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Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse

Titel: Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinssen
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explizit das Dürerhaus erwähnt hatte, und dann war da ja noch die kryptische Aussage »Lasst sie nicht damit durchkommen.« Das Wörtchen »sie« konnte alles heißen. »Sie« für die dritte Person Plural oder »sie« als dritte Person Singular. Am interessantesten erschien ihm der letzte Teil: »… nicht damit durchkommen.« Wer sollte womit nicht durchkommen?
    »Sagen Sie mal«, sagte Blohfeld mit einem süffisanten Unterton und stieß ihn in die Seite. »Stimmt es eigentlich, was man sich von Ihnen und dem Christkind erzählt?«
    Paul fuhr erschrocken auf.
    »Damit das von Vornherein klar ist: Wenn an den Gerüchten etwas dran ist, wollen wir die Ersten sein, die die Fotos drucken«, wurde der Reporter konkreter.
    Paul bemerkte den neugierigen Blick zweier älterer Damen auf dem Sitz gegenüber und zischte Blohfeld mit vorgehaltener Hand ins Ohr: »Nichts ist dran. Gar nichts. Es wird keine Nacktfotos vom Christkind geben!«
    Blohfeld lachte auf. »Habe ich wohl einen wunden Punkt erwischt? Ich dachte, Sie sind in Geldnot? Eine bessere Chance, sich aus den Schulden zu fotografieren, gibt es doch gar nicht!«
    Paul starrte ihn böse an. Wie konnte sich die Sache mit Hannah schon bis in Blohfelds Kreise herumgesprochen haben? Er würde sie dringend treffen und zurechtweisen müssen. Hier ging es um seine Ehre. Wer in Nürnberg das Christkind oder die Bratwurst in Misskredit brachte, galt als Ketzer – seine Karriere, ja, er selbst wäre geliefert, wenn Blohfeld die Story druckte!
    »Ihnen steckt wohl noch immer Ihre Langwasser-Dokumentation in den Knochen, was?«, neckte ihn der Reporter weiter.
    Diese Bemerkung machte es für Paul keineswegs besser. Geistig wurde ein Kapitel zwangsgeöffnet, das er vergessen und fest verschlossen geglaubt hatte: eine Foto-Session in der Nürnberger Trabantenstadt Langwasser. Die Idee war gut gewesen …
    »Sie haben diese vielen nackten Hausfrauen porträtiert«, sagte Blohfeld und löste bei den beiden alten Damen auf den Plätzen gegenüber ein wissbegieriges Hälserecken aus.
    »Sie müssen das im Kontext mit der Architektur sehen«, zischte Paul. »Die Wolkenkratzer mit ihren Hunderten anonymer Balkons … Ich wollte Frauen darstellen, die diese Monotonie tagtäglich beleben, also bewohnen.«
    »Warum ausgerechnet nackt?«
    Die beiden Omas beugten sich unmerklich vor.
    Paul fauchte Blohfeld an: »Die Architektur der Hochhäuser ist minimalistisch, will heißen: auf das Nötigste begrenzt. Ich wollte diese Aussage bei der Darstellung der Bewohnerinnen aufgreifen.«
    »Unter minimalistisch verstehe ich eigentlich etwas anderes«, sagte Blohfeld sichtlich erfreut über Pauls wütende Reaktion. »Dann haben Sie kräftig eine verpasst bekommen, habe ich das richtig in Erinnerung?«
    Paul setzte zu einer Antwort an, ließ es angesichts der gaffenden Großmütter aber bleiben. Ja, dachte er. Er hatte bei seiner letzten Aufnahme Schläge kassiert. Und zwar gewaltig. Von einem Vorarbeiter aus einer Lkw-Motorenfabrik. Der hatte die Aussicht auf seine nackte Frau, die vor einem wildfremden Mann mit Kamera posierte, alles andere als amüsant empfunden. Paul war knapp einem Kieferbruch entgangen. Das Projekt Langwasser hatte er nach dieser Erfahrung eingestellt.
    Paul sah sich von Blohfeld unnötig provoziert. Er war sauer und entschied, für den Rest des Weges zu schweigen.
    Die Staatsanwältin sah nur kurz von den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch auf, als sie ihr Büro betraten. Nachdenklich studierte sie einige Notizen und ließ ihn und Blohfeld noch einige Minuten schmoren, bevor sie zögerlich mit dem herausrückte, was sie gerade gelesen hatte: »Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Das Labor bestätigt, dass unzweifelhaft Zusammenhänge zwischen Densdorfs Tod und dem des Schreinermeisters im Dürerhaus bestehen. Auch an der Leiche des Schreiners konnten Fasern eines Wintermantels gefunden werden – identische wie im Fall Densdorf. Nun warte ich auf den Vergleich der Haarprobe. Aber ich bin schon jetzt fest davon überzeugt, dass auch sie identisch ist.«
    Erklärend fügte sie hinzu: »In einer Hautfalte unter seinem Kinn hat der Gerichtsmediziner nach langwieriger Nachuntersuchung tatsächlich ein Fremdhaar finden können. Zusammen mit den Keratinspuren haben wir damit Beweismittel auf drei Ebenen, die auf die Beteiligung ein und derselben Person hindeuten.«
    Paul hörte aufmerksam zu und blickte sich dann – irritiert über Kantinkas Gesprächigkeit in Anwesenheit eines

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