payback: thriller (German Edition)
lassen. »Trotzdem – Mittagessen, gefolgt von Vögeln in einer fremden Stadt, das sollte man zu schätzen wissen.«
Mace hielt beim Anziehen seines T-Shirts inne, als er ihren Tonfall hörte. Seine Arme befanden sich bereits in den Ärmeln. »Worauf willst du hinaus?«
Isabella sah ihn an. »Zwei Dinge, Mace. Zwei kleine Bitten. Eine Fahrt an deinem Haus vorbei. Und die Gelegenheit, kurz deine Tochter kennenzulernen. Es ist wirklich nicht viel, worum ich dich bitte.«
»Nein.« Er zog sein T-Shirt ganz an. »Ich hab’s dir schon gesagt. Das kommt nicht in Frage.«
»Du verstehst das nicht«, erwiderte sie. »Dein Mädchen, deine Tochter – sie ist für mich bisher nur ein Name. Ich möchte sie sehen.«
»Und dann?«
»Dann ist sie real für mich. Wir haben eine Verbindung zueinander, Mace. Wir vier: du, ich, Oumou und Christa.«
Mace schnaubte. »Ja, klar.«
»Ich könnte doch auch eine Kundin sein.«
»Nein, auf keinen Fall.« Mace schnallte seinen Gürtel zu und setzte sich neben Isabella, um seine Schuhe anzuziehen. »Lass es gut sein, Bella. Ich will das nicht.«
Isabella erhob sich und trat ans Fenster. Wandte ihm den Rücken zu. Ihre Schultern wirkten angespannt, die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt.
»Du brauchst echt Hilfe, Mace. Am besten gleich eine Vollzeittherapie. Dann hättest du vielleicht wieder ein paar Gefühle.«
Mace betrachtete ihre Silhouette. Großer Fehler. Es war schon ein Fehler in New York gewesen – ein Rückfall, ein Moment der Schwäche. Ein Fehler, den er zutiefst bedauert hatte. Das hier war jedoch kein Fehler mehr. Sondern idiotisch. Absoluter Wahnsinn.
»Komm schon. Sei vernünftig«, sagte er.
Sie drehte sich zu ihm um. »Tu mir einen Gefallen, Mace Bishop. Verpiss dich.«
Mace tat ihr den Gefallen. Er knallte die Tür hinter sich zu und dachte: kannst mich auch, Isabella.
26
Am Samstagmorgen lag Vittoria da und lauschte Paulos Atem. Regelmäßig. Als hätte der Kerl nicht die geringsten Sorgen in der Welt. Das Erstaunliche an Paulo war, dass er es tatsächlich geschafft hatte, das Ding durchzuziehen. Sich nicht mehr mit dieser Scheiße abzugeben. Sich zu konzentrieren. Sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es begann damit, dass er den Cop losgeworden war und ihn durch sein höfliches Geplauder vom Grundstück geredet hatte. Woher konnte er das auf einmal? Der kleine Paulo, der sich bisher alles hatte gefallen lassen, hatte sich plötzlich in einen Taktiker verwandelt, in einen echten Dealer, der zupackte und nichts mehr dem Zufall überließ. Und in einen echten Lover. Den Lover schlechthin. Dieser Paulo … Zweimal jede Nacht in den vergangenen drei Nächten. Der Hengst befand sich offenbar auf einem Adrenalin-High. Musste nicht mal Kokain schnupfen.
Er hatte einen gewaltigen Coup mit diesem Schwarzen eingefädelt. Hatte Oupa K den Stoff siebzig zu dreißig mit Babypuder gestreckt verkauft. Außerdem Rattengift ins Crack gemischt. Ein selbst erfundenes und selbst gemischtes Rezept. Paulo war völlig begeistert gewesen, weil es angeblich sogar noch besser wirkte als eine Pfeife reinen Stoffs. Er war allein losgezogen und mit vierhunderttausend für seine fünfminütige Transaktion wiedergekommen. Was allerdings Paulo, dem Superdealer, noch immer nicht genug gewesen war. Er hatte außerdem einen Handel mit Kleindealern eingefädelt, der ihm zusätzlich fast sechzigtausend einbrachte. Der Typ war ein echtes Ass. Sie fragte sich: Wo hatte sich dieser Paulo bisher nur versteckt?
Sie fragte ihn: Was ist nun mit Isabella? Er war zurückgekehrt, von Isabella zur Schnecke gemacht. Vielleicht, Babe, hab ich es zu weit getrieben. Also, jedenfalls reicht’s mir jetzt. Hier der Plan: Sobald die Diamanten eingetroffen sind, gehen wir auf Safari. Zeigen Isabella den Stinkefinger. Und Francisco ebenfalls.
Der Kerl meinte es ernst, er meinte es mit diesen Giraffen, Löwen, Krokodilen und Nilpferden tatsächlich ernst. Nicht nur das: Anstatt bloß zu reden, warf er ihr auch ein Bündel Lodge-Prospekte in den Schoß, sagte: Buch die, die dir am besten gefällt. Für wie lange? Er zuckte mit den Achseln. Zwei, drei, vier Tage?
Vittoria tauchte einen angefeuchteten Finger in die Kokstüte auf ihrem Nachttisch und rieb sich damit über das Zahnfleisch. Auf dem Radiowecker stand 9:41.
Der Stoff gab ihr sofort einen Kick. Sie steckte die Zunge in Paulos Ohr, um ihn sanft zu wecken. Er war bereits steif, zu einem Quickie bereit, ehe er noch die Augen geöffnet
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