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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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sicher doch. Später beantworten. Mit einem guten Witz. Zwei Filmproduktionen wg. Komparsen. Gleich erledigen. Beide wollten SEK-Leute, na klar, ist ja die einzige Polizei, die sie noch kennen. Jungs in Sturmhauben, schlank, schwarz und stark. Einsatzfahrzeuge brauchten sie auch. Welche? Unklar. Ob die wissen, was das kostet? Omega Film. Nie gehört.
    Die Redakteurin eines bunten Blattes fragte nach der Ehescheidungshäufigkeit bei »Polizistinnen«. Warum sagte sie nicht gleich Bulletten? Und ob die Gefahren des Polizistenalltags dabei eine Rolle spielten. Die Gefahren eher weniger, dachte DeLange. Höchstens der Alltag. Und die Konkurrenz durch die Diensthunde.
    Sein Mobiltelefon. Der Weckruf. Er mußte los. Der Regisseur von Summer of Love bestand auf einem offiziellen Berater der Polizei am Set. Warum auch nicht. Der Film spielte in den 60ern, wie der Titel schon sagte. Er hatte sich extra Mühe mit der Recherche gegeben und die Komparsen geschult, es mußte alles stimmen: die Fahrzeuge, die Uniformen, das Auftreten.
    Es war ja niemand von ihnen damals dabeigewesen.
    Das Drehbuch schien brauchbar zu sein, wenn er nach den Szenen ging, die ihn und seine Leute betrafen. Da wußte jemand Bescheid, sogar über Dinge, die er erst hatte recherchieren müssen. Zum Beispiel, was Frankfurter Polizisten damals bei Einsätzen auf dem Kopf trugen. Da kannte sich jemand aus, als ob er dabeigewesen wäre. Damals.
    Die Belohnung für all die Mühe: Sie war wirklich sehr nett. Hannah Lohberg. Arbeit konnte so schön sein.

6
    Der Wind frischte auf. Bremer trat noch einmal in die Pedale und ließ sich dann die Landstraße hinabtreiben. Er versuchte, nicht an den Rückweg bergauf zu denken, den er früher spielend genommen hätte. Heute nicht. Nicht mit fünf Kilo Übergewicht.
    Am Hang hatte der Wind eine Schneise in die Buchenschonung geschlagen. Der grob zusammengezimmerte Hochsitz oben auf der Anhöhe lag auf dem Rücken wie eine tote Kuh, an seinen Beinen hatten sich Laub, Zweige, Papier- und Plastikfetzen gesammelt. Am Himmel segelte ein einsamer Greifvogel, und aus dem Gebüsch am Feldweg stob ein Schwarm Spatzen auf, als er vorbeifuhr.
    Gleich nach dem Ortsausgangsschild bog er ab und nahm den Weg hoch zur Grillhütte. Links lag das Holzlager, das Otto Busse und sein Sohn angelegt hatten und immer schwunghafter betrieben, seit auch auf dem Land ein flackerndes Kaminfeuer wieder geschätzt wurde. Das war noch vor ein paar Jahren anders gewesen, als das Hausfrauenmotto lautete: Macht Dreck, macht Arbeit, kommt mir nicht ins Haus.
    Rechts ging es in den Auenweg. Die Siedlung aus den 20er Jahren sah aus wie ein Spielzeugdorf aus Disneyland. Die prächtigen Villen mit geschnitztem Fachwerk und ausladenden Balkonen, wie man sie aus den feinen Badeorten des 19. Jahrhunderts kannte, paßten nicht hierhin, in die karge Landschaft aus Wiesen, Maisfeldern und spärlichen Wäldern, in denen nichts gedieh außer Rindern und Schweinen. Der Volksmund hatte die Siedlung »Heinrichs Verhängnis« getauft. Ihr Erbauer war an den acht Häusern pleite gegangen, und nachdem sie jahrelang leer gestanden hatten, waren die alten Schmuckstücke so gründlich renoviert worden, daß alle gleich gesichtslos aussahen. Und alle hatten ordentlich beschnittene Thujahecken, sauber umgegrabene Gartenbeete, Beerensträucher, vielleicht ein paar Rhododendren im Vorgarten.
    Alle, bis auf eines.
    Bremer wich einem dicken schwarzweißroten Kater aus, der mit gelassener Menschenverachtung über die Straße promenierte.
    Nur eines der Häuser zeigte noch immer sein geschnitztes Fachwerk unter den Dachgauben, am Balkon und am romantischen Wintergarten. Doch nur, wenn man genauer hinsah: Das Haus war umstellt von wucherndem Grün, von schwankenden Kiefern und düsteren Tannen, so, als ob es das Sonnenlicht scheute.
    Bremer bremste und stieg vom Rad. Das Haus hatte am längsten von allen leer gestanden, erst seit gut einem Jahr wohnte wieder jemand hier. Er hatte die Bewohnerin ein paarmal beim Joggen gesehen, nur flüchtig, sie hatten einander zugenickt, mehr nicht. Alle behaupteten, man müsse komplett verrückt sein, um einen alten, heruntergekommenen Schuppen wie diesen hier zu kaufen und auch noch mutterseelenallein darin zu wohnen.
    Verrückt wirkte sie auf Bremer nicht. Sie war eine zierliche Person mit hellbraunen Augen, halblangen weißen Haaren und Haltung, Typ: Vor Rehen wird gewarnt. Also elegante Erscheinung, aber im Kern stabil wie ein Rennradrahmen

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