Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
Kunden nicht verlieren und haben deshalb sogar einen Stand auf dem Hauptmarkt.«
    »Was für einen Durchlauf erzielen Sie denn pro Jahr?«, wollte Paul wissen. »Zehn Millionen Tomaten, oder sind es sogar mehr?«
    Deuerlein ging darauf nicht direkt ein. Stattdessen sagte er: »Viel zu wenig, um im europäischen Markt auf die Dauer konkurrieren zu können. Uns fehlen die Flächen für weitere Treibhäuser, damit wir die Produktionsrate endlich weiter hochfahren können.« Mit ausladender Gestik, als wollte er seinen Worten größere Bedeutung verleihen und seine Tätigkeit auf eine höhere Ebene heben, gab sich der Bauer als Visionär: »Um langfristig die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können, müsste man bis zum Jahr 2050 zusätzliche Agrarflächen von der Fläche Brasiliens unter den Pflug nehmen. So viel neuer Ackerboden existiert einfach nicht. Denn wir können nicht immer mehr Wald roden, Savannen umpflügen und Feuchtgebiete trockenlegen. Um die Folgen des Klimawandels abzumildern, müssen wir das genaue Gegenteil tun: Ackerland renaturieren!«
    Die Vehemenz in Deuerleins Worten nötigte Paul Respekt ab, doch er verlor nicht aus den Augen, um was es dem Großbauern eigentlich ging: »Sie wollen noch mehr Gewächshäuser bauen?«, fragte er und merkte selbst, dass er eher entsetzt als begeistert klang.
    Deuerlein bekam das offenbar nicht mit, denn mit geschwellter Brust bekräftigte er: »Aber sicher! In unserer Branche sind wir zum Wachstum verdammt. Andernfalls nehmen uns die Holländer und Spanier das Geschäft weg, ganz zu schweigen von der osteuropäischen Konkurrenz, die schon in den Startlöchem sitzt.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, liegt Ihr Problem darin, dass es im Knoblauchsland einfach nicht mehr genug Ackerland gibt, das Sie überdachen könnten«, schlussfolgerte Paul.
    Deuerlein wiegte missmutig den Kopf. »Land gäbe es prinzipiell genug. Auch verkaufswillige Eigentümer. Aber ich bekomme überall nur Parzellen. Hier ein paar Hektar und dort. Nichts Zusammenhängendes, Großes.«
    Paul wagte einen Vorstoß und fragte: »Da kämen Ihnen die Flächen Ihrer direkten Nachbarn gerade recht, was? Zum Beispiel die von Herrn Bruns?«
    Deuerlein antwortete nicht sofort, sondern sah mit einem Mal nachdenklich aus. Mit deutlich weniger Elan antwortete er »Es ist nicht der rechte Zeitpunkt, über Bruns und seine Äcker zu sprechen, mal abgesehen davon, dass es auch nur ein paar Hektar sind. Der Mann hat jetzt andere Sorgen.« Wieder schwieg er und hing seinen Gedanken nach. »Aber natürlich liegen Sie richtig: Wenn Bruns die Absicht hätte zu verkaufen, wäre ich der Erste, der sich melden würde.«
    »Das klingt, als hätten Sie es schon einmal probiert, aber keinen Erfolg gehabt.«
    »Einmal?«, fragte Deuerlein und lachte auf. »Ein Dutzend Mal! Aber Bruns ist ein Querkopf und Dickschädel - genau wie ich. Bei dem ist nichts zu holen. Ich muss mich wohl anderweitig umsehen.«
    Sie setzten ihren Rundgang fort und kosteten von den Tomaten, die zu Pauls Überraschung so knackig und aromatisch schmeckten wie die in Jan-Patricks exquisiten Salaten, probierten auch von den nicht weniger geschmackvollen Paprika, bis Paul sich mit dem Versprechen verabschiedete, dass er sich seine Mitarbeit an dem Imagekatalog ernsthaft durch den Kopf gehen lassen wollte, aber keinesfalls abgeneigt sei. Deuerlein zeigte sich fürs Erste zufrieden und unterbreitete Paul einen anständigen Honorarvorschlag.
    Zum Abschluss führte Deuerlein seinen Besucher durch das Metallgerippe eines gerade im Bau befindlichen Anbaus. Paul konnte nicht umhin, Deuerleins enormem Schaffensdrang Respekt zu zollen. »Sie können stolz sein auf so viel Fortschritt und Effizienz«, schmeichelte Paul dem Bauern.
    Das hörte Deuerlein gern und zeigte ein aufrichtiges Lächeln. »Ja, das bin ich. Ich habe aus einem mittelgroßen Hof mit vorsintflutlicher Ausstattung, den mir mein Vater vor 15 Jahren vermacht hat, den modernsten und umsatzstärksten Betrieb weit und breit gemacht. Neue Arbeitsplätze habe ich auch geschaffen, denn wir produzieren ja das ganze Jahr über und beschäftigen statt Saisonarbeitern aus Polen festangestellte Mitarbeiter aus der Region.«
    »Dann sollten Ihnen die Politiker dankbar sein und Sie loben statt zu kritisieren«, lenkte Paul das Gespräch auf den Vorfall, dessen Zeuge er geworden war.
    Deuerleins Gesichtszüge versteinerten prompt. »Ich kenne Martin Rode, seit er ein kleiner Bub war. Wir sind uns

Weitere Kostenlose Bücher