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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Haustür nicht hören konnte. »Hat das dein Papa so gesagt?«
    »Ja, klar. Deswegen hat mein Papa doch so viele echte Piratenschätze.«
    »Quentin!«, hörte Paul die Mutter rufen. Er sah sich nach ihr um, erkannte, wie sie ungeduldig vor der Tür wartete.
    »Was sind denn das für Schätze?«, fragte Paul den Jungen hastig.
    »Piratenschätze«, wiederholte der Kleine. »Habe ich doch gesagt.«
    »Also Perlen, Edelsteine und Goldstücke?«, fragte Paul.
    »Nö«, sagte Quentin ein wenig enttäuscht. »Mein Papa hat nur Bilder.« Er schien zu grübeln, ob er nicht doch mit einem Piratenschatz nach Pauls Geschmack aufwarten konnte. Dann hellte sich seine Miene auf, als er sagte: »Er hat ein Messer. Das ist aus Gold. Oder Silber. Oder so ähnlich.«
    »Ein Messer?«, fragte Paul interessiert. Er schaute sich besorgt nach der Mutter um.
    »Ja. Ein Kapermesser oder ein Dolch oder so. Es ist sehr alt, hat Papa gesagt. Und wir dürfen nicht damit spielen.«
    »Wie sieht dieses Messer denn aus?«, bohrte Paul.
    Doch der Kleine wandte sich ab. »Ich muss jetzt rein. Wir sind sonst um diese Zeit schon lange im Bett.« Dann hielt er noch einmal inne: »Hast du auch einen Piratenschatz?« Nach diesen Worten rannte er los.
    Paul wartete noch ab, bis sich die Tür hinter dem Knirps und seiner Mama geschlossen hatte. Dann stieg er in seinen Wagen und startete den Motor.
    Nachdenklich fuhr er los. Natürlich ging ihm nach dem kurzen Gespräch mit dem Jungen ein Gedanke durch den Sinn: Ein wertvolles Messer. . . – konnte es sich dabei nicht auch um einen weitaus bedeutenderen Gegenstand handeln? Doch Paul verscheuchte diese Idee aus seinem Kopf. Denn kindliche Fantastereien und seine eigenen noch dazu brachten ihn ganz bestimmt nicht weiter, rief er sich zur Räson.
    17
    Es war nicht mehr viel Verkehr auf den Straßen. Paul musste sich beim Fahren also nicht besonders konzentrieren. Das war auch gut so, denn er hatte jede Menge Stoff zum Grübeln.
    Paul war noch immer hin – und hergerissen in seiner Meinung über den Abend bei den Schraders. Die Familie war ohne Frage zuvorkommend und freundlich gewesen. Auch dass Schrader ein Foto von Paul in seine Sammlung aufgenommen hatte, schmeichelte ihm. Aber die Worte des Jungen gingen Paul nicht aus dem Kopf. Sagten sie nicht weit mehr über den wahren Charakter des Vaters aus als all die auf Hochglanz polierten Oberflächlichkeiten, mit denen er in der Villa aufgewartet hatte?
    Paul ließ seinen Renault mit exakt Tempo fünfzig über die Gustav-Heinemann-Brücke rollen. Der Wöhrder See glitzerte im Mondlicht.
    Und wenn schon, dachte sich Paul. Schrader mochte ja – seiner großbürgerlichen Fassade zum Trotz – ein skrupelloser Taktiker sein, vielleicht sogar mit einem Hang zum Illegalen. Ein Pirat der Moderne. Doch wo blieb der Bezug zu Pauls eigentlichem Problem? Was konnte ein totes Model mit der Kunstsucht eines reichen Sammlers zu tun haben?
    Als Paul in die Äußere Sulzbacher Straße einbog und sich dem Stresemannplatz näherte, erinnerte er sich an eine vergangene Begebenheit. Es war nach der langen Funkstille seit ihrer gemeinsamen Schulzeit sein erstes ausschlaggebendes Zusammentreffen mit Katinka gewesen. Hier, in der Kinokneipe Metropolis, hatten sie sich einander wieder angenähert.
    Unwillkürlich drosselte Paul das Tempo und scherte links ein. Vor dem Metropolis parkte er den Wagen und griff zum Handy. Er beschloss spontan, dass hier und jetzt der richtige Moment gekommen war, um die dreiwöchige Konversationspause mit Katinka zu beenden.
    Er tippte ihre Nummer ein und merkte, wie sein Zeigefinger dabei zitterte.
    »Hallo«, meldete sich Katinka nach gebührender Zeit.
    »Ich bin‘s.«
    »Paul? – Wie geht es dir?« Katinkas Stimme klang sanft. Paul meinte sogar, eine Spur Sehnsucht herauszuhören.
    Ein Pärchen verließ gerade das Metropolis. Vor dem Lokal blieben die beiden noch einmal stehen, um sich zu umarmen und innig zu küssen.
    »Ich vermisse dich«, sagte Paul.
    »Ich dich auch«, kam es aus dem Handy. Es klang ernst gemeint, aber auch ein wenig distanziert.
    »Du bist sauer, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe«, mutmaßte Paul.
    »Nein«, antwortete Katinka nun sehr nüchtern. »Ich hätte ja auch jederzeit anrufen können. – Aber darauf kommt es nicht an. Du weißt schon . . .«
    »Ich weiß schon . . . was?«, fragte Paul.
    Katinka atmete tief durch. »Es ist schön, deine Stimme endlich wieder zu hören. Denn ich denke sehr viel an

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