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Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse

Titel: Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinssen
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Journalisten – nach Blohfeld um. Dieser hatte eine Leichenbittermiene aufgesetzt, und Paul konnte sich denken, dass der Reporter damit seine wahre Begeisterung über diese Neuigkeit verbergen wollte.
    »Herr Blohfeld«, sagte Katinka schließlich. »Es ist im Kollegium hinlänglich bekannt, dass Sie bei uns ein und aus gehen. – Sie wissen, dass ich Ihnen über ein schwebendes Verfahren eigentlich nichts sagen darf.«
    »Von einem Verfahren kann nicht die Rede sein, werte Frau Blohm. Sie haben ja nicht einmal einen Tatverdächtigen.«
    Katinka nickte lächelnd. »Genau genommen haben wir nicht einmal einen Mord. Denn offiziell gelten beide Todesfälle nach wie vor als Unfall.«
    Allmählich dämmerte es Paul, was seine alte Schulfreundin vorhatte: Sie fischte bei der Affäre Densdorf – genau wie er und Blohfeld – im Trüben. Dadurch, dass sie ihre Karten nun offen auf den Tisch legte, erhoffte sie sich im Gegenzug stichhaltige Hinweise von Blohfeld. Paul betrachtete Blohfelds Pokergesicht und fragte sich, ob er den Köder erkennen und trotzdem schlucken würde.
    »Also gut«, sagte der Reporter. »Wir haben auch eine recht interessante Information. Aber zunächst möchte ich ein wenig mehr von Ihnen hören.«
    »Wir sind hier nicht auf einem orientalischen Basar, Herr Blohfeld. Wenn Sie sachdienliche Hinweise haben, ist es Ihre Pflicht …«
    »Meine Pflicht?«, unterbrach sie Blohfeld. »Sie haben mit diesem Spielchen angefangen. Eine Hand wäscht die andere.«
    Katinkas Wangen begannen zu glühen, woraus Paul seine Schlüsse zog: Sie spielte mit dem Feuer, weil sie auf offiziellen Wegen mit ihren Ermittlungen nicht weiterkam und sich keinesfalls allein auf die Polizei verlassen wollte, war darin aber nicht sonderlich geübt.
    Tatsächlich nahm sie den Faden wieder auf. »Die Analyse der Spuren lässt wie gesagt darauf schließen, dass in beiden Fällen tatsächlich ein und dieselbe Person kurz vor dem Tod der beiden Männer direkten Kontakt mit ihnen gehabt hatte. Eine weibliche Person.«
    »So weit, so gut«, sagte Blohfeld ein wenig enttäuscht. »Jedoch bleibt es fraglich, ob diese eine Person wirklich in beiden Fällen der Mörder bzw. eine Mörderin ist, denn gerade auf diesen Zusammenhang haben wir keinerlei Hinweise.«
    Katinka zögerte. Paul spürte, dass sie gegenüber der Presse keinesfalls zu viel preisgeben wollte. Andererseits hatte sie mit Sicherheit nicht viel, was preiszugeben war, und konnte im Gespräch mit diesem versierten und ausgebufften Reporter vielleicht noch etwas gewinnen.
    »Jetzt sind Sie an der Reihe«, forderte Katinka ihn heraus.
    Blohfeld blieb dem Deal treu. Er berichtete über die Tonaufzeichnungen des Defibrillators, ohne Pauls nicht ganz legale Beteiligung daran zu erwähnen. Katinka folgte seinen Schilderungen sichtlich überrascht. Sie machte sich Notizen und kündigte an, das Band sicherstellen zu lassen.
    Dann zog Blohfeld – auch für Paul unerwartet – einen weiteren Trumpf aus der Tasche: »Ziehen Sie eigentlich in Erwägung, dass Densdorf das Opfer eines Racheaktes für eine Tat geworden ist, die er selbst begangen hat?«
    Paul war perplex: Dies war eine erste sinngebende Mordtheorie, die sich erstaunlicherweise in weiten Teilen mit dem Szenario deckte, das Jan-Patrick entworfen hatte.
    »Helmut Densdorf?« Auch Katinka war völlig verblüfft. »Sie spielen darauf an, dass er selbst Täter war?«
    »Wäre es möglich, dass Densdorf den Schreiner getötet hat? Motiv: sexuelle Rivalität, womöglich. Er wiederum ist Opfer der Leidtragenden geworden.«
    »Bitte? Wie kommen Sie darauf? Wo ist der Anhaltspunkt?«, Katinka sprach damit genau das aus, was auch Paul in diesem Moment dachte.
    »Antworten Sie doch bitte einfach auf meine Frage«, beharrte Blohfeld.
    »Bei dieser Hypothese müsste eine unbekannte gemeinsame Geliebte oder die Witwe des Schreiners als zweite Täterin in Frage kommen«, folgerte Katinka. »Immerhin: Das brächte einen Sinn in den Fund der Faser-, Haar- und Keratinspuren.«
    »Hat die Polizei die Witwe des Schreiners bereits verhört?«, forschte Blohfeld.
    Katinka zog die Notbremse. »Moment, Moment, das geht mir jetzt doch ein bisschen zu weit.« Sie sah erst Blohfeld an, dann wechselte ihr Blick zu Paul und wieder zurück zu Blohfeld. »Wenn Sie sich dazu bereit erklären, den Inhalt unseres Gesprächs vorerst nicht zu veröffentlichen, bin ich damit einverstanden, dass wir uns weiterhin austauschen. Aber für heute reicht es.«
    Paul

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