr paßte:
    »Fragen Sie meinen Mann.«
     
    Der weiche Wind streichelte sein Gesicht. Er fuhr ohne Umweg nach Klein-Roda zurück. Keine SMS von Anne. Dafür ein entgangener Anruf von Karen. Doch als er zurückrief, hatte sie das Mobiltelefon schon wieder ausgeschaltet.

5
    17. Bild: In der Wohnung. Abends.
    Sascha und Angel tanzen, völlig selbstvergessen. Musik: In-A-Gadda-Da-Vida von Iron Butterfly, aufgedreht bis zum Anschlag. Die Tür fliegt auf. Zwei Polizisten stürmen herein, gefolgt von Hauptkommissar Jensen.
    Das entsetzte Gesicht von Sascha. Das verwirrte von Angel.
     
    DeLange stand auf den Fußballen und wippte. Warum Martin Vogelsang mit der Szene nicht zufrieden war, verstand er nicht. Hedi Baumeister, die die Sascha spielte, sah gut aus – selbst wenn sie weinte. Das tröstete über Hauptkommissar Jensen hinweg, der den eiskalten Nazi mimte. Die hatten alle zuviel Fernsehen geguckt.
    Aus den Augenwinkeln sah er den Fotografen auf sich zukommen. Georg Blumenkron. Ein schlaksiger Typ mit einer schwarzen Baskenmütze auf dem Kopf, der auf den ersten Blick jünger aussah, als er war. Der machte schon seit Stunden keine Fotos mehr. Hatte zwei Becher Kaffee in der Hand.
    »Wollen Sie?« Blumenkron hielt ihm einen Becher hin.
    »Danke.« Womit hatte er das verdient?
    »Das zieht sich ganz schön, oder?« Blumenkron stellte sich neben ihn und schlürfte seinen Kaffee. Er trug die Baskenmütze verkehrt herum, mit einem roten Abzeichen auf der Krempe. DeLange schaute genauer hin. Es war ein kleiner roter Stern.
    »Kann man so sagen.« Er nippte. Heiß, stark, zu süß.
    »Und die Musik kann ich langsam nicht mehr hören. In-A-Gadda-Da-Vida bis zur zwangsweisen Bewußtseinserweiterung. Früher mochte ich das ja, aber heute …«
    DeLange brummte zustimmend.
    »Hoffentlich versetzt uns die Autorin nicht.« Blumenkron blickte über den Kaffeebecher hinweg in die Runde.
    Sophie Winter sollte gegen Mittag eintreffen. Vielleicht war das der Grund, warum alle so nervös waren.
    »Ruhe bitte!« Der Aufnahmeleiter sah tadelnd zu ihnen herüber. Das Team drehte die ganze Szene noch einmal.
    »Und – danke!«
    Alle schwiegen, sekundenlang. Dann schnatterten sie los wie Viertkläßler nach Schulschluß. Erleichtert. Diesmal schien Vogelsang zufrieden zu sein.
    Blumenkron drehte sich zu DeLange um, lachend, wollte etwas sagen, stutzte, drückte ihm seinen Kaffeebecher in die Hand und riß die Kamera hoch. Im gleichen Moment kam Vogelsang mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
    »Frau Winter«, sagte Vogelsang. »Wie schön.«
    DeLange drehte sich langsam um. Das also war sie. Klein, weiße Haare, braune Augen, dezent geschminkt. Anziehend. Vor allem die Augen.
    »Martin Vogelsang. Ich habe die große Freude, bei der Verfilmung Ihres wunderbaren Buchs Regie führen zu dürfen.«
    DeLange hätte fast gegrinst. Vogelsang versuchte es mit Schmeichelei. Oder war das vorauseilendes Süßholzraspeln? Autoren konnten schwierig sein. Und Autorinnen hatten einen noch schlechteren Ruf.
    »Hannah Lohberg spielt die Angel.« Hannah zuckersüß, Sophie Winter abwartend. Zickenkrieg? Aber nein. »Ich liiieeebe Ihr Buch«, zwitscherte die Lohberg. Braves Mädchen. Die Winter neigte huldvoll das Haupt.
    Vogelsang stellte alle vor, die nicht ausweichen konnten, während er die Winter durch die Menschenmenge dirigierte. Ob sie mehr als zwei Namen behielt?
    »Das ist übrigens unser Berater für die Polizeiszenen, Frau Winter. Kriminalhauptkommissar Giorgio DeLange. Er paßt auf, daß auch alles korrekt ist, was wir hier

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