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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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aussehender Mann.«
     
    Paul musste sich erst sammeln, bevor er den nächsten Anruf startete. Er konnte sich lebhaft ausmalen, was in Blohfeld in diesen Tagen vorgehen musste. Er hatte den Polizeireporter als ruppigen, aber zuverlässigen und – wenn auch sehr tief verborgen in seinem Inneren – herzlichen Menschen schätzen gelernt. Jemand mit Ecken und Kanten und der einen oder anderen Macke noch dazu. Aber Blohfeld hatte seine Gründe für sein ruppiges Auftreten, denn er hatte vor Jahren durch eine berufliche Torheit einen Top-Job bei einem Hamburger Magazin verspielt. Jetzt, in Nürnberg, hoffte er, seine letzten Berufsjahre zumindest durch eine zweite Karriere im Kleinen würdig abschließen zu können. Dass ihm nun Gernot Basse vor die Nase gesetzt worden war, musste für ihn ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.
    Paul wagte es trotzdem.
    »Ja?«, schnauzte der Reporter erwartungsgemäß in den Hörer.
    Paul erkannte sofort, dass er ihn in einem schlechten Moment erwischt hatte. Im folgenden, sehr kurz gehaltenen Telefonat kam Paul weder dazu, den Namen Gernot Basse auszusprechen, noch sich nach Blohfelds neuer Praktikantin Antoinette zu erkundigen. Blohfeld riss das Gespräch sogleich an sich und redete den Mord an Wiesinger klein. Aus Pauls Sicht war das ein bequemer Weg für Blohfeld, den Fall getrost Basse überlassen zu können, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren.
    Doch dann bewies Blohfeld, dass er seinen legendären Spürsinn nicht gänzlich verloren hatte. »Ich denke, es kann trotzdem nichts schaden, sich intensiver im Umfeld des Verstorbenen umzuhören.«
    Paul hörte ein leises Zischen, gefolgt von intensivem Atmen. »Ist die Zigarre gut?«, erkundigte er sich freundlich.
    »Danke, danke«, paffte Blohfeld.
    »Ich habe womöglich einen vielversprechenden Ansatz«, hob Paul behutsam an. »Ein früherer Mitarbeiter des Wiesinger-Konzerns könnte uns vielleicht ein paar Hinweise auf die geschäftlichen Gepflogenheiten der Wiesingers geben. Ich habe einen entsprechenden Tipp bekommen. Soll ich dem nachgehen?«
    »Nein, nein«, wiegelte Blohfeld ab, doch Paul fühlte, dass er Blohfelds Interesse geweckt hatte. »Um das Thema Bratwurst werde ich mich persönlich kümmern. Fangen Sie lieber beim Fränkischen Heimatbund an. Ich kann es zwar nicht verstehen, aber Wiesinger hat diesen Verein mit sage und schreibe einer Dreiviertelmillion Euro jährlich unterstützt. Mit offiziellen Anfragen werde ich bei denen kaum etwas erreichen.«
    »Moment«, wehrte Paul ab. »Warum sollte ich mehr Glück haben? Ich bin nur der Fotograf.«
    »Nur?«, fragte Blohfeld im Säuselton. »Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Wenn sich einer bei denen einschleichen kann, dann sind Sie das.«
    »Einschleichen?« Paul ahnte Böses.
    »Sie sind durch Ihre Fotodokumentation über die Felsengänge für die Landesschau ohnehin voll und ganz dem fränkischen Heimatgedanken verpflichtet. Das öffnet Ihnen Tür und Tor bei denen.«
    »Also gut«, gab Paul klein bei. »Was soll ich tun?«
     
    Blohfeld hatte es wieder einmal geschafft, ihn für sich einzuspannen. Das war wieder typisch, dachte Paul. Typisch für Blohfeld, der in seiner schroffen Art Aufträge verteilte. Typisch aber auch für Paul, der sich nur zu gern weiter von seiner Neugierde treiben ließ und sich mit Dingen beschäftigte, mit denen er im Grunde genommen nichts zu tun hatte.
    Die verdeckte Recherche beim Heimatbund würde allerdings so lange warten müssen, bis Paul einige andere dringende Pflichten erledigt hatte: Er musste sich den Felsengängen widmen, denn mit seinem Detektivspielen verdiente er keinen Cent. Um gleichzeitig Katinkas Bitte zu entsprechen, ein Auge auf ihre Tochter zu haben, entschloss er sich, Hannah zu fragen, ob sie ihn in den Untergrund begleiten möchte, um ihm zu assistieren.

14
    Am Nachmittag trafen sie sich im Schatten des Albrecht-Dürer-Denkmals. Zu Pauls Überraschung war Hannah in Begleitung von Antoinette gekommen, wogegen Paul an sich nichts gehabt hätte, was ihm angesichts der Gerüchte über ihn und die Französin allerdings unpassend erschien.
    Hannah ließ Paul keine Gelegenheit, seine Vorbehalte zu äußern. Sie drückte ihm ein in Papier eingeschlagenes Brötchen in die Hand, aus dem verheißungsvoll die schwarzbraunen Enden dreier gut durchgebratener Rostbratwürstchen ragten. »Ich hatte gerade Appetit darauf, und da dachte ich, Sie möchten vielleicht auch etwas zu essen.«
    »Danke«, sagte Paul und biss in

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