Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
Vom Netzwerk:
wichtig, dass es auf der persönlichen Ebene stimmt.“
    „Da haben Sie allerdings recht. Und genau das ist der Punkt, warum ich Sie jetzt bitte, wieder zu gehen. Sie können Ihre Papiere hierlassen. Ich informiere Sie dann über den Ausgang der Entscheidung, sobald ich mit meinem Mann gesprochen habe.“
    Paula war wie vor den Kopf gestoßen. Jetzt hatte sie sich schon überwunden und hergequält, und nun wurde sie so abserviert. Sie holte Luft, um etwas zu entgegnen, schluckte ihren Zorn dann aber hinunter. Vielleicht gab es ja doch noch eine letzte Chance, die wollte sie sich jetzt durch einen Temperamentsausbruch nicht vermasseln.
    Sie stand auf, nickte der verspannten Zicke vor ihr kurz zu und verließ schweigend das Haus. Draußen musste sie leider gegen einen Blumenkübel treten, der aber glücklicherweise nur schwankte und nicht umfiel.
     
    Ralf legte den Hörer auf und fuhr sich durch die struppigen Haare. Zum Friseur müsste ich auch mal, dachte er. Dann ließ er sich in einen Sessel fallen und dachte nach. Sein schlechtes Gewissen pochte in dumpfem Rhythmus gegen seine Schläfen. Er stützte den Kopf in die Hände. Nein, er hätte das nicht tun sollen. So etwas machte man einfach nicht. Aber wie um alles in der Welt sollte er sonst seinem Ziel näher kommen? Er musste jedes Mittel ergreifen, denn viele hatte er nicht.
    Paula musste einsehen, dass sie hier alleine nicht zurechtkam. Das war der einzige Weg, wie sie vielleicht doch zu ihm zurückfand. Er würde ihr wieder ein Jobangebot machen, sie würden zusammenarbeiten, es würde Spaß machen wie im Frühling. Und alles Weitere würde sich ergeben.
    Ralf, du bist ein Schwein, dachte er dennoch. Wie willst du das jemals wiedergutmachen? Gerade hast du zwei Menschen etwas Wichtiges vorenthalten. Der Mutter des Bürgermeisters die beste Pflege und Paula den Job, den sie dringend benötigt. Er ließ das Gespräch Revue passieren. Es war der Bürgermeister persönlich, der in einer privaten Angelegenheit seine Meinung einholt hatte. Ob er sich für die Neuzugezogene verbürgen würde, sie habe doch schon bei ihm gearbeitet, wollte er wissen. Seine Frau habe kein gutes Gefühl bei dieser Frau und er wolle jetzt auf Nummer sicher gehen, schließlich liege ihm seine Mutter sehr am Herzen.
    Ralf hatte nicht viel gesagt, aber sein Zögern und Schweigen hatte dem Bürgermeister anscheinend schon gereicht, und er hatte sich nach dem kurzen Gespräch aufrichtig bedankt. Neulich hatte es schon mal so eine Situation gegeben, wo er nur bedenklich seinen Kopf gewiegt hatte, als man im Hofladen darüber sprach, ob Paula ihre Praxis wohl bald eröffnen würde. Zufällig war Frau Herrmann von der Bank dabeigestanden, und hinterher hatte er auch schon mit sich gehadert, ob er sich richtig verhalten hatte.
    Dreimal wirst Du mich verleugnen, kam ihm in den Sinn, nur dass er nicht Petrus war und Paula nicht Jesus, aber irgendwie war es eine ähnliche Situation. Er wollte das nicht tun, aber es passierte ihm, weil er eine Paula wollte, die ihn brauchte. Er vermisste sie so. Inzwischen hatte er es sich angewöhnt, jeden Abend eine halbe Stunde hinter ihrem Haus zu stehen und in die warm erleuchtete Küche zu schauen. Sie hatte immer noch keine Vorhänge in der Küche, so dass er sie gut beobachten konnte, wenn sie lernte oder abwusch. Manchmal trat sie ans Fenster und starrte einfach in die Dunkelheit, dann zog er sich tiefer in die Sträucher zurück, aber er wusste, dass sie ihn nicht sehen konnte.
    Neulich war Annemarie bei ihr gewesen. Die beiden passten gut zusammen. Aber das würde ihm nicht noch einmal passieren, so wie bei Annemarie, dass ein anderer kam und sie ihm wieder wegschnappte, auch wenn es damals Annemaries eigener Mann gewesen war, das hatte er sich geschworen. Und so musste er zu jedem Mittel greifen, das sich ihm bot. Vielleicht konnte er es Paula eines Tages erzählen, um sein Gewissen zu erleichtern.
     
    Als Paula vom Einkaufen zurückkam, blieb sie wie angewurzelt stehen. Das gab‘s doch nicht, so eine Unverschämtheit! Über die gesamte vordere Fläche ihres Hauses war schwarzes Graffiti gesprüht. Ekelhafte zackige Buchstaben mit großen Farbnasen, die an der Wand hinunterliefen. Sie ließ die Einkaufstüten fallen, ballte die Fäuste und schrie laut: „Ihr Schweine!“
    Wieso immer ich, dachte sie und ließ sich auf die Vordertreppe sinken. Noch hatte sie die Absage nicht verkraftet und jetzt das. Gestern Abend hatte kurz der Bürgermeister

Weitere Kostenlose Bücher