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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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hinter uns.
    |244| »Hier stimmt was nicht«, sagte Nina schließlich, und sie sprach damit aus, was wir beide schon seit einer Weile dachten. Schließlich
     war es ziemlich unwahrscheinlich, dass nur sieben Leute nach Portugal fliegen wollten an diesem Morgen. Zum fünften Mal kontrollierten
     wir die Tickets, aber Gatenummer und Aufdruckziffer stimmten überein. Also spurtete ich in Richtung Haupthalle. Auf dem Weg
     dorthin sah ich einen Flugsteig, an dem etwa hundert Menschen anstanden und von dem ein Flug nach Faro mit einer Nummer gehen
     sollte, die ich inzwischen auswendig kannte. Der Gatewechsel hätte »technische Gründe« gehabt, erklärte die Einchecktante,
     die ich, sehr zum Missfallen der Wartenden in der Schlange, direkt fragte. Als ich antwortete, dass sämtliche denkbaren Gründe
     letztlich technisch wären, neigte sie den Kopf ostentativ an mir vorbei und nickte dem nächsten Wartenden zu. »Außerdem ist
     es mehrfach angesagt worden«, sagte sie noch ziemlich beiläufig.
    Nina zog sofort mit unserem Gepäck los, aber die Alten glaubten mir nicht. »Das steht hier klipp und klar«, sagte eine weibliche
     Stimme. Die anderen nickten schwerfällig, um das eigene Leben nicht so spät noch zu gefährden. Ich zuckte die Schultern und
     folgte meiner Kollegin, ihrem Hund und meinem Koffer.
    Als wir weit voneinander entfernt auf schlechten Plätzen in der vollbesetzten Maschine saßen, wobei ich mein ambulantes Hab
     und Gut wieder im Fußraum hatte unterbringen müssen, ging die Warterei von vorn los. Fünfzehn Minuten nach der geplanten Abflugszeit,
     ohne dass es ein Anzeichen dafür gab, dass es demnächst losgehen würde, fragte ich eine Stewardess, was der Plan wäre. Wir
     würden noch auf fünf Fluggäste warten, antwortete sie leicht geistesabwesend. Ich teilte ihr mit, wo die zu finden wären,
     und zehn Minuten später enterten die Geronten die Maschine. Sie benötigten weitere fünf, um in den vorderen Bereich der Maschine
     zu schlurfen. Ich meinte, das ungeduldige Geheul von Bimbo aus dem Frachtabteil zu hören. Immerhin hatte Nina dieses Mal vorher
     für alle Notwendigkeiten gesorgt.
    |245| Wegen der Pflegefälle schlugen wir eine halbe Stunde nach der geplanten Ankunftszeit in Faro auf. Als wir in der vergleichsweise
     mäßig warmen Luft vor der holzgefassten Glasfassade des niedrigen Gebäudes standen und Nina eine Zigarette bei einem Taxifahrer
     erschnorrte, ohne dass ich das geringste Bedürfnis verspürte, es ihr gleichzutun, geschah eine Zeitlang überhaupt nichts –
     abgesehen von Bimbo, der in beeindruckender Zeit energisch alles in Leinenreichweite vollstrullte, das sich als Ziel anbot.
     Eigentlich hätte hier jemand sein müssen, um uns abzuholen. Nach der Zigarette ging Nina deshalb ins Gebäude zurück, um mich
     kurz darauf mit der Nachricht zu erfreuen, dass der Bus nicht auf uns gewartet hätte. Ich notierte mir im Geist, nach einem
     Regelwerk dafür zu suchen, wann Zubringerbusfahrer auf verspätete Gäste zu warten hätten und wann nicht mehr. Unglücklich
     war ich nicht, denn jetzt würden wir ein Taxi nehmen und höchstwahrscheinlich lange vor denen im Hotel sein, die den Bus genommen
     und das gleiche Ziel hatten.
    In den entsprechenden Städten und bei einigen bemitleidenswerten ehemaligen Besuchern sind die Begriffe
Berliner Runde
und
Hamburger Runde
Bestandteil des Allgemeinwissens; ich ergänzte sie um
Portugiesische Runde
. Blöd nur, dass jedem Deppen aufgefallen wäre, dass das Meer rechts von uns verlief, obwohl es links hätte sein müssen, und
     dass ich darüber hinaus ein GPS-Mobiltelefon besaß, das mich ununterbrochen piepsend informierte, weil wir in die falsche
     Richtung fuhren – obwohl zuerst ich dem Fahrer auf Laienportugiesisch »Kartehrah« mitgeteilt und Nina es nochmals in der Touristenversion
     wiederholt hatte. Zu beidem hatte der alterslose Gnom auf dem Fahrersitz genickt, um dann weiter in Richtung spanische Grenze
     zu cruisen.
    Wir hielten schließlich, um uns am Straßenrand, zwischen lauter Rohbauten, von denen einige aus den Achtzigern zu stammen
     schienen, mit dem Fahrer zu streiten. Alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt gesehen hatte, waren verdammte Baustellen. Als
     hätte |246| ein idiotisch großer Konzern beschlossen, die gesamte Algarve zu bebauen, und zwar auf einmal, um es ein halbes Jahr später
     einfach zu vergessen und woanders etwas anderes zu machen. In Dubai, zum Beispiel.
    Das Gespräch war schwierig und

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