Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Und was wünschst du dir nun zu Weihnachten?« Er sah mich flehend und hilfesuchend an.
» Ich hätte gerne einen iPod«, entgegnete Katie und fixierte ihn mit Blicken. Dann beugte sie sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. » Glauben Sie, Sie kriegen das hin?«, fragte sie.
Er nickte furchtsam.
» Wärst du gern berufstätig, Mummy?«, erkundigte sie sich später im Auto bei mir.
» Äh, manchmal spiele ich mit dem Gedanken«, gab ich zu. Angelicas Lob meiner Starqualitäten hallte mir noch in den Ohren.
» Aber als was würdest du denn arbeiten?«, hakte sie mit verständnisloser Miene nach. » Vielleicht brauchen sie in irgendeinem Büro ja Mummys, die Pausenbrote einwickeln.«
30. November
Katie ist in Veras Ballett- und Schauspielschule Opfer eines tätlichen Übergriffs geworden.
» Ein gemeines Mädchen hat mich getreten«, jammerte sie, als sie nach der Stunde, gefolgt von einem verlegenen Joe, hereingehumpelt kam.
Nach einem ausführlichen Verhör gab Joe zu, dass er während der ganzen Stunde im Auto gesessen hat, anstatt sich an die Tür zu pressen und zu versuchen, den Vorgängen im Saal zu folgen. Er hätte wenigstens den Wartebereich für Eltern überwachen können, um den neuesten Klatsch aufzuschnappen.
» Eine Weile bin ich ja geblieben«, brummelte er, als ich ihn daran erinnerte, wie wichtig es sei, die Ereignisse aufmerksam im Auge zu behalten. Insbesondere in Gegenwart anderer Showbusiness-Mütter. » Aber ich habe mich gefühlt wie in einem militärischen Ausbildungslager. Diese Frauen nehmen das Ganze viel zu ernst. Einige haben ihre Kinder sogar geschminkt.«
War empört. Kein Wunder, dass die anderen Kinder letzte Woche so gepflegt aussahen. Habe offenbar Showbusiness-Mütter und ihr hinterhältiges Hantieren mit Kosmetika unterschätzt. David hat recht. Nächste Woche wende ich Lipgloss und Bräunungspuder an. Anscheinend sorgen Katies Rhythmusgefühl und ihre natürliche Begabung für Eifersüchteleien, die sich in Gewaltorgien äußern. Erinnere mich gut daran, gehört zu haben, dass die arme Christina Aguilera als Kind wegen ihres enormen Talents drangsaliert worden ist. Hat sie zum Glück nicht daran gehindert, eine preisgekrönte Sängerin und Songwriterin zu werden– auch wenn ihr modisches Stilgefühl vielleicht ein wenig darunter gelitten hat. Diese pofreien Lederhosen fallen eindeutig in die Kategorie schlechter Geschmack.
Darf nicht vergessen, ihre nächste Sondersendung Behind the Music aufmerksamer zu verfolgen und mir Tipps zu holen, wie man diesem nicht hinzunehmenden Verhalten begegnen soll. Muss vielleicht auch ein Wörtchen mit Vera wechseln und mit ihr über Gewalt auf der Tanzfläche sprechen.
PS: Um elf Uhr abends hysterischer Anruf von Louise. » Du glaubst also nicht, dass Dargan etwas fehlt, oder?«, jammerte sie. » Er hört nicht auf zu schreien.«
» Alle Babys schreien, Louise«, antwortete ich in möglichst tröstendem Ton. » Wahrscheinlich ist es eine Kolik. Das geht bald vorbei. Dauert um die drei Monate.«
» Drei Monate!«, entsetzte sie sich. » Wenn ich nicht bald eine Nacht durchschlafen kann, verliere ich den Verstand. Meine Augen sind total verschwollen. Außerdem habe ich den Verdacht, dass ich Krähenfüße kriege.« Sie brach in herzzerreißendes Schluchzen aus.
» Keine Angst, Liebes«. sagte ich mit Nachdruck. » Wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin, besorge ich dir eine Augencreme.«
Seit Louise weiß, dass die Mutterschaft nicht daraus besteht, das Baby in schicke Designerklamotten zu stecken, es in einem Bugaboo herumzuschieben, dabei eine riesige Sonnenbrille zu tragen und einen Mokka mit aufgeschäumter Milch zu trinken, fühle ich mich ihr eindeutig viel näher. Vermute, sie bereut, dass sie ihre Mutter so bald zurück nach Kanada geschickt hat, auch wenn sie ihr keine Hilfe war und den Tag damit verbracht hat, sich die Nägel zu feilen und sich den Hals mit Anti-Falten-Creme zu beschmieren. Bin froh, dass ich helfen kann. Wenn Louise nicht aufpasst, wird sie bald so alt aussehen, wie sie ist. Ihre Haut wirkt bereits ein wenig fahl und nicht mehr ganz so pfirsichzart.
1. Dezember
Katie und Jack sind vom Vorweihnachtswahn gepackt. War fast erleichtert, als ich sie darüber streiten hörte, wer mehr Spielzeuge bekommt, wer auf der schwarzen Liste des Weihnachtsmanns steht und wen Rudolph lieber hat, was heißt, dass sie sich wenigstens einen Teil ihrer kindlichen Unschuld bewahrt haben. Sie haben den ganzen
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