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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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dann sprach er in wahnwitzig schnellem Spanisch auf sie ein. Nachdem er keine neunzig Sekunden
     später geendet hatte, grüßten die Polizisten formell und verschwanden wieder.
    »Wir brauchen keine Polizei. Das Hotel wird den Schaden übernehmen. Zweitausendfünfhundert Euro sagten Sie?«
    Ich nickte verblüfft. »Ungefähr.«
    »Sie werden nachher eine vorbereitete Schadensaufstellung in Ihrem Zimmer finden, die Sie nur noch unterschreiben müssen.
     Wann reisen Sie ab?«
    »In drei Tagen.«
    »Bis dahin werden Sie einen Scheck erhalten. Ist das zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Durchaus. Aber, sagen Sie …«
    »Ja?«
    »Wäre ich kein Journalist – würde das dann auch so laufen?«
    Er lachte und deutete dabei ein Kopfschütteln an. »Aber das bleibt unter uns,

?« Mit diesen Worten stand er auf, nötigte mir noch einen schlaffen Händedruck ab und verschwand. Ich lächelte ihm hinterher,
     weil ich etwas wusste, das er nicht wusste – noch nicht: Señor Teodoro Martinez hatte mir soeben den Aufhänger für unsere
     erste Story geliefert.
     
    Ich holte mir von Nina die Schlüssel für den Miefjeep. Sie trank inzwischen Wodka zum Bier und hing schwer in den Seilen.
     Eine |90| Wette darauf, dass ich sie am Abend noch sehen würde, hätte ich nicht abgeschlossen – wenn es in diesem Tempo weiterging,
     würde sie in ein oder zwei Stunden vom Hocker kippen. Schade eigentlich, denn am Abend wäre Henning wieder da – und wenn Chico-Eusebio
     gleichzeitig Dienst hätte, wäre ein lustiges Aufeinandertreffen vorprogrammiert. Quasi, wie Henning sagen würde.
    Aus purer Freundlichkeit nahm ich ihren Zweitschlüssel mit, um Bimbo zu holen, der sein trauriges Pudeldasein im Zimmer fristete,
     weil er am Pool nicht geduldet wurde. Seine Begeisterung hielt sich allerdings in Grenzen. Immerhin sprang er ohne Aufforderung
     in den Wagen und faltete sich auf der Rückbank zusammen.
    Irgendwo in der Inselhauptstadt musste es einen Computerhändler geben.

|91| 9.
    Ich musste nicht bis Las Palmas fahren, um einen Elektroladen zu finden, worüber ich sehr froh war, denn ich fuhr ungern Auto.
     Eine Rezeptionistin malte mir den Weg zu einem »Centro Comercial« auf, wo ich, ihrer Meinung nach, ganz sicher und total günstig
     an neue Hardware käme. Zwanzig Minuten später stand ich – allein, weil Bimbo sich weigerte, den Jeep zu verlassen – vor einer
     Ladenreihe, deren Schaufenster mit Elektronik vollgestopft waren. Vor einigen Shops standen junge Männer verschiedenster Nationalitäten
     von Asien bis Zentralafrika und sahen sich um. Als ich gerade einen der Läden betreten wollte, kurz bevor mich einer der Schlepper
     erreichte, kam mir ein älteres Pärchen aus dem Geschäft entgegen. Der Mann in Inseltouristenuniform (die vier großen S – Shorts,
     Shirt, Socken, Sandalen) hielt die Verpackung einer Digitalkamera in den Händen, ziemlich stolz offenbar, während er auf seine
     Angetraute einquatschte. Ich bekam nur Brocken der Unterhaltung mit (von »Schnäppchen« und »Stand der Technik« war die Rede),
     dafür konnte ich einen kurzen Blick auf die Packung werfen – und stutzte. Ein Digitalkamerahersteller namens »Sonny« war mir
     bis dato unbekannt, aber der Schriftzug
    w    i    e    s 
    erhebliche Ähnlichkeit mit dem Namen eines global agierenden Konzerns auf. Und auch der Produktname »Zyber-Shot« war etwas
     »unüblich« wiedergegeben. Ich drehte mich um und ging den beiden nach.
    »Entschuldigung, dürfte ich Sie fragen, was Sie da gekauft haben?«, erkundigte ich mich so höflich wie möglich.
    Der Mann strahlte mich an. »Neuestes Modell, fünf Mega… |92| dings. Nur dreihundert Euro. Ich hab den Mann noch um fast fünfzig heruntergehandelt.«
    »Mmh«, sagte ich und zeigte auf die Schachtel. »Um ehrlich zu sein, fünf Megapixel sind zwar eigentlich okay, aber längst
     nicht mehr up to date. Und von einem Hersteller dieses Namens habe ich auch noch nie gehört. In Deutschland kann man Kameras
     mit der fast doppelten Auflösung übrigens schon für unter hundert Euro kaufen.«
    »Erich, ich hab’s dir gleich gesagt«, erklärte nunmehr die Frau und nickte mir dankbar zu.
    »Aber Sonny. Das kennt man doch.«
    »Nein. Man kennt
Sony
. Mit einem N.«
    »Oh.« Er drehte die Schachtel in den Händen, als würde sich das Problem dadurch lösen lassen.
    »Ich fürchte, man hat Sie verarscht«, sagte ich und lächelte dazu mitfühlend. »Das ist irgendein schäbiger, überteuert verkaufter
    

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