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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Stativen platzierte er akkubetriebene Scheinwerfer für die Hintergrundbeleuchtung.
    Als er Antoinettes Zurückhaltung bemerkte, fragte er sich, ob es eine gute Idee gewesen war, die Französin an der Exkursion in den Untergrund teilnehmen zu lassen. Von dem forschen Auftreten, das sie bei ihrer ersten Begegnung an den Tag gelegt hatte, war heute nichts mehr zu spüren. Sie schien etwas zu bedrücken.
    Er machte seine Aufnahmen und kontrollierte die Ergebnisse auf dem integrierten Bildschirm seiner Kamera, bevor er die Ausrüstung wieder verstaute.
    »Auf geht’s zur nächsten Station«, trieb er seine Begleiterinnen an.
    »Wie ist Blohfeld denn so als Chef?«, sprach er Antoinette kumpelhaft an.
    »Streng, aber sonst ganz okay«, sagte sie knapp. Antoinette blickte sich nach Hannah um, die einige Meter von ihnen entfernt ging. »Herr Flemming«, sagte sie förmlich. »Es gibt etwas, bei dem ich vielleicht ihren Rat gebrauchen könnte.«
    »Meinen Rat?«, stutzte Paul, »etwa in Bezug auf Blohfeld?«
    »Nein, nein«, Antoinette biss sich auf die Lippen, »jedenfalls nicht direkt.«
    »Wie kann ich dir denn helfen?«, fragte Paul freundlich.
    Hannah hatte inzwischen zu ihnen aufgeschlossen, woraufhin Antoinette wieder so kurz angebunden war wie zuvor.
    »Schon gut«, sagte sie, »ist nicht so wichtig.«
    Sie folgten dem Gang bis zu einer neuerlichen Abzweigung. Dieses Mal fanden sie die schmale Wasserrinne ohne Ziegelabdeckung vor. Paul, der Antoinettes offenkundiger Beklommenheit entgegenwirken wollte, versuchte sich mit einer weiteren Überlieferung über die Felsengänge. Während er seinen Fotoapparat von neuem einsatzbereit machte, berichtete er von einer verborgenen Tür irgendwo unter dem Alten Rathaus: »Dahinter beginnt der Legende nach ein versteckter Tunnel, der durch zweiundsiebzig Türen, Kammern und Gewölbe führt. Bei der vierzigsten Tür, die angeblich unweit des Zeughauses liegt, ist ein gewisser Seyfried Schürstab, ein Mitglied des Ältestenrates, der dem König von Frankreich Stadtgeheimnisse zuspielen wollte, eingemauert worden.«
    »Wie soll man sich bei so vielen Toren und Türchen überhaupt zurechtfinden?«, fragte Hannah, während Antoinette beharrlich schwieg.
    »Wahrscheinlich gar nicht«, sagte Paul und löste aus. Die Blitzlichter flammten auf und erhellten den schlauchförmigen Gang. In der Rinne glitzerte Feuchtigkeit. »Aber wenn wir uns Mühe geben und diese vierzigste Tür wirklich finden, kann ich das Skelett des Seyfried Schürstab in meine Fotodokumentation aufnehmen.«
    Hannah lachte. »Da wird einem ja angst und bange«, sagte sie. »Mehr noch würde mich interessieren, was hinter der letzten Tür verborgen sein soll. Gold? Diamanten?«
    »Diamanten in Nürnberg – wohl kaum. Es existiert ein Gerücht, demzufolge irgendwo dort unten ein Dokument mit den ersten Anleitungen zur Herstellung der Bratwurst sowie eine Erklärung dafür gelagert ist, warum sie so kurz ist.«
    »Im Ernst?« Hannah stemmte ihre Arme in die Hüften. »Sie verarschen mich doch, oder?«
    »Was ist an all diesen Storys schon Ernst?«, gab Paul die Frage schmunzelnd zurück. »Aber wie ich meine Landsleute einschätze, traue ich ihren Vorfahren so einen Unfug durchaus zu.«
    Hannah kicherte. Antoinette dagegen verzog keine Miene.
    Nach einer weiteren Stunde in den Felsengängen, in der sie immer wieder anhielten, fotografierten, anhielten, fotografierten, hatte Paul genug. Ihm war allmählich ziemlich kalt, und er wollte nicht länger mit diesem schlecht gelaunten Mädchen an seiner Seite arbeiten.
    Er dirigierte die beiden zurück in Richtung des offiziellen Rundwegs.
    »Schade«, sagte Hannah. »Ich wäre gern tiefer eingedrungen in dieses krasse Gängesystem. Hat irgendwie was vom Charme einer Geisterbahn.«
    »Viel weiter geht es nicht«, bremste Paul ihren Elan. »Die meisten Rinnen und Schächte sind ungesichert. Über die Lochwasserleitung könnten wir zwar bis hinauf in die Burgkasematten gelangen, aber der Hauptgang vom Burgberg hinunter zum Sebalder Platz ist im Krieg eingestürzt und nicht mehr passierbar. In anderen Stollen steht hüfthoch das Wasser. Da müssten wir mit einer Taucherausrüstung wiederkommen.«
    Auf dem Weg zurück zum Ausgang durchquerten sie einen geräumigen, aber sehr schlecht beleuchteten Felsenkeller. Die Luft war feucht und zugig und der Boden sehr uneben.
    Während Paul über weitere Exkursionen in den Untergrund redete, hörte er hinter sich das laute Geräusch

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