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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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beide Arme in die Höhe. Er hatte es geschafft, doch sank er im selben Moment weiter ab. Seine letzte Energie brauchte er dafür, sich an das Seil zu klammern.
    Sein Helfer zog sogleich an. Das Seil straffte sich, Paul spürte den Zug. Tatsächlich gelang es dem Mann, Paul einige Zentimeter weit aus der Brühe zu holen: Der Kopf war wieder frei!
    Aber die eigentliche Arbeit lag noch vor ihnen. Denn Rumpf und Beine, die noch im Gülleschlamm steckten, boten einen wesentlich größeren Widerstand. Das Seil schnitt in Pauls Handflächen, während der Erfolg unmerklich blieb.
    Bruns jedoch dachte nicht daran aufzugeben, sondern rackerte sich unermüdlich ab. Nach zähem Ringen gegen den Schlamm brachte er das Unmögliche zustande: Paul hatte den rettenden Beckenrand erreicht. Bruns bekam ihn unter den Schultern zu fassen, sodass sie den letzten Rest der Hilfsaktion mit vereinten Kräften meistern konnten. Paul hievte seinen Körper über die Kante und blieb erschöpft liegen.
    Voll Dankbarkeit sah Paul zu seinem Retter auf. Bruns, ein kräftiger Kerl von gedrungener Statur und mit wettergegerbtem Gesicht, ließ trotz des hinter ihm liegenden Kraftaktes keine Erschöpfung erkennen.
    Er half Paul auf und führte ihn zu einem Wandanschluss mit Wasserschlauch. Er drehte den Hahn auf und ließ den harten Strahl über Pauls dreckstarrende Kleidung prasseln. Paul sah, wie ihm eine hellbraune Suppe die Hosenbeine hinunterlief, und wandte angewidert den Kopf ab.
    Nach fünf Minuten stellte der Bauer den Hahn wieder ab und betrachtete das Resultat seiner Brachialreinigung mit kritischer Miene. »Nun sehen Sie wenigstens wieder wie ein Mensch aus«, sagte er ohne jede Spur von Spott oder Schadenfreude. »Aber in mein Haus lasse ich Sie so nicht!«
    Dafür brachte Paul vollstes Verständnis auf. Obwohl er völlig gerädert war von dem Schrecken und den Strapazen, hatte er es eilig, eine Frage loszuwerden: »Warum, zum Kuckuck, gibt es eine Jauchegrube bei einem Gemüsebauern?« Denn das wäre das Letzte gewesen, womit er gerechnet hätte.
    Bruns zeigte auf einen dottergelb getünchten Stall im Anschluss an die Scheune. »Wir halten acht Stück Milchvieh. Kot und Streu vermischt enthält Stickstoff und Kalisalze, die Jauche ist ein guter Dünger ...«
    »Schon gut, schon gut«, meinte Paul. »Aber sie stinkt zum Himmel!«
    Der Bauer baute sich vor ihm auf und musterte ihn kritisch: »Was hatten Sie überhaupt bei der Grube zu suchen? Das ist unbefugtes Betreten! Ich übernehme keine Haftung, falls Sie auf die Idee kommen, von mir Schadenersatz zu verlangen.«
    »Schadenersatz? Von Ihnen bestimmt nicht, Sie haben mich ja gerettet. Schon eher von dem Scherzbold, der mir den Schubs verpasst hat.«
    »Jemand hat Sie gestoßen? Wer soll das gewesen sein?«, fragte Bruns skeptisch.
    Paul winkte ab. »Vergessen Sie’s. Ich habe ihn nicht erkennen können. Es ging alles viel zu schnell.«
    Bruns grummelte etwas Unverständliches, um sich dann zu erkundigen: »Wie wollen Sie denn heimkommen? Sind Sie mit dem Auto da? Soll ich Ihnen eine Folie geben? Für den Sitz?«
    Paul war dankbar für die Hilfsbereitschaft des Landwirts, doch fragte er sich, ob Bruns wahres Interesse nicht bloß darin lag, den unliebsamen Besucher möglichst schnell wieder loszuwerden. »Eine Folie für den Sitz, ja, das wäre nett, wenn es nicht zu viele Umstände macht«, sagt er und nahm sich gleichzeitig vor, Bruns nicht von der Seite zu weichen.
    »In Ordnung. Ich hole eine aus der Scheune. Warten Sie...«
    »Ich begleite Sie«, beeilte sich Paul zu sagen.
    Bruns grummelte erneut und setzte sich in Bewegung.
    Als sie die Scheune, eine geräumige Holzkonstruktion mit Strohlager, altem Traktor und angerosteten Pflügen und Eggen, betraten, sah Paul seinen Moment gekommen. »Weshalb ich eigentlich hier bin«, setzte er an und schwieg sogleich wieder, denn Bruns taxierte ihn mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß.
    »Ja?«, fragte er. »Warum sind Sie hier? Es geht um Frieda, habe ich recht?«
    Paul nickte und musste husten, denn die Scheunenluft war staubig. »Entschuldigung. Ja, ich bin wegen Frieda gekommen. Wissen Sie: Ich bin der Fotograf, der den neuen Knoblauchslandkalender macht.«
    »Ach. Sie sind das.« Bruns kniff die Augen zusammen. »Dann haben Sie sie gefunden, ja?«
    »Nicht ganz. Ich war der Zweite am Tatort. Mein Beileid, Herr. Bruns. Auch mir ging es sehr nahe.«
    »Danke. Sind Sie deswegen hier rausgefahren?«
    »Was meinen Sie?«
    »Um mir Ihr

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