payback: thriller (German Edition)
würden.
»Ich konnte nicht mal einen Stump von einem Sechser-Run unterscheiden, ehe ich hierhergekommen bin«, erklärte Ludo lachend.
»Es stimmt also: Reisen bildet.«
»Scheint so«, antwortete Ludo.
Mace zählte von den Scheinen fünfzehntausend ab, schob diese in einen Umschlag und wickelte um das restliche Bündel ein Gummiband. Dann wanderte alles wieder in die Tasche.
Pylon holte sein Handy heraus und rief Mo Siq an. Zu Paulo sagte er: »Wenn der Mann abhebt, sagst du ihm, wie viel in der Tasche ist.«
Paulo nahm das Handy und kehrte damit in die Küche zurück. Er wollte nicht, dass sie die genaue Summe erfuhren. Kopfschüttelnd kam er wieder. »Wer ist der Kerl?« Reichte Pylon das Telefon.
»Keiner, den du persönlich kennenlernen willst«, meinte Mace.
»Dann weiterhin viel Spaß beim Cricket«, sagte Pylon zu Ludo, ehe er ging. Mace verließ mit der Geldtasche als Erster das Haus, dicht gefolgt von Paulo.
An der Tür drehte sich Mace um. »Du bist also Isabellas Mann?«
»Was geht’s dich an?«
»Eigentlich nichts«, erwiderte Mace und verpasste Paulo zwei kräftige Faustschläge: einen genau auf den Mund und den anderen auf einen der Wangenknochen. Die Haut platzte auf, und Blut spritzte heraus. Paulo taumelte rückwärts, hielt sich mit beiden Händen das Gesicht fest. Mace tänzelte auf ihn zu und versetzte ihm blitzschnell noch zwei kurze Stiche mit jeweils fünf ausgestreckten Fingern in die Rippen.
»Uff.« Die Luft wich aus Paulo, und er krümmte sich zusammen.
Ludo rannte zur Tür, als er die Geräusche hörte. »He, he, Jungs! Was ist hier los?«
»Nichts«, erwiderte Mace. »Nichts, was Eiswürfel und ein Erste-Hilfe-Kasten nicht wieder richten könnten.«
»Okay, dann lasst das jetzt«, sagte Ludo und trat vor Paulo.
»Natürlich, gern«, entgegnete Mace. »Die besten Grüße an deine Frau, Paulo.«
Paulo tupfte sich die Lippen ab und verschmierte damit das Blut in seinem ganzen Gesicht.
»Die meinen’s aber verdammt ernst«, sagte Ludo und holte sein Handy aus der Hose, als der Mercedes davonfuhr. Wählte eine Nummer, sagte: »Der Deal ist über die Bühne.«
»War das Isabella?«, fragte Paulo.
»Francisco«, entgegnete Ludo, der an diesem Tag auffallend elegant gekleidet war: weißes Hemd, Hosen in einem hellen Avocadogrün, Slipper aus Veloursleder. Er verschwand im ersten Stock und kam kurz darauf mit einem Koffer wieder.
»Reist du ab?«
»Ja. Und ich rate dir, tu dasselbe. Das Interesse der Cops an deiner Damenbekanntschaft sollte auch dich von hier vertreiben. Jetzt heißt es: entweder du oder sie.«
Paulo wartete auf eine weitere Erklärung, bekam aber keine. »Wohin fährst du?«
»Besser, wenn du’s nicht weißt. Such dir ein kleines Bed & Breakfast. Und bleib in Kontakt.«
»Ich will Isabella treffen«, erwiderte Paulo. »Richte ihr das aus.«
»Sag’s ihr selber.« Ludo ging auf den Jeep zu. »Schließlich ist sie deine Frau.«
28
Im Mount Nelsonbuchte Isabella ihr Zimmer in eine Luxussuite mit zwei getrennten Schlafzimmern um – das zweite für Ludo. Es war ihre Idee gewesen. Während sie auf den erfolgreichen Abschluss der Transaktion warteten. »Wir können es uns genauso gut gemütlich machen«, hatte sie erklärt. »Sicherheitsmäßig ist das eh besser.«
Die Situation ließ Ludo das Blut in den Kopf schießen, auch wenn er sich bei der Vorstellung, seiner Traumfrau so nahe zu sein, nach außen hin cool gab. Die Tatsache, dass sie ihn nur als Bodyguard im Zimmer nebenan schlafen ließ, beeinträchtigte seine Fantasien kein bisschen.
Was ihn allerdings empfindlich verstörte, war das Verschwinden seiner Waffe. Da war er also in diesem wunderschönen Zimmer über den Baumkronen von Kapstadt, mit einem glitzernden Swimmingpool unter dem Fenster, hatte vier ganze Tage mit Isabella vor sich – und fand seine Pistole nicht! Er nahm einige Hemden aus seinem Koffer, legte die Unterwäsche in eine Schublade, hängte die Jacketts in den Schrank und konnte seine Pistole immer noch nicht entdecken. Sie war definitiv da gewesen, als er gepackt hatte. Garantiert. Er durchsuchte die Taschen seiner Jacken und seiner Hosen und breitete dann alle Klamotten auf dem Bett aus. Keine Waffe.
Er zündete sich eine Zigarette an. Dieses Arschloch. Dieses Gigolo-Arschloch.
Isabellas Stimme kam aus dem anderen Zimmer. »Rauchst du etwa, Ludo?«
»Ja. Sorry!« Er saugte rasch zweimal hintereinander an der Zigarette, ehe er sie ausdrückte und zu Isabella
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