Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
schließlich auf der Grundlage messbarer Daten und Informationen eine Entscheidung fällen.«
PS: Bin erschöpft. Außerdem sehr besorgt. Hatte Mrs H.s Andeutungen, die Au-pair-Mädchen könnten eine zwielichtige Vergangenheit haben, als eine ihrer zu vernachlässigenden Wahnideen abgetan. Offenbar hatte ihr Einwand jedoch etwas für sich. Muss morgen wachsam sein.
4. Februar
Bei zukünftigen Vorstellungsgesprächen zu beherzigende Punkte:
Trage keine Sonnenbrille, um finster und bedrohlich zu wirken.
Frage die Bewerberin nicht, ob sie etwas gegen eine Leibesvisitation einzuwenden hätte.
Stelle die Wohnzimmerlampe nicht so auf, dass sie der Bewerberin direkt in die Augen leuchtet und sie einschüchtert.
Drehe die Heizung nicht höher, damit die Kandidatin ins Schwitzen gerät und gesteht, dass ihre Zeugnisse gefälscht sind.
Erkundige dich bei der Kandidatin nicht nach ehebrecherischen Affären oder danach, ob sie jemals in ungehöriger Weise mit einem Ehemann geflirtet hat (auch wenn diese Information sehr hilfreich wäre).
Zwinge Bewerberin nicht, sich spontan zwischen Ricki Lake und Oprah Winfrey zu entscheiden (obwohl das viel über einen Menschen verrät).
Beschuldige Bewerberin nicht des Kinderschmuggels und/oder Menschenhandels.
Bin verzweifelt. Muss in einer knappen Woche meine Stelle antreten und habe noch immer keine Kinderbetreuung. Daran ist nur Louise schuld. Oder vielleicht Mrs H., weil sie mich in den Verfolgungswahn getrieben hat. Möglicherweise auch der Staat, der nicht genug Betreuungsplätze anbietet. Im Gegensatz zu Schweden. Oder waren es die Niederlande? Jedenfalls irgendein zivilisiertes europäisches Land, wo die zuständigen Behörden eine kostenlose Betreuung praktisch bis ins Jugendalter gewährleisten. Womöglich muss ich TV7 nun mitteilen, dass ich meine internationale Jetset-Karriere nicht länger verfolgen kann, da ich eine vom Leben benachteiligte Hausfrau und Mutter bleiben muss.
Joe zu besorgt um den Fortbestand seines Kochkurses, um einen Gedanken an meine Krise zu verschwenden.
» Es könnte sein, dass Danni mit dem Unterrichten aufhören muss«, verkündete er bedrückt, als er vom Kurs nach Hause kam und eine Tasche voller frisch gebackener Brote auf dem Tisch auskippte.
» Wirklich?«, fragte ich. War mir eigentlich egal, ob Danni die Deportation drohte. Habe jedoch so getan, wie wenn ich zuhören würde.
» Ja. Sie kann die Miete kaum bezahlen, weil der Kurs nur eine Teilzeitstelle ist. Also braucht sie einen zweiten Job, findet aber nichts Passendes. Deshalb ist sie vielleicht gezwungen wegzuziehen. Wir sind alle sehr traurig.«
Hatte plötzlich zündende Idee. » Mag sie Kinder?«, erkundigte ich mich.
5. Februar
Schwebe auf Wolke sieben. Danni, die Leiterin von Joes Kochkurs, ist einverstanden, unsere Kinder zu hüten. Wie sich herausstellte, ist sie nicht nur gelernte Köchin, sondern liebt Kinder und hat außerdem einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Sollte also jemand von uns an einem Chicken-Nugget ersticken, weiß sie, was zu tun ist.
War wirklich beeindruckt von ihr, als sie zu einem Gespräch vorbeikam.
» Ich liiiebe Kinder«, verkündete sie, während Katie und Jack sie von der Wohnzimmertür aus begutachteten. » Und diese bambini sind so niedlich, richtig?«
» Äh… richtig«, erwiderte ich. Mich dabei gefragt, was Joe ihr wohl erzählt haben mag. » Haben Sie Erfahrung im Umgang mit Kindern?«
» Natürlich!«, rief sie aus und kramte einen Papierstapel aus ihrer Tasche. » Hier sind einige Arbeitszeugnisse.« Sie lächelte mich strahlend an. » Früher habe ich bei vielen Familien als Babysitter gearbeitet. Natürlich könnte ich auch kochen.«
Morgen fängt sie probeweise an. Ein Mädchen, das Kinder liebt und kochen kann, findet man nicht alle Tage. Außerdem machen ihre Empfehlungsschreiben einen sehr guten Eindruck, auch wenn sie zum Großteil auf Italienisch sind, sodass ich sie nicht verstehe. Muss nur ignorieren, dass sie aussieht wie ein Supermodel und den größten Busen hat, der mir je begegnet ist.
PS: Sollte vielleicht abends einen Italienischkurs belegen. Das ist sicher praktisch, wenn ich ihr sagen will, was es zum Abendessen geben soll. Kann sie dann auch beim Telefonieren belauschen.
6. Februar
Danni kam, als Joe gerade Jack durch die Küche jagte, weil er dem Hund ein ganzes Glas Orangenmarmelade verfüttert hatte. Und zwar die ohne Rinde, die er am liebsten mag. Er nahm sich rasch zusammen, bevor er die Tür öffnete.
»
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