Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
das Telefon klingelte gleich darauf erneut.
»Ich bin’s, Jasmin.«
»Warum flüsterst du?«, wunderte sich Paul.
»Ich rufe vom Büro aus an. Schnelleisen kann jeden Moment hereinplatzen.«
»Was liegt denn an?«
»Nichts, das ich dir am Telefon sagen könnte.«
Paul stutzte. »Weshalb rufst du dann an?«
»Weil dich der Fall Frieda doch so brennend interessiert. Es gibt Neuigkeiten. Brisante Neuigkeiten, die eine Wende bei den Ermittlungen einläuten könnten.«
»Kannst du vielleicht ein wenig konkreter werden?«
»Nein, das kann ich nicht. Wenn du mehr wissen willst, frag deine Katinka.«
»Na, toll. Erst neugierig machen und dann nichts rauslassen. Das ist nicht gerade fair.«
»Sorry, aber ich darf dir keine Details verraten. Schon gar nicht am Telefon.«
»Trotzdem unfair. Aber da du gerade dran bist: Hast du Zeit und Lust, mir beim Umzug zu helfen?«
Schweigen. Dann die klare Absage: »Du kannst mich mal, Paul Flemming.«
Nachdem Jasmin aufgelegt hatte, versuchte Paul sein Glück erneut in seinem übrigen Bekanntenkreis. Zunächst bei Boulevardreporter Blohfeld:
»Ach, Flemming, ja, ja, ich sollte zurückrufen. Bin leider noch nicht dazu gekommen. Wegen des Umzugs, ja? Das sieht ganz schlecht aus zurzeit. Gaaaanz schlecht. Wir sind unterbesetzt in der Redaktion. Auch am Wochenende muss ich Dienst schieben. Da bleibt keine freie Minute übrig. Also, nichts für ungut. - Aber ich kann gern beim Tragen helfen, wenn Sie in ein oder zwei Monaten wieder bei der Staatsanwältin ausziehen.«
Dann bei Jan-Patrick:
»Paul? Oh, das tut mir leid, dass ich noch nicht zurückgerufen habe. Ich habe so viel um die Ohren. Es ist die Hölle los im Restaurant, wir sind total ausgebucht für die nächsten Tage. Ja, und das Baby ... - habe ich dir nicht erzählt, dass Marlen ständig beim Kinderarzt ist wegen der Blähungen? Kaum eine Nacht, die wir durchschlafen können. Ich würde dir gern helfen, keine Frage, aber diese Tage sieht es ganz schlecht aus.«
Zuletzt bei Hannes Fink:
»Auf deinen alten Kumpel Fink ist Verlass, das weißt du ja. Ich habe gleich einige Termine beiseitegeschoben und mich freigemacht für meinen Freund und Nachbarn. Bei einem Umzug mal richtig zuzupacken, nichts lieber als das! Ist mal was anderes für einen Theologen. - Aber weißt du: Da hat mich vorhin doch glatt so ein verflixter Hexenschuss erwischt. Oha, das hört sich ja nach einem Ausrutscher ins Heidnische an. Sprechen wir lieber vom Ischiasnerv. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das wehtut und mich körperlich einschränkt. Das Alter fordert nun mal seinen Tribut.«
Paul hätte stinksauer auf seine Freunde sein müssen. Alle wollten sich drücken, einer wie der andere. Doch seltsamerweise war er es nicht. Denn Jan-Patrick, Victor Blohfeld und Hannes Fink verschafften ihm mit ihren fadenscheinigen Ausreden noch ein wenig Aufschub. Aufschub, den er dringend brauchte, um sich Gewissheit zu verschaffen, ob er wirklich bereit war, sein heiß geliebtes Zuhause aufzugeben.
13
Jan-Patrick traute sich nicht aus seiner Küche heraus, als Paul am selben Abend im Goldenen Ritter erschien, um gemeinsam mit Katinka zu Abend zu essen. Das Lokal war nicht einmal zur Hälfte besetzt, trotzdem tat der Koch überbeschäftigt, wohl um seine faule Ausrede vom Nachmittag aufrechterhalten zu können und vor seinem Freund nicht das Gesicht zu verlieren.
Paul sollte es recht sein, denn so konnte er sich wenigstens ungestört mit seiner Frau unterhalten. Sie verzogen sich ins obere Stockwerk und wählten ihren Lieblingstisch in einem Erker. Marlen präsentierte ihnen die mit schwarzer Tinte handgeschriebene Tageskarte und nahm die Bestellung auf: Rehbratwürstchen auf schwarzen Linsen mit Meerrettichschaum für Katinka, Lammkeule in Honig-Senf-Kruste an Zitronenpüree für Paul.
»Ist das nicht der Hammer?«, erkundigte sich Paul nach Katinkas Meinung und spielte auf die Vermutung an, von der er ihr morgens bereits am Telefon erzählt hatte. »Staatssekretär Rode - immerhin verheiratet und Vater zweier Kinder - beginnt ein Techtelmechtel mit einer jugendlichen Landschönheit?«
Katinka gab sich zunächst ungerührt. »Meine dienstliche, aber auch private Erfahrung mit Männern hat mich gelehrt, bei derartigen Enthüllungen nicht mehr aus allen Wolken zu fallen. Frieda war volljährig, also ist aus juristischer Sicht nichts zu wollen. Delikat ist lediglich die Tatsache, dass Rode ein exponiertes öffentliches Amt bekleidet.«
»Tu
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