Pausensnack
Brotberuf arbeitet er als Übersetzer.
Vorab-Leseprobe:
Kirsty McKay:
Untot – Sie sind zurück und hungrig
Kapitel 1
Ich wache auf und schnappe nach Luft, als hätte mich eben jemand unter eiskaltes Wasser gedrückt.
Ich bin allein, liege in einem Bett.
Nur mein Keuchen ist zu hören und mein lauter Herzschlag in den Ohren. Bin ich gelähmt? Ich strecke ruckartig ein Bein durch und fluche, als ich mir die Zehen am Fußende stoße. Nein, gelähmt wohl eher nicht. Prima. Ich umfasse die kalten Metallseiten des Bettes mit den Händen, starre zu der grellweißen Decke hoch und bleibe ganz still liegen, während der Raum langsam aufhört sich zu drehen. Vorsichtig rolle ich meinen Kopf hin und her, um den Nebel zu vertreiben.
Wo zum Teufel bin ich?
Oh-oh . Die Erinnerungen kommen eine nach der anderen hochgeschossen wie eine boshafte Horde von Springteufeln: Die Klassenfahrt aus der Hölle. Mit mir, der Neuen, die zwar hier geboren ist, aber die letzten paar Jahre in Amerika zugebracht hat; gerade frisch zurückgekehrt nach England, mit null Freunden und einem komischen Akzent. Die Busfahrt, der Schneesturm, der Halt an einer Raststätte namens Cheery Chomper, die Probierportionen von dem vergifteten Gemüsesaft. Meine Mitschüler, die urplötzlich durchdrehten, aber so richtig. Und dann – kuckuck! – meine Mutter, die sich als Entwicklerin einer Substanz namens Osiris entpuppte, mit der sich normale Menschen in Ghule mit einem Mordshunger auf Hirn verwandeln.
Eben voll die stinknormale Klassenfahrt.
Und dann gibt’s da natürlich noch Smitty. Der nervigste Junge der Welt, der mich erst ständig provoziert und dann geküsst hat, um schließlich diese schrecklichen Bisswunden am Bein abzukriegen. Woraufhin ich ihm die einzige derzeit existierende Dosis des Gegenmittels gegeben habe und er sie sich selber gespritzt hat.
Aber wir sind gerettet worden – hurra! Ein Reisebus hat uns mitgenommen, mit Schülern, die gar nicht so viel anders drauf waren als meine Klassenkameraden, bevor sie zu Untoten wurden.
Oh – aber dann hatte der Bus einen Unfall.
Smitty …?
Mum …?
Die anderen?
Ich erinnere mich an Schmerzensschreie und dann an noch irgendwas. Retter? Wer hat mich da herausgeholt? Warum weiß ich das nicht mehr?
Mein Herz krampft sich zusammen, ich kriege nicht mehr richtig Luft.
Jetzt nicht ausflippen.
Ich lebe noch, das ist doch toll. Jemand hat mich gerettet. Ich liege im Bett, keine Ahnung wo, aber das macht nichts, weil ich noch lebe .
Rechts steht ein Nachttisch mit einem dicken Buch darauf. Ich nehme es. Ganz schön schwer, aber ich bin gerade auch ziemlich schlapp. Autsch. In meinem Handrücken steckt auf Höhe des Handgelenks irgendetwas, das mit Klebeband fixiert ist; ein dünner Plastikschlauch, der nach oben zu einem Beutel mit einer klaren Flüssigkeit führt, eingehängt in einen silbernen Metallständer neben meinem Bett. Igitt. Ich würde den Schlauch am liebsten herausziehen, aber ich hab Angst, was dann passiert.
Ich lege das Buch auf meine Brust und schlage den flaschengrünen Einband auf. Eine Bibel, mit einem Stempel drin: »Eigentum von St. Gertrud«.
Und wo steckst du, Trudi? Willst du deine Bibel demnächst zurückhaben?
Ich lasse das Buch wieder auf den Nachttisch fallen.
Wenigstens weiß ich jetzt, wo ich bin.
Im Krankenhaus.
War ja klar. Voll typisch für die Zombieapokalypse: das leere Krankenhaus. Ist ein Klassiker. Die Überlebende wacht auf und ist allein. Alle anderen sind verschwunden. Das Krankenhaus menschenleer, Blutspuren im Flur, umgeworfene Fahrtragen. Der Telefonhörer ausgehängt, die Leitung tot. Niemand mehr am Leben.
Alle sind tot.
Manche auch untot.
Ich muss schlucken. Das hier passiert wirklich. Und zwar mir.
Konzentrier dich. Ich blinzele. Versuch dich aufzusetzen. Ich drehe mich auf die linke Seite und versuche meinen Oberkörper hochzuhieven. Links von mir ist ein Fenster mit offener Jalousie. Dahinter ist es dämmrig, darum kann ich nicht erkennen, was draußen los ist, sondern sehe bloß ein Mädchen, das im Bett sitzt und zu mir zurückstarrt.
Mist!
Die Kleine ist leichenblass, mit großen dunklen Augen und mageren Armen. Ich. Mann, bin ich dürr. Voll wie ein magersüchtiges Model. Aber das ist noch nicht alles. Ich greife mir mit einer zitternden Hand an den Kopf.
Die haben mir die Haare abrasiert.
Ich beuge mich näher zum Fenster, damit ich mein Spiegelbild besser sehen kann. Seitlich an der Stirn prangt eine
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