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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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nichts, worüber ich etwas erleichtert war, denn wer sehen kann, kann auch gesehen werden, aber hören konnten wir, was im Innern vorging.
    Eine kurze Weile vernahmen wir jedoch lediglich das Schluchzen der Königin und die unbeholfenen Versuche des Morholts, sie zu trösten. Dann knarrte Holz, und ihre Stimme erklang deutlich.
    »Bruder, ich weiß nicht, weshalb ich dich küsse, wenn ich dich schlagen sollte für diese Schande, die du über uns gebracht hast, und den Verlust, den mir dein Scheiden bringen wird!«
    »Mairenn, Mairenn«, sagte er da. Nie hatte ich ihn so sanft zu irgend jemandem reden hören. »Wahrhaftig dachte ich, du würdest verstehen! Wenn dieser unreife Bube mich nicht herausgefordert hätte, wäre mir nichts übriggeblieben, als Diarmaits Zorn auf andere Weise auf mich herabzubeschwören. Nur so konnte ich freikommen!«
    »Frei?« Sie bemühte sich jetzt gar nicht, ihre Stimme zu dämpfen. »Bist du nicht etwa der Recke von Erin?«
    »Recke wozu? Zur Zeit Nialls von den Neun Geiseln herrschte der Hochkönig von Erin über die Küsten Britanniens und forderte Rom heraus! Wen kann ich herausfordern, um mir des Recken Anteil zu verdienen? Knaben wie Curnan, denen noch kaum ein Bartflaum sprießt? Diarmait ist ein Friedenmacher, das mag vielleicht für das Land gut sein, doch nicht für mich. Nie würde er mich gegen Laigin, den Erbfeind, ziehen lassen. Nun hat sein eigenes Wort mich entbunden, und Britannien wird lernen, die Wölfe von Erin zu fürchten!«
    »Niall kämpfte in fremden Landen und starb in fremdem Land«, entgegnete Mairenn bitter, »auf einer Insel im Muir n'Icht, der zwischen Britannien und Gallien fließt. Nath, sein Nachfolger, fand den Tod auf dem Weg nach Rom. Erfreut dich die Versicherung, daß die Augen der Frauen von Erin rot verweint sein werden, wenn deine Gebeine einsam in einem fremden Lande ruhen?«
    »Ganz gleich, was ich tue, die Klageweiber werden eines Tages um mich trauern. Lieber sterbe ich im Kampf, als daß ich mein Gnadenbrot wie ein alter Hund am Feuer esse, wenn er zu nichts mehr zu gebrauchen ist! Man würde von mir sagen: ›Er starb im Bett!‹ Welches Ende wäre das für eine Heldensage?«
    »Du dummer Junge – und Junge nenne ich dich, denn du hast dich nicht geändert, seit wir Kinder waren, nein, überhaupt nicht…« Immer noch schwang Bitterkeit aus ihrer Stimme, doch war sie nicht mehr so heftig. »Wir haben soviel erreicht, und nun willst du alles von dir werfen!«
    »Nein, Schwester.« Der Morholt lachte sanft. »Ich werde beenden, was wir einst begannen. Dein Mann meint es gut, aber er ist zu nachgiebig, was diese winselnden Priester betrifft, die das Wort ihres Gottes über das des Königs stellen. Es ist nicht richtig, wenn Priester nicht nur über die Seelen, sondern auch die Leiber der Menschen herrschen. Diarmait versucht sie zu beschwichtigen, doch wird der Tag kommen, da er keine Zugeständnisse mehr machen kann. Und wenn sie den Bann über ihn verhängen, wem wird das Volk dann gehorchen? Schon jetzt murren die jungen Männer, weil Diarmait sie nicht in den Krieg ziehen läßt. Wenn er sich den Priestern beugt, werden die anderen Könige von seiner Schwäche überzeugt sein, und die Einheit Erins wird zerspringen wie ein Ei, das auf Stein fällt!«
    In dem kurzen Schweigen, das einsetzte, zitterte ich, und daran war nicht allein die Kälte schuld.
    »Und dein Tod an einer fremden Küste wird daran etwas ändern?« fragte die Königin müde.
    »Schwester, Schwester – hast du so wenig Vertrauen zu mir? Gute Krieger werden mich begleiten – und nicht den Tod werde ich mir in Kernow holen, sondern Gold!« Die Stimme des Morholts klang siegesgewiß. »Wenn die Briten uns erst Tribut bezahlt haben, werden sie wieder wissen, wer ihre Herren sind! Kehre ich mit dem Gold Kernows im Schiffsbauch und der Unterwerfungserklärung ihres Königs in der Hand zurück, wird Diarmait mir nur zu gern verzeihen – und wer wird wohl dann sein oberster Ratgeber sein? Glaube mir Mairenn, dies ist der letzte Zug in unserem Spiel!«
    Er sprach, als wäre das Leben ein Fidchelspiel. Doch seine Worte klangen in meinen Ohren nach wie ein Hall der Glocke, welche die Priester zur Beerdigung läuten. Und wahrhaftig änderte sich etwas – ich spürte es, als bewegte die Erde sich unter mir. Was immer auch aus der großen Ehrbegierde des Morholts wurde, unser aller Leben würde nie wieder dasselbe sein.
    »Ich glaube dir«, sagte die Königin. »Ich muß dir

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