Paula geht
erkennen, sah nur irgendetwas Schwarzes.
Sie öffnete und ihr Herz hüpfte. Es war Sven. „Überraschung“, konnte er gerade noch mit seinem schiefen Grinsen sagen, da sprang sie ihm direkt in die Arme und er fing sie auf. Dann schob er sie sanft in den Flur, Paula klammerte sich immer noch an ihm fest.
„Hey, ich wollte mal nach dir sehen, nachdem deine Hausfassade nun Dorfgespräch ist.“ Er strich ihr sanft über den Rücken. „So schlimm?“
Paula nickte und weinte und lachte vor Erleichterung, dass er da war. „Aber jetzt ist alles nicht mehr so schlimm, seit du hier bist“, nuschelte sie in seine Lederjacke, die schon ganz tränenfeucht war. Hoffentlich gab das keine Flecken.
Da nahm er sie richtig in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Dann ist ja alles gut, ich hab dich auch vermisst.“ Und so standen sie gefühlte Stunden und hielten sich fest, und Paula merkte, wie die ganze Anspannung in kleinen Sandsäckchen von ihr abfiel.
Später in der Küche redeten sie lange. Sven erklärte ihr, dass er sich zurückgezogen hatte, um einige Sachen in seinem Leben in Ordnung zu bringen, und versprach, ihr alles zu erzählen, sobald die Dinge im Lot wären. Aber er sei schon auf einem guten Weg. Und Paula merkte, dass er wieder kraftvoller und entspannter wirkte als bei ihrem letzten Treffen.
„Ich würde dir so gerne helfen“, sagte Paula. „Du tust hier alles für mich und bist immer zur richtigen Zeit da und mich lässt du nichts für dich tun, das macht mich fertig.“
Sven zögerte mit seiner Antwort. „Das sind Dinge, die ich selbst machen muss. Du wirst es verstehen, wenn ich es dir erzähle. Durch manches muss man alleine durch, um dem anderen dann wieder gerade in die Augen sehen zu können.“ Er zögerte. „Dir will ich gerade in die Augen sehen können, weißt du, deswegen kannst gerade du mir dabei nicht helfen.“
Paula verstand nicht, aber sie kapierte, dass sie nicht weiter in ihn dringen durfte, jetzt wo er sich gerade wieder ein wenig öffnete. Da nahm Sven ihre Hand, die auf dem Küchentisch lag. „Aber eigentlich bin ich gekommen, um dir etwas anderes zu sagen.“
Paula stockte der Atem. Kurz dachte sie, ob Sven sich wohl in sie verliebt hatte? Das würde sein komisches Verhalten zumindest in Teilen erklären. In ihrem Bauch bewegten sich zarte Flügel und sie sah ihn erwartungsvoll an.
„Ich muss dich warnen.“ Die Fluggeschöpfe in Paulas Bauch setzten prompt zur Bruchlandung an. Sven sah so ernst aus, dass ihr plötzlich eine diffuse Angst die Kehle zuschnürte. „Mein Chef hat es auf dich abgesehen.“
„Auf mich? Ja, was hat er denn mit mir zu tun? Ich kenne ihn ja gar nicht.“
„Aber er kennt dich. Er recherchiert sogar, wo du Krankenbesuche machst. Er will dich anzeigen wegen Heilausübung ohne Befugnis.“
Paulas Kehle wurde noch enger. Jetzt war es passiert. Sie hatte es doch nur gut gemeint.
„Aber ich helfe den Leuten doch nur und sie kommen immer freiwillig. Ich zwinge doch niemanden, mich zu fragen.“
„Darum geht’s doch gar nicht. Mein Chef denkt einfach, Homöopathie ist Teufelszeug. Er ist in so einer evangelikalen Sekte und die wollen mit anderen Heilmethoden nichts zu tun haben. Eigentlich wollen sie nur beten, wenn jemand krank ist“, fügte er mit einem komischen Blick gen Himmel hinzu.
Paula ließ ihren Kopf auf den Tisch sinken. „Auch das noch, als wenn ich nicht schon genug Ärger hätte. Und du meinst, er macht das wirklich?“
„Ich weiß nicht, ob er schon bei der Polizei war oder noch geht, aber glaube mir, er meint es ernst.“
„Ach Sven.“ Sie sah ihn hilflos an.
Er stemmt sich hoch und Paula sah, wie müde er wirkte. Er musste direkt von der Arbeit gekommen sein, seine Haare waren noch ganz verstaubt. Und sie hatte ihm nicht mal was zu essen angeboten.
„Ich muss jetzt gehen, aber ich schaue morgen wieder nach dir. Vielleicht weiß ich dann schon mehr.“
Paula nickte dankbar. Es war gut, dass er ging, sie musste schlafen, einfach nur schlafen.
Kapitel 20
Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf wusste Paula, was zu tun war. Sie packte Ihre Papiere in einen alten Rucksack und stopfte alles Essbare aus Kühlschrank und Küchenschrank oben drauf. Dann schloss sie die Tür ab und warf den Schlüssel aus einem Impuls heraus in den Briefkasten. Den Ziegen gab sie ohne ein Wort ein großes Bündel Heu und eine gute Portion des teuren Kraftfutters. Sie meckerten zur Begrüßung, aber damit konnten
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