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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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dieser kräftig an den Türrahmen.
    »Wer? Wie . . . was ist denn los?«
    Der alte Herr rappelte sich hoch.
    Paul setzte sich auf die Bettkante. »Guten Abend, Herr Bartel. Sie kennen mich vielleicht nicht mehr. Mein Name ist Flemming, Paul Flemming. Ich war als Fotograf bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus dabei.«
    Bartels Augenlider begannen zu flattern. »Die Ausstellungseröffnung. Ja, natürlich. Die Reichskleinodien – o mein Gott.« Er fasste sich an die Brust.
    Paul beugte sich erschrocken vor. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Soll ich nach der Schwester klingeln?«
    »Nein, nein, nicht nötig«, sagte Bartel kurzatmig. »Mir geht es gut.« Dann sah er Paul aufmerksam an. »Ja, ich erinnere mich natürlich an Sie. Sie waren ein aufmerksamer Zuhörer.«
    »Das freut mich«, sagte Paul. »Inzwischen ist einiges passiert, wie Sie vielleicht wissen.«
    Der Alte nickte langsam. Sein Gesicht wirkte mit einem Mal wie versteinert.
    »Ich weiß, was Sie bei der Ausstellung so sehr erschreckt hat, dass Sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten«, kam Paul auf den Punkt. »Es war ein Teil der Reichskleinodien. Genauer gesagt: die Heilige Lanze.«
    Bartel wirkte verängstigt. Als könnte er es nicht ertragen, das eigene Wissen von einem Fremden bestätigt zu sehen.
    Dennoch fuhr Paul fort: »Sie haben in der Heiligen Lanze eine Fälschung erkannt. Ein sehr gut gemachtes Replikat zwar, aber eben nicht das Original.«
    Bartel nickte zaghaft. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich war nicht darauf gefasst – nach all den Jahren. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    Paul zwang sich zur Geduld und sagte ruhig: »Ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie Ihre Geschichte erzählen. Was ist im Frühjahr 1945 wirklich geschehen?«
    Bartel zögerte. Er ließ eine Minute verstreichen, dann noch eine.
    Endlich begann er zu sprechen: »Im April sind drei Männer . . .«, er räusperte sich, ». . . erschossen worden.«
    »Im April 1945«, vergewisserte sich Paul.
    »Ja«, bestätigte Bartel und nannte die Namen der Ermordeten: Galster, Schmidbauer und Kleinlein. Paul hörte zu – und allmählich fügten sich die letzten Teile des Puzzles zusammen:
    »Die drei waren Experten«, berichtete Bartel. »Jeder auf seinem Gebiet ein Perfektionist. Man hatte damals lange nach geeigneten Kräften wie ihnen gesucht. Als sich abzeichnete, dass der Feind bis nach Nürnberg Vordringen würde, bekamen sie von der SS den Auftrag, die Reichskleinodien zu fälschen. Das war das Herzstück eines Täuschungsmanövers, um zu verhindern, dass die Alliierten die Originale in die Hände bekämen.«
    Bartel atmete mehrmals tief durch, bevor er weitersprach: »Die drei Handwerker konnten in der knappen Zeit aber unmöglich die ganze schwierige Aufgabe bewältigen. Sie waren gerade mit der Kopie der Heiligen Lanze fertig, da standen die Amerikaner fast schon vor der Tür.«
    »Was ist dann geschehen?«, fragte Paul.
    Bartel wich nun seinem Blick aus. »Ganz genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Aber nach allem, was ich damals mitbekommen hatte, wollten sich die drei Fälscher den amerikanischen Truppen stellen und ihr Geheimnis preisgeben.«
    »Das war ein fataler Fehler«, führte Paul den Gedanken zu Ende: »Die drei Männer wurden geschnappt und kurzerhand liquidiert.«
    »Wissen Sie«, sprach Bartel ihn nun wieder direkt an, »ich bin immer davon ausgegangen, dass die gefälschte Lanze damals in den Kriegswirren verschwunden ist oder zerstört wurde. Denn das Reich war geschlagen – es hatte keinen Sinn, länger Widerstand zu leisten.«
    »Aber dann erkannten Sie vor ein paar Tagen das Replikat von damals wieder«, folgerte Paul.
    »Ja. Ich hatte die Heilige Lanze bei der Umquartierung in den Kunstbunker oft genug in den Händen gehalten und studiert, um neulich im Rathaus zu wissen, dass ich eine Fälschung vor mir hatte.«
    »Warum haben Sie damals niemanden darüber informiert, dass eine Kopie der Lanze im Umlauf sein könnte?«
    Bartel stockte. »Wie gesagt: Ich bin davon ausgegangen, dass das Replikat nicht mehr existierte. Geschwiegen habe ich aber auch aus Angst vor Racheakten der alten SS-Seilschaften. Die haben den Krieg nämlich noch um dreißig Jahre und länger überdauert. Ich könnte Ihnen da Namen nennen . . .«
    Paul sah den alten Mann lange nachdenklich an. Dann stand er auf und sagte: »Diese Namen sparen Sie sich besser für die Polizei auf – falls die Betreffenden überhaupt noch leben. Ich werde mich erst

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