Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
mal nicht so abgebrüht«, meinte Paul. »Immerhin liefert der Hinweis auf Rode die erste wirklich heiße Spur in diesem Fall.«
Katinka sah ihn gedankenvoll an. Sie senkte den Kopf und sagte leise, beinahe flüsternd: »Die Spur ist sogar heißer, als mir lieb ist.«
»Weshalb?« Paul spürte, dass er kurz davor stand, die nächste unglaubliche Neuigkeit zu erfahren.
Und tatsächlich: Katinka vergewisserte sich, dass die wenigen anderen Gäste weit genug entfernt saßen, bevor sie erklärte: »Die Obduktion von Friedas Leichnam ist mittlerweile abgeschlossen, die Rechtsmedizin in Erlangen hat heute früh die Ergebnisse vorgelegt. Auch die Fremdspuren wurden analysiert.«
»Und? Mach es bitte nicht unnötig spannend.«
»Tja, Paul. Frieda hat wirklich großes Pech gehabt, denn auch wenn ihr Körper Spuren von Gewalteinwirkung aufweist, hat keine davon zu ihrem Tod geführt. Der Sturz auf den Stein war letztendlich ausschlaggebend, weshalb wir kaum noch von einem vorsätzlichen Mord ausgehen können. Aber was dich mehr interessieren dürfte, ist die Spurenanalyse: Das Fremdhaar, das an ihr haftete, ist eindeutig männlichen Ursprungs, so lautet das Ergebnis einer ersten gentechnischen Untersuchung. Auf weitere Details der DNA-Analyse warte ich noch, aber einen anderen wichtigen Hinweis erkennt man auch mit bloßen Augen: Das Haar entspricht in der natürlichen Farbgebung dem von Martin Rode.«
»Du meinst...«, begann Paul zu ahnen.
»Bingo! Das Mädel muss sich kurz vor ihrem Ableben mit ihm getroffen haben. Noch ist das natürlich reine Theorie, aber die lässt sich überprüfen.«
Obwohl es sich hier sicher nur um ein relativ schwaches Indiz handelte, fühlte sich Paul wie elektrisiert und knibbelte vor innerer Unruhe an der elfenbeinfarbenen Tafelkerze, die zwischen ihnen stand und ein romantisches Licht verbreitete. »Das hört sich nach einem Durchbruch an!« Er sah seine Frau aus funkelnden Augen an: »Wie willst du, oder wie will die Polizei weiter vorgehen? Wagt ihr euch an den Staatssekretär heran? Lasst ihr einen Gentest anordnen?«
Katinka lächelte milde. »Paulchen, mein Lieber. Du bist und bleibst unverbesserlich in deiner Naivität. Oh, bitte nimm es mir nicht übel, aber so, wie du dir die Ermittlungsarbeit vorstellst, läuft es nun einmal nicht.«
Paul spürte einen leichten Stich ob dieser Vorhaltungen, versuchte sich dies aber nicht anmerken zu lassen. »Wie läuft es dann? Etwa nach dem Motto: Generalamnestie für bayerische Regierungsmitglieder?«
»Nein, Paul. Ich habe nicht vor, den bequemsten Weg zu gehen und Unannehmlichkeiten zu meiden - so gut solltest du mich kennen. Aber bislang haben wir nichts gegen Rode in der Hand, außer der Aussage eines zweifelhaften Drogendealers, der während seines Verhörs wahrscheinlich unter dem Einfluss seiner eigenen Halluzinogene stand. Jedenfalls reicht das nicht, um einen richterlichen Beschluss für eine Speichelprobe zu erwirken.«
»Du fürchtest die Rache der Staatskanzlei«, mutmaßte Paul.
»Sei bitte nicht albern. Darum geht es nicht. Ob Staatssekretär oder nicht: Sobald sich die Verdachtsmomente gegen Rode erhärten, indem wir etwa einen weiteren Hinweis auf seine Beziehung mit Frieda erhalten, wird selbstverständlich ermittelt. Und zwar ohne Ansehen von Person und Position.«
Wer’s glaubt, wollte Paul kontern, der Katinka in anderen, ähnlich gelagerten Fällen schon hatte einknicken sehen. Doch er schluckte die Antwort hinunter. Schließlich hatte er nicht vor, Katinka zu provozieren. Stattdessen erkundigte er sich: »Das heißt, ihr wartet ab, was als Nächstes passiert?«
Katinka neigte den Kopf: »Bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig? - Kommissar Schnelleisen wird diskret Rodes Alibi überprüfen.«
»Schnelleisen und diskret?« Ein Widerspruch in sich, dachte Paul, dem das tölpelhafte Auftreten des Kripomannes noch lebhaft in Erinnerung war.
Bevor sie das Thema weiter vertiefen konnten, servierte Marlen ihnen einen »Gruß der Küche«: eine ebenso ungewöhnliche wie verführerisch duftende Maissuppe mit Popcorn-Croutons.
»Guten Appetit«, wünschte die zierliche Brünette, woraufhin sich Katinka nach ihrem Baby erkundigte. Marlen strahlte vor Mutterglück und berichtete stolz, wie gut sich der Nachwuchs mausere und was für ein prima Papa Jan-Patrick doch sei.
»Wie läuft es denn nachts? Schläft eure Kleine schon durch?«, wollte Katinka wissen.
»Es wäre übertrieben, wenn ich ja sagen würde«, lächelte
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