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Paul, mein grosser Bruder

Paul, mein grosser Bruder

Titel: Paul, mein grosser Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Lindquist
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einziges.«
    »Hast du es noch ?«
    Er nickte.
    »Darf ich es sehen ?«
    »Natürlich. Sicher. Du kannst es dir ansehen, wenn du zu mir kommst .«
    »Warum hast du nur ein Bild gemacht ?«
    Ein Laut kam über seine Lippen. Ich konnte nicht ausmachen, ob es ein Lachen oder ein Schniefen war.
    »Das Telefon klingelte«, sagte Daniel.
    Ich lächelte.
    »Ja, im Nachhinein wirkt es ziemlich komisch. Damals fühlte ich mich allerdings erleichtert. Irgendjemand rief an und wollte mit mir ins Kino gehen .« Daniel lächelte. »Und dank dieses Telefongesprächs gab es keine weiteren Nacktbilder. Paul lachte und begann sich anzuziehen. Er sagte, wir könnten ja an einem anderen Tag weitermachen. Allerdings wusste ich, dass daraus nie etwas werden würde. Ich würde es ganz einfach nicht wagen .«
    Einige Minuten lang sagte keiner von uns etwas. Dann unterbrach ich die Stille.
    »Wusstest du, dass Paul Tagebuch geschrieben hat ?«
    »Natürlich. «
    »Hast du eine Ahnung, wo diese Tagebücher jetzt sind ?«
    Daniel lachte und strich mir über die Wange.
    »Nein, Sherlock. Ich habe nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung. Ich dachte, du seiest derjenige, der für die Problemlösungen und das Finden von Anhaltspunkten in dieser Geschichte zuständig sei .«
    Beim Abschied in der Diele sagte Daniel: »Ich habe vielleicht ein zu großes Geheimnis daraus gemacht. Ich meine, im Allgemeinen .« Er wandte sich mir zu. »Du bist ein feiner Kerl. Ich mag es, mit dir zu reden. Mag es, mit dir zusammen zu sein. Es wird immer netter. Du beginnst, erwachsen zu werden .«
    »Ich mag dich auch, Daniel«, sagte ich. Und umarmte ihn.

ZEHN
    Ich war am Lesen , als meine Eltern von dem Fest zurückkamen.
    »Bei Jonas brennt noch Licht«, hörte ich meine Mama flüstern.
    »Ich bin noch wach«, rief ich.
    Ich hörte, wie sie ihre Mäntel aufhängten. Und Papas Schritte, als er hastig ins Badezimmer lief. Dann stand Mama in meiner Zimmertür.
    »Hallo, Liebling. Bist du schon lange alleine ?« Sie setzte sich zu mir ans Bett.
    »Nein. Daniel ist vor etwa einer halben Stunde gegangen. «
    »Was habt ihr gemacht ?«
    »Geredet. «
    Die Toilettenspülung ging, und Mama erhob sich.
    Papa kam herein und setzte sich auf die Bettkante.
    »Habt ihr euch amüsiert ?« , fragte ich.
    »Na ja«, antwortete er. »Es war ganz nett. Und du? Habt ihr den Film angesehen ?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er war langweilig. Irgendwie vorhersehbar.« Er sah mich an, er wirkte betrübt. »Ich hatte ihn als ganz nett in Erinnerung. Ich habe ihn gesehen, als ich klein war. In der Matineevorstellung.« Er machte eine kurze Pause. »Was habt ihr stattdessen gemacht ?«
    »Musik gehört. Geredet.«
    »Worüber?«
    »Alles Mögliche«, log ich. »Ein bisschen dies, ein bisschen das. Nichts Besonderes .«
    Papa war wirklich betrübt. Ich änderte meine Sitzstellung. Und als ich mich umdrehte, berührte meine Hand zufällig seinen Arm. Ganz natürlich.
    Zuerst erstarrte er. Dann legte er seine linke Hand auf meine und streichelte sie sanft.
    »Fühlst du dich gesund ?« , wollte er wissen.
    »So einigermaßen.«
    Er wandte seinen Blick ab und bemerkte die Spielzeugautos.
    »Soso, du hast deine Autos wieder hervorgeholt .«
    Er griff nach dem blauen Austin. »Diesen hier habe ich dir gekauft, als du drei wurdest. Unten im Spielzeugladen am Hafen. Ich bin während der Mittagspause dort gewesen und habe ihn gekauft .«
    »Warum hast du gerade den gewählt ?«
    »Magst du ihn nicht ?« , fragte er erstaunt.
    Ich lachte. »Doch, es war mein schönstes Auto. Ich mochte es wirklich .«
    »Ja, ich auch«, sagte Papa. »Deshalb habe ich es gekauft. Es war das schönste Auto, das sie hatten .«
    »Übrigens«, fuhr er fort, »erinnerst du dich, wie du es versteckt hast, und wir es nicht finden konnten? Du warst tagelang untröstlich. Erinnerst du dich ?«
    »Nein, aber Mama hat es erzählt .«
    »Und dann haben wir es hinter der Sockelleiste von einem der Kleiderschränke in der Diele gefunden«, erzählte er weiter. »Du weißt doch, hinter einer der Verblendungen, die sich immer gelöst hatte, wenn man mit dem Staubsauger oder so dagegen kam. Erinnerst du dich nicht ?«
    Ich erstarrte. »Nein, ich erinnere mich nicht. Was für Verblendungen?«
    »Die ganz unten«, erklärte Papa. »Vor dem eigentlichen Sockel. Die lösten sich von Anfang an. Bis ich sie festgeschraubt habe. Du erinnerst dich nicht mehr? Die Verblendung muss sich an jenem Tag auch gelöst haben. Vielleicht hast du

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