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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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Begleitung
getroffen hat? So vor drei Tagen in etwa?« Dabei grinste sie teuflisch und ließ endlich meine Hand los. Ich war versucht,
     sie an der Badehose abzuwischen, denn ich hatte wie ein Minenarbeiter geschwitzt. Nur an dieser Stelle. Das Wort »Begleitung«
     hatte sie fast ausgespuckt, und vermutlich hatte sie ursprünglich eine andere Betitelung im Sinn gehabt.
    »Wir kontrollieren uns nicht gegenseitig. Vor drei Tagen waren wir in Palma.« Ich runzelte die Stirn. »Aber ich meine …« Mir
     fielen nicht die richtigen Worte ein. »Selbst wenn da etwas wäre. Du bist doch selbst anderweitig zugange. Vorsichtig ausgedrückt.«
     Ich spürte, wie ich sofort errötete.
    Sie lachte, ein kurzes, sektkelchfeines Lachen.
    »Junger Mann, du hast keine Ahnung, worum es eigentlich geht.«
    Ich zuckte mit den Schultern und nickte bloß.
    Wir gingen weiter, aber sie griff nicht mehr nach meiner Hand, dafür legte sie mir einen Arm um die Hüfte. Mit Daumen und
     Zeigefinger streichelte sie meine nackte Haut. Ich sah nicht nach unten, war mir aber meiner sich gemächlich ankündigenden
     Erregung voll bewusst. Ein junges Paar, das uns entgegenkam, stürzte beinahe in einen Froschteich, weil sie ihre Hälse nach
     uns verrenkten und dabei vom Weg abkamen.
    »Wie sieht es in diesen Häuschen aus?«, fragte sie unvermeidbar irgendwann. »In welchem wohnst du?«
    |233| Mein Schulterzucken verblieb auf metaphorischer Ebene. Ich nickte in die Richtung, in die wir ohnehin gingen. Marejke beugte
     sich zu mir und flüsterte in mein Ohr. »So ein bisschen Sex am Nachmittag hat noch keinen umgebracht. Danach lasse ich dich
     in Ruhe, versprochen.«
    Ich konnte nicht antworten, da mein Hirn schlagartig unterversorgt war.

|237| 1.
    Zu Hause warteten mehrere Überraschungen auf mich. Eine davon war ein Brief von Silke, in dem sie mir abermals die »Situa tion « zu erklären versuchte. Die handgeschriebenen drei Seiten wiesen Tränenflecken auf. Es berührte mich nur noch auf eine distanzierte
     Art. Das »Es ist vorbei«-Mantra funktionierte vielleicht wirklich. Neuigkeiten enthielt das Schreiben nicht.
    Die zweite bestand aus einer Nachricht von Heino Sitz, die besagte, dass unsere Tour um eine Woche gekürzt wäre. Nur noch
     Portugal und Ägypten, das wär es dann. »Es wird in der Türkei auch nicht viel anders sein«, lautete die Begründung, die ich
     nicht glaubte.
    Die dritte bestand aus einer Vorladung zur Polizei. Hauptkommissar
Ernte 23
bat mich ins Präsidium. Morgen. Glücklicherweise dauerte unsere Reisepause zwei Tage.
    Die vierte war eine Mail von Marejke Medsger, von ihrem echten Account. »Das war nett. Du bist ein Süßer. Viel Glück und gute
     Reise noch.« Vom anonymen Postfach gab es seit einer Woche keine Nachrichten mehr.
    Nett.
Über Sitz’ Ehefrau ließ sich wahrscheinlich viel Schlechtes sagen, von Sex aber verstand sie was – weit mehr als ich. Ihre
     Brüste waren tatsächlich echt oder
sehr
gute Imitate, und ihre Nippel –
Endlich!
schrie ein Teil von mir, während der andere
Du Idiot!
brüllte – schmeckten nach Minze. Ich war erst wieder zum Pool zurückgekehrt, als ich es schaffte, das völlig blöde Grinsen
     in den Griff zu bekommen. Später am Tag erwischte mich natürlich ein fieser Das-hättest-du-besser-bleiben-lassen-sollen-Kater,
     der sich verstärkte, als es am späten Nachmittag, kurz vor Medsgers Rückkehr in die Fünf-bis-sieben-Sterne-Gefilde, zu einem
     Zusammenstoß |238| zwischen ihr und Nina kam. Die beiden trafen sich auf dem Weg von und zur Toilette, das Gekreische aber konnten wir auch am
     Pool hören. Es war schließlich Medsgers Prominenz zu verdanken, dass der Streit nicht eskalierte, da ihr noch rechtzeitig
     einzufallen schien, dass eine solche Nummer vor Hunderten Urlaubern mit verdammten
Kamerahandys
und in Zeiten von YouTube wohl kein Geheimnis bleiben würde. Sie stolzierte davon, nicht ohne mir noch ein wissendes Grinsen
     zu schenken, während Nina mit rotbraunem Kopf zum Pool zurückkehrte, ihr Handtuch schnappte und verschwand. Während der verbleibenden
     Tage verhielt sie sich zurückhaltend freundlich. Jeden Kommunikationsversuch über das Nötigste hinaus blockte sie allerdings
     ab.
    Die fünfte Überraschung bestand darin, dass Steini verschwunden zu sein schien. Auf meinem AB war keine Nachricht von ihm,
     meine Mails hatte er nicht beantwortet, und Anrufe lehnte eine weibliche Automatenstimme ab. Seine Redaktionssekretärin erzählte
     mir, er habe

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