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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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dass es einen nach wie vor ungeklärten Mordfall gibt, in den du auf irgendeine Art verwickelt bist, finde ich eine Geburtstagsfeier jetzt schlicht und einfach nicht angebracht.«
    »Verstanden«, sagte Paul knapp.
    »Das ist meine ganz persönliche Meinung«, schränkte der Pfarrer ein. »Ich will eure Freude damit nicht schmälern. Und du weißt: Bei mir bist du jederzeit willkommen. Ich habe ein offenes Ohr für dich – egal, was du mir vielleicht noch zu sagen hast.«
    Wenn er katholisch wäre, hätte Fink statt »sagen« das Wort »beichten« verwendet, mutmaßte Paul. Er bedankte sich ziemlich kühl für den Anruf und schob das Handy an den äußersten Rand der Tischplatte.
    »So«, platzte es aus ihm heraus. »Jetzt langt es. Ich will endlich feiern. Lass uns den Champagner köpfen!«
    Jan-Patrick zuckte zurück, von Pauls plötzlicher Agilität ganz offensichtlich erschreckt. »In Ordnung«, sagte er dann. »Ich habe genug Flaschen kalt gestellt. Marlen soll uns gleich eine Magnumflasche bringen. . .«
    Er kam nicht mehr dazu, die Bestellung aufzugeben, denn beide starrten jetzt wie gebannt auf das Handy. Durch das Rütteln des Vibrationsalarms setzte es sich langsam in Bewegung und rutschte kurz darauf über den Rand des Tisches.
    Paul fing es mit einer hastigen Bewegung auf.
    »Wer ist denn das schon wieder?«, fragte Jan-Patrick. »Sagen deine Eltern wohl auch ab?«
    Paul schüttelte den Kopf. »Die sind gar nicht eingeladen.«
    Die Nummer auf dem Display sagte ihm nichts. Vielleicht ein Verwähler? Er drückte die grüne Taste und meldete sich.
    Während er dem Anrufer lauschte, sah er seinen Freund erstaunt und überrascht an. Er bestätigte kurz, dass er alles verstanden hatte, und legte dann auf.
    »Und?«, fragte Jan-Patrick. »Wer war das?«
    Paul war noch immer überrascht. »Eine Krankenschwester«, sagte er dann.
    »Eine Krankenschwester?« Nun wirkte auch der Küchenmeister verblüfft. »Schon wieder eine neue Flamme von dir?«
    Paul erhob sich und schaute sich nach seiner Garderobe um. »Nein, ich kenne die junge Dame gar nicht«, klärte er Jan-Patrick auf. »Ich habe sie vor ein paar Tagen im Theresien-Krankenhaus zufällig am Apparat gehabt.«
    »Theresien-Krankenhaus? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, sagte der Koch verwirrt.
    »Während der Eröffnung der Ausstellung im Rathaussaal hatte jemand einen Zusammenbruch erlitten. Ich hatte mich beim Krankenhaus erkundigt, wie es ihm ging.«
    »Verstehe. Aber warum ruft sie dich heute Abend an? Hast du ihr verraten, wann dein Geburtstag ist?«
    »Nein. Ich hatte sie gebeten, mich zu informieren, sobald es dem altem Mann besser ginge. Das darf sie zwar eigentlich nicht – aber sie hat es getan.«
    »Okay«, gab Jan-Patrick die Fragerei auf. »Ich will dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Da hinten hängt deine Jacke. Wenn du aufbrechen willst, dann geh. Für die Nachspeise werde ich andere dankbare Abnehmer finden.«
    »Danke«, sagte Paul und zog sich die Jacke über. »Danke für alles.«
    Er hatte den Goldenen Ritter schon fast verlassen, als er sich im Eingangsbereich noch einmal umwandte.
    Paul stolperte fast über seine eigenen Füße, als er sah, wie Jan-Patrick die aus der Küche tretende Marlen sanft umarmte und ihr im Vorbeigehen einen Kuss gab. Einen Kuss auf den Mund.
    Paul konnte nicht anders: Er kehrte noch einmal um und sprach seinen Freund darauf an.
    Jan-Patrick spitzte die Lippen, so wie er es immer tat, wenn er über seine geliebten Lebensmittel, Kräuter, Weine und Rezepte sprach. Diesmal aber ging es um die Liebe selbst: »Ich habe endlich gefunden, wonach ich so lange vergebens gesucht hatte. Und das Glück war die ganze Zeit so nah . . .«
    41
    Paul nahm den direkten Weg in die Unfallaufnahme der Klinik: über die Rampe für die Krankenwagen. Er passierte Tragen, auf denen Patienten auf ihre Behandlung warteten. Eine Stuhlreihe war mit Angehörigen gefüllt, die einen leidenderen Eindruck machten als die Kranken selbst. An einem Schalter drängelte er sich kurzerhand vor und bekam auch tatsächlich die gewünschte Auskunft:
    »Zimmer 3.24. Aber die Besuchszeiten sind vorbei«, sagte ein überarbeitet wirkender junger Mann im Kittel eines Krankenpflegers.
    »Das passt schon. Ich will meinem Onkel nur seine Lesebrille reinreichen, die er zu Hause vergessen hat«, log Paul und ging schnell weiter.
    Heinrich Bartel lag allein in einem Dreibettzimmer. Er hatte die Augen geschlossen, als Paul eintrat. Darum klopfte

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