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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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bekanntlich doppelt streng. Da ist das Schummeln sicher nicht so leicht.«
    »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, sagte Frau Imhof, und es klang triumphierend.
    »Das hört sich so an, als hätte Ihr Mann dabei geholfen, heimlich minderwertiges Fleisch zu verarbeiten.« Er hätte den Satz am liebsten zurückgenommen, denn er merkte sofort, dass er über sein Ziel hinausgeschossen war.
    Über Frau Imhofs Gesichtszüge legte sich ein dunkler Schatten. »Mein Mann hat dazu beigetragen, dass es dem Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gut ging«, sagte sie trotzig und zog Paul die Kekspackung unter seinen Fingern weg.
    Der Rest ihres Gesprächs verkürzte sich auf einige wenige Floskeln. Ehe sich Paul versah, fand er sich vor der Haustür wieder. Bevor seine sichtlich in ihrer Ehre gekränkte Gastgeberin sie hinter ihm schließen konnte, gelang es Paul immerhin, ihr seine Visitenkarte zuzustecken. »Falls Ihr Mann sich melden sollte, sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn sprechen möchte.«
     
    Kaum hatte er das Grundstück verlassen, meldete sich Katinka auf seinem Handy in geschäftsmäßig kühlem Ton, der darauf hindeutete, dass sie, obwohl heute Sonntag war, aus ihrem Büro anrief.
    »Am Apparat«, sagte Paul vorsichtig.
    »Was ist das denn für eine Begrüßung?«, kam es prompt zurück. »Machst du etwa wieder Dummheiten?«
    »So würde ich es nicht nennen.«
    »Ist ja auch egal. Ist schließlich deine Sache.«
    »Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich irgendwelche Dummheiten machen könnte?«, fragte Paul ein wenig verärgert.
    »Ach, nur so.«
    Paul glaubte ihr nicht und wurde konkreter: »Was gibt es, Kati?«
    »Ich frage mich, was du gestern bei Blohfelds Wohnung zu suchen hattest.«
    »Wieso?« Paul stutzte. »Beschattet ihr ihn etwa?«, fragte er mit leichter Entrüstung.
    »Mm«, gestand Katinka ein. »Du bist ja informiert, was den zweiten Mord anbelangt: den an der Joggerin auf der Wöhrder Wiese, Antoinette.« Sie ließ diesen Satz einige Sekunden nachwirken, damit Paul Zeit hatte, die Zusammenhänge selbstständig zu erkennen. »Am Tatort wurde bekanntlich ein Herrentuch gefunden, das dem Geschmack deines Freundes sehr nahe kommt. Außerdem hat mir ein Vögelchen gezwitschert, dass Blohfeld mit Antoinette in der Mordnacht verabredet war. Kurzum: Er ist zurzeit der einzige Verdächtige im Mordfall Antoinette. Es wäre sicher hilfreich, wenn er sich meldet und hilft, die Verdächtigungen gegen ihn auszuräumen.«
    Nach einigen Sekunden des Nachdenkens fragte Paul:
    »Seid ihr mir auch auf den Fersen?«
    »Nein«, sagte Katinka ohne jedes Zögern. »Warum fragst du?«
    Paul dachte an die Verfolgungsjagd mit dem Geländewagen zurück. »Man könnte den Eindruck gewinnen …«
    »Quatsch. Was hätten wir für einen Grund dafür?«, fragte Katinka. Dann, nach einem nachdenklichen Schweigen: »Sollten wir einen haben?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann sorge in deinem eigenen Interesse dafür, dass es so bleibt«, sagte Katinka. »Ach, was war denn das letzte Nacht mit diesem ominösen Drohanruf?«
    Paul war sauer. »Vergiss es.«

23
    Auf seinem Rückweg in die Altstadt fuhr Paul vom Hallertor aus nicht bis zum Weinmarkt durch, sondern suchte sich einen Parkplatz am schattigen Nägeleinsplatz. Von dort aus ging er die wenigen Meter bis zu seiner auserkorenen Ruheoase zu Fuß.
    Der Biergarten am Kettensteg war zu dieser Uhrzeit kaum besucht. Paul wählte einen Stuhl direkt neben einem schmalen, künstlich aufgeschütteten Sandstrand am Ufer der Pegnitz. Hier war es nicht zu heiß, und das Rascheln der Blätter überdeckte angenehm den Straßenverkehr vom nahen Westtorgraben.
    Paul orderte einen Milchkaffee und ein Glas stilles Wasser. Er zog sich einen zweiten Klappstuhl heran und legte seine Beine darauf. Während er auf das glitzernde Flusswasser blickte, versuchte er die Ereignisse der letzten Tage zu sortieren. Das fiel ihm nicht leicht, denn die Teile dieses Puzzles wollten sich einfach nicht ineinander fügen. Unruhig rutschte Paul auf dem Stuhl hin und her. Er brauchte irgendetwas, das ihm half, sich zu konzentrieren. Etwas, das dazu beitrug, die Dinge für ihn plastischer und anschaulicher zu machen. Sein Blick fiel auf ein kleines blaues Stück Kunststoff, das aus dem Sand des Ministrandes lugte: die Beine eines kopfüber im Sand steckenden Playmobilmännchens. Er stand auf und beugte sich über das Spielzeug. Er fuhr mit seiner Hand durch den warmen Sand und legte eine Reihe weiterer

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