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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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Casino die Verlobte dieses Herrn sexuell belästigt.« Da erst bemerkte ich, dass die afrikanische Parfumprobe inzwischen
     auch aufgetaucht war und mich fies aus dem Hintergrund angrinste.

|278| 6.
    Mir war bekannt, dass es an der Küste irgendwo eine Festung gab, von der früher ein Teil als Gefängnis genutzt worden war
     und das man jetzt besuchen konnte. Wirklich alles in mir wünschte sich jetzt dorthin. Stattdessen saß ich in einer Arrestzelle
     der Polizeiwache von Vilamoura, befreit von Schnürsenkeln, Armbanduhr und Brieftasche. Meine Kenntnisse der portugiesischen
     Rechtsordnung hielten sich deutlich in Grenzen, aber ich wusste inzwischen, dass die Aussage von Nina nicht ausreichte, um
     die hirnrissigen Anschuldigungen so weit zu entkräften, dass ich wieder auf freie Füße gesetzt werden konnte. Nicky und Ger
     waren nicht zur Wache gekommen. Das konnte ich sogar verstehen. Ger war es, der den Burschen verdroschen hatte, und während
     Letzterer wahrscheinlich noch monatelang sichtbare Spuren davon an sich haben würde, war nicht einmal die Frisur des Holländers
     durcheinandergeraten – man würde den Berufssoldaten einfach verhaften, wenn er hier auftauchte, und bis dahin glaubte man
     uns nicht, dass er überhaupt existierte. Unter Tränen erzählte mir Nina während meines Eins-haben-Sie-Klischee-Telefonats,
     dass Ger außerdem seinen Job riskierte, wenn er im Ausland in juristische Verstrickungen geriete. Wir mussten also ohne Hilfe
     von der Nordsee auskommen.
Ich
musste das.
    Ich hielt es für ausgeschlossen, dass die Angehörigen der örtlichen
Polícia
keine Ahnung davon hatten, was mein Ankläger, seine »Verlobte« und vermutlich ein halbes Dutzend weiterer Damen für ein Geschäft
     betrieben. Hier turnten vielleicht hundertausend Urlauber herum, aber die Einheimischen wussten mit Sicherheit vieles voneinander.
     Und selbst in
viel
größeren deutschen Städten war jeder Aushilfspimp polizeibekannt. Und davon abgesehen |279| sah man der schwarzen Schönheit ihre Profession wahrscheinlich noch vom Flughafen Frankfurt/Main aus an.
    Man verarschte mich. Und ich fand das nicht komisch.
    Leider hatte Nina nichts darüber sagen können, was am Black-Jack-Tisch geschehen war. Die alten Zocker aufzutreiben schien
     mir aussichtslos. Blieb nur noch der Croupier. Nina war bereits dabei, Vor-Ort-Recherche zu betreiben, und mein Vertrauen
     in sie enttäuschte mich hoffentlich nicht.
    Ich war zornig bis in die Haarspitzen, schlief aber dennoch irgendwann ein. Als ich geweckt wurde, war es draußen noch dunkel.
     Ich war einen Moment lang orientierungslos und wähnte mich im dunklen Erdgeschosszimmer in Marokko, aber die Realität brauchte
     nicht lange, um mich einzuholen. Man brachte mir Instantkaffee, Wasser und ein Käsebrot, aber ich trank nur das Wasser. Danach
     führte man mich in ein Büro, in dem mir ein in einen zwanzig Jahre alten C&A-Anzug gekleideter Fettsack auf Deutsch
     erklärte, dass man mich später dem Haftrichter vorführen würde, man würde gerade den Transport organisieren. Da drehte ich
     völlig durch. Ich weiß nicht mehr, was genau ich alles brüllte, aber selbst für die geringeren der Beleidigungen hätte man
     mich in Singapur wahrscheinlich auf der Stelle exekutiert. Mit roher Gewalt brachte man mich zurück in die Zelle. Ich schwitzte
     vor Wut mein T-Shirt patschnass, schlug hirnlos mit der Hand gegen Wände und Tür. Dass man sie irgendwann öffnete, hatte aber
     andere Gründe. Eine völlig übernächtigte Nina war in Begleitung des Black-Jack-Gebers erschienen, der müde lächelnd und ein
     ganz klein wenig widerwillig meine Version bestätigte.
     
    Es dauerte trotzdem noch geschlagene zwei Stunden, bis man mich entließ. Als ich draußen meine Schnürsenkel einfädelte, wünschte
     ich mir die Chuzpe, tatsächlich eine Straftat zu begehen. Bomben legen. Brandstiftung. Derlei.
    »Du solltest vorsichtig sein«, ermahnte mich meine Retterin, |280| als wir im Hightech-Froschcabrio saßen. »Wir sind Freiwild im Ausland, selbst wenn es zur EU zählt und dem Papier nach eine
     Demokratie sein sollte. Hier gilt das Wort der Einheimischen mindestens doppelt so viel wie unseres. Und, glaube mir, sie
hassen
die Touristen. Nicht von ganzem Herzen und vielleicht auch nicht auf der menschlichen Ebene, aber sie wären wohl viel lieber
     nicht auf Leute angewiesen, die zu ihnen reisen, um hier Schnitzel zu essen und die Sau rauszulassen.«
    »Ich
habe
aber keine Sau

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