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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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aufstiebender Kieselsteine. Als er sich umdrehte, war es bereits zu spät. Antoinette war vom Weg abgekommen. Er sah, wie sie das Gleichgewicht verlor, sich an der scharfkantigen Wand des Felsenganges abzustützen versuchte und dann im Schatten eines steinernen Stützpfeilers verschwand.
    Sofort richtete Paul den Lichtkegel seiner Taschenlampe in die Richtung, wo Antoinette verschwunden war, doch nichts war zu sehen. Er rannte los und bekam gerade noch mit, wie Antoinette Halt an einem rostbraunen Gitter suchte. Das Gitter gab nach und schlug mit ohrenbetäubendem Scheppern zurück in seine Verankerung.
    Antoinette streckte ihre rechte Hand vor, um den Aufprall abzufangen. Die Hand, um die sie ihre Bandage trug, knickte jedoch ab, sobald sie den Boden berührte, so dass das Mädchen ungebremst auf dem Steinboden aufschlug.
    Jetzt eilte auch Hannah herbei. Mit Schrecken erkannte Paul, dass Antoinette nur wenige Zentimeter vor einem drei oder vier Meter breiten und mehrere Meter tiefen Abgrund zu Boden gegangen war. Kurz hinter dem Mädchen klaffte das Loch eines ausgedienten Eisschachtes. Paul wagte einen kurzen Blick über den Rand des Abgrunds und erkannte spitz aufragende Holzbalken – die Reste eines Eisgalgens, mit dessen Hilfe seinerzeit bierkühlende Eisblöcke in die Tiefe hinuntergelassen worden waren.
    »Das war knapp«, stieß Paul erschrocken aus und bestaunte ehrfürchtig den ebenso imposanten wie unberechenbar gefährlichen Eisschacht.
    Zusammen halfen Paul und Hannah der schluchzenden Antoinette auf die Beine. Auf der Stirn hatte sie lediglich eine kleine Schramme, die aber nicht blutete. Von ihrer Hand konnte Paul das leider nicht behaupten. Ein roter Fleck breitete sich sternförmig auf dem weißen Verband aus und wuchs beängstigend schnell.
    »Verflucht!«, entfuhr es Paul. »Wir müssen dich sofort hier herausbringen!«
    Die Strecke bis zum Ausgang geriet zur Nervenprobe. Antoinettes Wunde an der Hand blutete so stark, dass sie eine Spur roter Tropfen hinter sich zurückließ.
    Paul fühlte sich für den Unfall verantwortlich und wollte Antoinettes Verletzung so schnell wie möglich behandelt wissen. Sie beeilten sich, eine nahe Apotheke zu erreichen, die aber Betriebsferien hatte. Kurz entschlossen dirigierte Paul die Mädchen in Richtung Weinmarkt. Dort steuerte Paul das Geschäft seines Metzgers an. »Der hat ganz sicher einen Erste-Hilfe-Kasten.«
    Sie stürmten in den kleinen Laden, in dem glücklicherweise gerade keine Kundschaft war. Der Metzger, ein kräftig gebauter, rotwangiger Mann, reagierte sofort. Für einen Moment verschwand er im hinteren Teil des Ladens, um mit einem weißen Koffer mit aufgedrucktem roten Kreuz zurückzukehren.
    Paul entfernte die blutverschmierte Bandage von der Hand der zitternden Antoinette und erschrak. Auf Antoinettes Handfläche klafften mehrere tiefe Schnitte. Sie waren offensichtlich nur unzureichend verheilt gewesen und bei dem Sturz in den Felsengängen erneut aufgeplatzt.
    »Meine Güte«, stammelte Paul. »Wo ist das passiert?«
    »Mir ist eine Weinflasche heruntergefallen«, jammerte sie.
    Der Metzger reichte Paul das Verbandszeug. Paul presste eine Mullbinde fest auf Antoinettes Wunden. Diese stieß ein leises Wimmern aus.
    »Du musst damit unbedingt zum Arzt. Die Schnitte müssen genäht werden«, sagte Paul eindringlich, während er den Verband festzog.
    Antoinette – die Augen gerötet – bedankte sich verstört für die Verarztung und stand auf.
    »Ich begleite dich«, sagte Hannah. Sie legte ihren Arm um die schmalen Schultern der Französin, dann verließen die beiden den Laden.
    »Puh!«, sagte der Metzger und ließ sich neben Paul auf der Taschenablage des Tresens nieder. »Ich habe zwar von Berufs wegen keine Probleme damit, Blut zu sehen – aber diese tiefen Schnitte in der Hand des jungen Mädchens bringen selbst einen wie mich ins Schwitzen.«
    »Wem sagen Sie das«, antwortete Paul erschöpft und ließ sein Gesicht kurz in seinen Händen verschwinden.
    »Waren das Modelle von Ihnen, Herr Flemming?«, fragte der Metzger, wobei ihm seine Indiskretion kein Kopfzerbrechen zu bereiten schien.
    »Nein. Hannah – die mit den Locken – ist die Tochter einer, äh, einer Bekannten. Die andere ist ihre Freundin, eine französische Gaststudentin.«
    »Wie dem auch sei.« Der Metzger raffte sich schnaufend auf. Er umrundete den Tresen. »Wie wäre es mit drei im Weggla?«, erkundigte er sich aufmunternd.
    Paul hatte noch den Geschmack des

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