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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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einen Kriminalfall, der ihn wieder einmal vor die Qual der Wahl stellte: Sollte er sich weiter in die Sache hineinhängen oder den Dingen ihren Lauf lassen? Denn nach dem Besuch bei Dealer Jo hatte die Angelegenheit eine Wendung angenommen, die den  gesamten Fall in völlig anderen Dimensionen erscheinen ließ: Bei Friedas geheimnisumwittertem Freund handelte es sich - wenn man dem dubiosen Jo Glauben schenken konnte - um keinen Geringeren als Staatssekretär Martin Rode!
    Paul stand also mal wieder an dem gleichen Scheideweg, den er aus seiner ziemlich bewegten Vergangenheit schon so gut kannte: Er musste sich entscheiden, ob er seine persönliche Neugier und den Drang sich einzumischen unterdrücken sollte, um den eigentlichen Gesetzeshütern das Feld zu überlassen, zumal nun dieser Politiker im Spiel war und sich Paul durch seine nicht autorisierte Einmischung nur eine blutige Nase holen konnte. Oder aber ob er alle guten Gründe, die ihn zur Zurückhaltung mahnten, einfach in den Wind schießen sollte, um sich erneut in ein Abenteuer zu stürzen: das Abenteuer, einen Mord aufzuklären. Stoff zum Grübeln.
    Doch Hand aufs Herz, dachte Paul: Er brauchte sich gar nicht lange mit diesen Gedanken zu quälen, denn im Grunde war die Entscheidung längst gefallen. In dem Augenblick, als er die tote Frieda im Sonnenblumenfeld hatte liegen sehen, war der Entschluss gefasst, dem Täter auf die Schliche zu kommen. Paul konnte gar nicht anders, als zu Ende zu führen, was er begonnen hatte. So war nun mal sein Naturell, und dagegen konnte er nicht an, egal, was für Folgen das für ihn haben würde.
    Also rappelte er sich hoch, zog einen mit Staub überzogenen Pappkarton vom untersten Brett seines Bücherregals und schüttete den Inhalt auf den Parkettfußboden. Mit beiden Händen wühlte er in den herauspurzelnden Playmobilmännchen, die ihm schon oft bei der theoretischen Vorarbeit der Mördersuche geholfen hatten, und wählte die leicht lädierte Figur einer Frau im blauen Kleid aus. Er hob sie hoch, hielt sie gegen das Licht und sprach sie an:
    »Was kannst du mir von dir erzählen, Frieda?«, fragte er. »Worin lag dein dunkles Geheimnis?«
    Dunkles Geheimnis? Paul stutzte bei seinem eigenen Gedanken - das einzige Geheimnis, das bisher zur Sprache gekommen war, war Friedas geheim gehaltener Liebhaber - dessen Identität nun möglicherweise geklärt war. War da noch etwas anderes? Ob Rode tatsächlich die Schlüsselfigur dieses Falls abgab ... - es war noch zu früh, um sich darüber ein Urteil zu bilden.
    Paul drehte die Plastikfigur zwischen seinen Fingern und musterte sie. Was war Frieda für ein Mensch gewesen? Als gutgläubig und experimentierfreudig hatte ihr Vater sie beschrieben. Hatten diese Veranlagungen sie dazu getrieben, etwas zu tun, das die Gewalt an ihr begründen könnte? Paul konnte es sich nicht vorstellen. Nach all dem, was er bisher über Frieda erfahren konnte, handelte es sich um eine ganz normale junge Frau mit den Freuden und Nöten von zahllosen Gleichaltrigen. Die wenigen Merkmale, die Friedas Leben von dem ihrer Altersgenossinnen unterschieden, waren der frühe Tod ihrer Mutter und ihr Kontakt mit der Drogenszene. Ersteres mochte der Grund dafür gewesen sein, dass sie sich angeblich zu älteren Männern hingezogen fühlte: ein unbewusster oder sogar bewusster Wunsch nach Geborgenheit und Schutz, dem jüngere Männer wohl kaum entsprechen konnten. Und die Drogengeschichte? Schwer zu sagen. Die Leute, mit denen Frieda verkehrt hatte, schätzte Paul nach seiner gemeinsamen »Razzia« mit Jasmin eher als kleine Fische ein. Jo Weiß war niemand, der eine lebenslange Haftstrafe für Mord und Totschlag riskiert hätte.
    Wer konnte helfen, mehr Licht ins Dunkel zu bringen? Paul legte das Playmobilmädchen beiseite und suchte sich einen Mann mit grünen Hosen und grauen Haaren heraus. »Was kannst du mir sagen, Wilhelm Bruns?« Der Vater, der es so eilig hatte, seinen Sohn Tobias fern der Heimat zum Studieren zu schicken, anstatt das einzige verbliebene Kind nach dem Tod der Tochter umso enger an sich zu binden, hatte Paul nur die halbe Wahrheit gesagt. Paul war nicht entgangen, dass Bruns eine wichtige Information zurückhielt. Und dies nicht nur ihm gegenüber, sondern wohl auch der Polizei. Für Paul stand außer Frage, dass sich der alte Bauer ängstigte. Weniger um sich selbst als vielmehr um seinen Sohn. Doch wovor? Oder vor wem? Vielleicht ging es um eine diffuse Sorge, dass das Schicksal von

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