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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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Burgwall, wo uns niemand hören konnte. »Erinnerst du dich an das Püppchen, das meine Mutter dem Morholt im Kräuterhaus zeigte? Bisher war der Kristall ein wenig verschleiert gewesen – vermutlich wegen des Sturmes auf dem Meer. Heute morgen aber war er wieder ganz klar. Dem Morholt geht es gut, und meine Mutter nimmt an, daß er Kernow erreicht hat.«
    Einen Augenblick lang sah ich nicht das friedliche Tal der Boinne und nicht die in bläulichem Dunst verschwimmenden fernen Berge, sondern eine Felsenküste, wo Flammen aus Strohdächern züngelten. Voll Mitgefühl dachte ich an die Menschen, die dort wohnten und deren Dörfer dasselbe Schicksal erleiden würden wie das meiner Mutter, als die Männer von Erin gekommen waren. Doch war ich zur Hälfte auch von ihrem Blut, durch meine Erziehung gehörte ich sogar ganz zu ihnen, und gegenwärtig war das Wohlergehen der Menschen, bei denen ich leben mußte, wichtig, nicht die Gefahren, die jenen drohten, die ich nie gesehen hatte. Ich fragte mich, weshalb ich mich so froh fühlte; da wurde mir bewußt, es lag daran, daß Esseilte glücklich war und der Morholt nicht hier, um die Liebe, die er mir hätte schenken sollen, ihr zu geben, oder mir ihre zu stehlen.
    Kriegers Heil, mein Vater, dachte ich da. Mögest du ein Held an allen Küsten der Welt sein, nur laß uns hier in Frieden! Versuche gar nicht, wieder hierherzukommen!
    Da sah die Königin uns. Sie eilte auf uns zu, und ihr Kopfputz flatterte in dem schneidenden Wind. Ich errötete, als ich mich fragte, ob sie wohl in meinem Herzen zu lesen vermochte.
    »Ihr seid nun beide erwachsen und heiratsfähig«, sagte Mairenn unerwartet. »Ich habe eure Ausbildung vernachlässigt, doch es gibt so manches, das ihr wissen müßt. Schlüpft in Reitgewandung und packt Kleidung für mehrere Tage ein…«
    Wir starrten einander an, Esseilte und ich. »Will sie uns alles über die Liebe erzählen?« fragte ich mich laut. Wir hatten beide beobachtet, wie Tiere sich paarten, und öfter als einmal gesehen, wie Männer die Mägde betätschelten, so blieb für uns eigentlich nur ein Geheimnis: weshalb die Leute ein solches Getue darum machten. Es bestand keine Notwendigkeit für die Einweisung durch die Königin, außer Esseilte würde in Kürze vermählt werden. Und wenn das geplant wäre, wüßten wir doch sicherlich davon.
    »Meine Mutter?« Esseilte kicherte. »Manchmal glaube ich, sie zaubert ein Abbild von sich selbst herbei, um mit dem König zu liegen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die beiden…« Sie unterbrach sich, weil wir beide heftig lachen mußten. »Nein, das kann es nicht sein«, fuhr sie fort, als sie wieder ein verständliches Wort herausbrachte. »Dazu brauchte sie keine Reise mit uns zu machen. Aber vielleicht geht es um Magie? Sie hat mich gestern nämlich mitgenommen und mir das Püppchen gezeigt. Das hat sie noch nie zuvor getan.«
    Ich benetzte die trockenen Lippen. »Abt Ruadan würde das eine Sünde nennen.«
    »Es ist keine Sünde, etwas zu lernen«, entgegnete Esseilte züchtig. »Außerdem, wenn du die Wahl hättest, vom Abt oder der Königin verflucht zu werden, wen würdest du vorziehen?«
    ***
    »Auf dem Hang jenes Berges gibt es eine Schlüsselblumenlichtung.« Die Königin nahm die Zügel in die Linke und deutete. »Im Frühjahr ist sie ein einziges Blütenmeer von der Farbe dicker Sahne im Faß, ehe sie zu Butter wird…«
    Esseilte seufzte. Ich blickte auf die kahlen Äste, die den weichen Himmel tief über dem Berg wie ein Netz zu durchziehen schienen, und sehnte mich nach der süßen Luft des Frühlings, der warmen Sonne auf dem Rücken und den grünen Blättern, die unter dem Trillern der Vögel erzitterten. Seit zwei Tagen ritten wir gemächlich durch die sanfthügelige Landschaft. Wir waren dem Bogen der Boinne südwärts gefolgt und hatten sie überquert, um weiter westwärts zu reiten. Mir schien nun, daß die Königin uns jede Meile mit etwas Neuem vertraut gemacht hatte. Ich durfte nicht undankbar sein – dieses neue Wissen mochte sich als nützlicher für uns erweisen als all das Lesen und Schreiben auf lateinisch, das Bruder Ambrosius sich bemühte in unsere Köpfe zu trichtern –, aber wir hätten es genauso auch auf Temair lernen können.
    »Und wer von euch kann mir sagen, von welchem Nutzen die Schlüsselblume für die Menschenkinder ist?« kam die Frage so unvermeidlich, wie die Flut die Ebbe ablöst.
    Ich fand, daß allein schon die Schönheit der Schlüsselblume Grund

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