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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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einige Recherchearbeit erspart. Er hatte sich zunächst darüber gewundert, dass Blohfeld gar keine weiteren Details wissen wollte. Doch dann war ihm aufgegangen, dass der Reporter viel zu viel Respekt vor Schraders Macht hatte, um sich selbst noch weiter in diese Sache verwickeln zu lassen.
    Ein Gong ertönte. Keine Minute später wurde die Tür aufgestoßen, und die ersten Kinder strömten heraus. Einige hatten erst einen Arm in der Jacke, andere wurstelten an ihren schief sitzenden Schulranzen herum.
    Paul musste seine ganze Konzentration aufwenden, um im Gewimmel der Kinder den kleinen Quentin zu erkennen. Sein fotografischer Blick half ihm dabei. Schneller als erwartet hatte Paul den Jungen entdeckt, er kam direkt auf ihn zugelaufen. Paul stellte sich in den Strom der Schüler, beugte sich hinunter und schnappte Quentin am Riemen seines Ranzens.
    Der Junge blieb verdutzt stehen und sah Paul fragend an. Doch dann erkannte er ihn, und seine kindlichen Gesichtszüge entspannten sich.
    »Ach, du bist das. Der Fotograf«, sagte Quentin und musterte Paul neugierig. Auch zwei von Quentins Schulkameraden waren zunächst stehengeblieben. Nachdem sie aber gesehen hatten, dass ihr Freund den fremden Mann kannte, gingen sie weiter.
    »Ja, Quentin. Ich wollte mal sehen, wie deine Schule aussieht«, versuchte Paul das Vertrauen des Kleinen zu gewinnen.
    »Meine Schule? Warum willst du denn meine Schule sehen. Die ist doch öde«, sagte Quentin verständnislos.
    »Zugegeben«, lächelte Paul ihn an. »Da ist eure Lady of Darkness viel spannender, stimmt‘s?«
    »Unser Piratenschiff?« Die Augen des Jungen leuchteten. »Ja, viel, viel spannender.«
    »Genauso wie der Schatz deines Papas«, schob Paul schnell hinterher. Inzwischen verließen die letzten Kinder die Schule.
    »Der Schatz? Du meinst sein goldenes Messer?«
    »Ja«, bestätigte Paul. »Sag mal, Quentin: Bist du eigentlich sicher, dass das ein Messer ist?«
    Quentin sah ihn verwundert an. »Natürlich ist das ein Messer. Nur eben ein ganz, ganz wertvolles. Wir Kinder dürfen es nie, nie, niemals anfassen, sagt Papa.«
    »Ja, aber . . .« Paul zögerte. »Könnte es nicht auch etwas anderes sein. Eine Speerspitze vielleicht?«
    Wieder sah ihn Quentin überrascht an. Dann rollte er mit den Augen und dachte offenbar angestrengt nach. »Aber Speere sind doch viel länger«, sagte er schließlich.
    »Das ist richtig«, bestätigte Paul. »Ich meine ja nur die Spitze von einem Speer. Könnte das hinkommen?«
    Der Junge wirkte ratlos. Paul merkte, dass er auf diese Weise nicht weiterkam. Er griff in seine Jackentasche und zog ein Bild heraus, das er dem Jungen vor die Nase hielt.
    »Sieht das Messer deines Vaters ungefähr so aus?«
    Quentin betrachtete das Bild, sah dann Paul an und grinste zufrieden. »Ja! Genau! Das ist Papas Messer! Woher hast du das Bild? Hat dich Papa in sein Arbeitszimmer gelassen?«
    Paul war für einen Moment völlig perplex: Der Junge hatte auf dem Foto den angeblichen Schatz seines Vaters Bernhard Schrader wiedererkannt – und das Bild zeigte die Heilige Lanze! Gleichzeitig hatte Quentin unbewusst einen Hinweis auf den Ort gegeben, an dem Schrader das Artefakt aufbewahrte.
    Paul hatte damit weit mehr in Erfahrung gebracht, als er zu hoffen gewagt hatte. Nur – diese neue Erkenntnis ergab überhaupt keinen Sinn! Die Heilige Lanze war doch im Rathaus ausgestellt und konnte sich unmöglich in Schraders Arbeitszimmer befinden.
    »Lieber Quentin«, wollte sich Paul vergewissern und blickte dem Jungen in die verspielt wirkenden Kinderaugen. »Schau dir das Bild doch bitte noch einmal genau . . .«
    Weiter kam er nicht. Paul spürte einen kräftigen Griff in seinem Nacken und wurde grob herumgerissen.
    Der Chauffeur fixierte ihn finster: »Was wollen Sie von dem Jungen?«, herrschte er Paul an.
    Paul musste blitzschnell umschalten. Er taxierte seine Umgebung, bemerkte, dass er von einigen Müttern und Kindern argwöhnisch beäugt wurde. Wenn er jetzt nicht clever reagierte, würde man ihn für einen Kinderschreck halten. Oder Schlimmeres.
    »Warum denn so unfreundlich?«, sagte er möglichst unaufgeregt. »Ich bin der Vater eines Schulfreundes von Quentin und wollte fragen, ob er zum Kindergeburtstag zu uns kommen will.«
    Augenblicklich löste der Chauffeur seinen Griff. Er suchte eine Bestätigung in Quentins Blick.
    Dieser sagte begeistert zu Paul: »Du bist auch ein Papa? Wann ist denn die Geburtstagsfeier?«
    Paul strich dem Jungen über den

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