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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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geradezu verpflichtet. Und dann die Schauspieler, die immer anders sind als die Figuren der Vorlage. Ist das auch für Sie ein Problem?« Er setzte den Stift erwartungsvoll auf das Blöckchen, das er vor sich liegen hatte. Ohne sie aus den Augen zu lassen, malte er Kringel auf das Papier.
     
    Im Nebenzimmer zupft einer immer wieder die gleichen Akkorde auf der Gitarre. Ein junge, er bleibt nicht lange, läuft albern kichernd von Raum zu Raum. Charles und Rosy stopfen einander Süßigkeiten in den Mund, während Felix Rosys Fuß streichelt, immer wieder, immer die gleiche Stelle.
     
    »Das alles ist schon schwierig genug, aber noch schwieriger wird es, stelle ich mir vor, wenn die Geschichte von eigener Erfahrung gespeist wird, wenn es gar die eigene Geschichte ist …«
    Maurer begann, die Kringel, in die er seine Stichworte geschrieben hatte, mit Pfeilen zu verbinden. »Sie hatten ja einmal angedeutet, Frau Winter, daß Summer of Love eine wahre Begebenheit zugrunde liegt. Können Sie das präzisieren?«
    Sicher, dachte Sophie. Natürlich. Die Wahrheit.
     
    Irgendwann sind alle gegangen, nur wir bleiben übrig, sitzen einander gegenüber, im Schneidersitz, sehen uns tief in die Augen, sprechen nicht. Sie und ich. Und zwischen uns die weiße Katze.
     
    Maurer legte den Stift beiseite und sah sie an. »Frau Winter? Hallo?«
    »Sascha.« Sie lauschte ihrer Stimme, als ob sie nicht zu ihr gehörte. »Sascha war in Wirklichkeit viel schöner.« Viel schöner als diese Nebendarstellerin aus einer Vorabendserie. »Viel, viel schöner.«
    »In Wirklichkeit?« Maurer zog die Augenbraue hoch. »Die Figur der Sascha ist also nicht erfunden? Interessant. Zumal wenn man bedenkt, wie tragisch die Geschichte ausgeht. Aber das Ende ist doch sicherlich erfunden, oder? Wenn nicht …« Er klopfte sich mit dem Bleistift gegen die Vorderzähne.
    Sophie stand auf. Ihr war schwindelig. Sie mochte seine Fragen nicht. Sie verstand seine Fragen nicht. Was war wirklich, erfunden, wahr, gelogen? Sie wußte es nicht. Niemand wußte es. Und niemand durfte sie danach fragen.
    »Aber Frau Winter … Ihr Verlag gab mir zu verstehen …«
    Und dann der Fotograf. Er war ständig um sie herum. Das Blitzlicht tat ihren Augen weh. Sie wollte nicht, daß er sie so sah. Daß man sie so sah. Er war ihr unheimlich. Hastig griff sie nach ihrer Jacke. Alle waren aufgestanden: der Regisseur, der Journalist, der Polizist. Und an den Tischen vor und hinter ihr schauten alle zu ihr herüber. Ihr zitterten die Knie. Und als sie ihre Handtasche vom Stuhl nahm, geschah es. Sie wischte mit dem schweren Beutel die Kaffeetasse vom Tisch.
    Zersplitternde Spiegel. Zerbrochene Gläser. Scherben überall. Sie spürte ihre Füße.
    »Ich muß gehen«, sagte sie.

7
    DeLange reagierte vollautomatisch. Er konnte gar nicht anders. Als er Sophie Winter aus dem Raum stürzen sah, folgte er ihr. Ganz der Beschützer.
    »Wiedersehen, Giorgio!« Hannah. Verdammt. Er hätte sie glatt ohne Abschied sitzengelassen. Sie nahm seine Hand und zog ihn zu sich herunter. »Und bring mir gelegentlich das Buch wieder, ja?« flüsterte sie. Dann küßte sie ihn auf die Wange.
    In der Mittagssonne war es fast warm. Sophie Winter stand wie ein verlorenes Kind auf dem Parkplatz, einen Autoschlüssel in der Hand.
    »Ich weiß nicht, wo mein Auto steht«, murmelte sie, als er neben ihr war.
    Man nimmt den Schlüssel, drückt auf das Symbol für Entriegelung und guckt, wo es blinkt, dachte er und nahm ihr den Schlüssel aus der Hand. Aber der Schlüssel hatte keine Fernbedienung. Er lag glitzernd und kühl in seiner Hand. Er kannte solche Schlüssel. Das dazugehörige Auto war was für Liebhaber.
    »Ich helfe Ihnen suchen«, sagte er. »Welche Farbe hat das gute Stück?«
    Unverhofft lächelte sie ihn an, hob die Hand und berührte ihn an der Wange. »Wie die Lippen Ihrer Freundin«, sagte sie und grinste wie ein Schuljunge. Er griff in die Tasche, zum Taschentuch. Hannahs Lippenstift hatte abgefärbt. Das Biest.
    Er steckte das Taschentuch wieder ein und kam sich lächerlich vor.
    Sie war ein paar Schritte vorausgegangen, drehte sich zu ihm um und schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Wir finden das rote Schmuckstück schon«, sagte DeLange mit »Sie haben ein Problem? Ich bin die Lösung!« -Stimme. Sie hatte ihr Auto wahrscheinlich weit vorn geparkt, weil sie fürchtete, in der Nähe des Eingangs keinen Platz mehr zu finden. Das machten die meisten Frauen so. Und in diesem Fall war es sogar eine

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