payback: thriller (German Edition)
hatte, der Albtraum wäre vorüber. Aber manche Dinge hörten nie auf.
Lange Zeit hielten sie einander fest, bis Mace sagte: »Ich hol dir ein Glas Milch.« Ging in die Küche, um die Milch warmzumachen und einen Löffel Honig hineinzurühren. Dann brachte er ihr die Milch gemeinsam mit einer Beruhigungstablette.
Christa sagte: »Es war dieser Mann. Ich konnte ihn riechen.«
»Wie riechen?«
»Er roch nach Zimt.« Sie trank die Milch leer und reichte Mace das Glas.
»Es ist alles gut«, erklärte er. »Deine Fantasie hat dich getäuscht.«
Oumou schüttelte das Kissen und die Decke auf. »Komm, ma puce. Leg dich wieder hin.« Sie drückte sie sanft auf die Matratze. Christas Gesicht wurde bei der Berührung ihrer Mutter sichtbar entspannter.
»Ich kann den Zimt immer noch riechen«, erklärte sie.
»Hier ist aber kein Zimt«, erwiderte Mace.
»Geht nicht weg!« Christa streckte die Hände nach den beiden aus.
»Du musst jetzt schlafen«, sagte Oumou.
»Bitte.«
»Okay.« Oumou und Mace legten sich jeweils auf eine Seite ihrer Tochter, so dass sie sich zwischen ihnen befand.
Sie kommt darüber hinweg, dachte Mace. So was braucht einfach Zeit. Und was waren schon drei Jahre? Nicht viel. Was er allerdings nicht verstand, war die Frage nach dem Auslöser für diesen Rückfall. Gestern hatte sie noch gelacht. Hatte vor dem Abendessen mit ihm im Schwimmbad ausgelassen herumgetollt. Sich dann heißhungrig auf das chinesische Essen gestürzt und während ihres gemeinsamen Romméspiels fröhlich gekichert. Ein glückliches junges Mädchen. Nur dass sie eben gelähmt war. Dass man auf sie geschossen hatte. Wegen ihm. Dieser Gedanke bohrte sich erneut in sein Bewusstsein – wie ein Splitter unter dem Fingernagel.
Es war bereits nach acht, als Mace aufstand und Cat2 beiseiteschob, die es sich hinter seinen angewinkelten Knien bequem gemacht hatte. Er hatte schlecht geschlafen. War immer wieder aufgewacht und sich jeder Bewegung Christas hinter ihm bewusst gewesen. In der Küche tat er einige Löffel Kaffeepulver in die Bialetti und stellte sie auf den Herd. Starrte auf die Stadt hinaus, die bereits im grellen Licht rumorend dalag. Er hörte, wie Oumou den Gang entlangkam und unter der Küchentür stehenblieb.
»Alles in Ordnung?«
»Natürlich.« Oumou schlang von hinten die Arme um ihn.
»Wann wird das aufhören?«, fragte Mace.
Oumou rieb ihr Kinn zwischen seinen Schulterblättern. »Vielleicht noch lange nicht. Vielleicht niemals. Für mich ist es auch noch nicht vorbei. Ich kann noch immer den Mann mit dem Messer vor mir sehen. Wie sagt Pylon? Die Dinge entwickeln sich eben so, wie sie sich entwickeln.«
Mace drehte sich zu ihr um. »Das glaube ich nicht. Wir gestalten unser Leben auch selbst.«
»Ich habe nichts gestaltet, als die Männer uns das angetan haben.«
»Aber schau dich jetzt an.«
»Und schau Christa an. Eines Tages wird sie wieder laufen können.«
»Ich weiß nicht.«
»Ich schon.«
Mace fasste hinter sich, um ihre Hände zu lösen. »Ich geh jetzt schwimmen«, erklärte er. »Um mich etwas zu entspannen.«
»Wenn du wartest, bis Christa aufwacht, könntest du sie mitnehmen – no ?« Oumou nahm die Kanne vom Herd und goss zwei Becher mit Kaffee voll. »Das wird ihr guttun.« Sie reichte Mace den seinen, wobei sie ihn aufmerksam ansah.
Er erwiderte ihren Blick und lächelte. »Mach ich.«
Oumou nahm seine Hand. »Dann können wir ja erst mal ins Bett zurück.«
Mace stand mit geschlossenen Augen unter der Dusche. Dachte: Das ist gefährlich, das hier ist nicht New York. Wieder dieses ungute Gefühl in der Magengegend. Er ließ das Wasser mit voller Wucht auf sein Gesicht prasseln – Wasserrationierung hin oder her. Die Stadt konnte von ihm aus verdorren, er brauchte jetzt einfach Wasser. Er drehte sich um, damit der Strahl seinen Rücken traf, wobei er den Brausekopf so einstellte, dass das Wasser hart und prickelnd herauskam. Die Kaskade trommelte auf ihn ein. Er drehte das Heißwasser ab, bis ihm das kalte Wasser eine Gänsehaut über den Körper jagte. Dann drehte er ganz ab und trat aus der Duschkabine.
»Noch viel länger, und das Hotel hätte auf dem Trockenen gesessen«, sagte Isabella. Sie lehnte unter der Badezimmertür, kämmte ihre feuchten Haare und beobachtete ihn. »Du und Wasser. Ziemliche Mutterleibfixierung.«
Mace trocknete sich ab. »Wir haben alle so unsere Marotten.«
»Die einen mehr als die anderen.« Sie trat zur Seite, um ihn ins Schlafzimmer zu
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