payback: thriller (German Edition)
schaffen das schon«, erwiderte Pylon.
Draußen auf der Straße lachten die Leute sie an und wollten sie in den Umzug hineinziehen.
Pylon fragte: »Was zum Teufel geht hier ab?«
Ein Mann kam an ihnen vorbei, dem der abgetrennte Kopf einer Katze um den Hals baumelte, und der Körper des getigerten Tieres hing ihm über den Schultern. Blut war auf sein T-Shirt gespritzt. Pylon versuchte ihn anzuhalten, wurde aber von einer Gruppe mitgerissen, die ein Junge mit einem roten Kätzchen an einem Holzkreuz anführte. Das Kätzchen lebte noch und miaute kläglich. Männer folgten in blauen Roben und blau geschminkten Gesichtern. Sie sangen mit ernsten, tiefen Stimmen: Bin La-den, Bin La-den. Hinter ihnen kam ein Grüppchen von Männern in Frauenklamotten daher, das ein gekreuzigtes Huhn hochhielt.
Pylon riss den Mann mit dem abgetrennten Katzenkopf beiseite und wollte in einem radebrechenden Portugiesisch wissen, warum er die Katze getötet hatte.
»Porque o gato é gatuno.« Der Mann starrte ihn finster an, während er mit den Ohren des Katzenkopfs spielte. Schließlich bespuckte er Pylons brandneue, geschnürte Cats.
Pylon sprang auf ihn zu, aber der Kerl machte sich hastig aus dem Staub.
»Was hat er gesagt?«, fragte Mace.
»Ach, Scheiße! Ist es denn zu fassen?«
»Klar ist das zu fassen«, erwiderte Mace. »Das ist schließlich Afrika. Also – was geht hier ab?«
»Woher soll ich das wissen?«, meinte Pylon und wischte sich mit einem Stück Papier, das er vom Boden aufhob, den Speichel von den Schuhen.
»Hast du ihn denn nicht verstanden?«
»Er sagte irgendwie, die Katze wär ein Dieb gewesen.«
»Und deshalb hat er ihr den Kopf abgehackt?«
»Anscheinend.«
»Nette Leute hier«, meinte Mace und fragte sich, was die an Katzen so abstoßend fanden.
Pylon warf das Stück Papier weg und richtete sich wieder auf, als eine Bande von Kindern aus dem Umzug ausbrach und nach ihnen fasste. Sie riefen: »Camel, Benson, Peters!« Ihre Lippen waren mit rosarotem Lippenstift verschmiert, und sie hatten sich ausgepolsterte BHs über ihre dürren Brustkörbe geschnallt.
Pylon brüllte über den Lärm hinweg: »Und Treasure vermutet hier ein ausgelassenes, fröhliches Fest!«
»Verdrücken wir uns.« Mace zeigte die Straße hinauf. »Gehen wir ins Hotel zurück.«
Sie befreiten sich aus dem Kreis der Kids und kämpften sich einen Weg zurück durch die Menge. Wieder versuchten Leute sie mitzuziehen. Eine Frau mit angezündeten Zigaretten in Ohren und Nase bot Mace einen Bissen von der Schlange an, die sie gerade verspeiste. Ihr Begleiter in BH und Minirock riss kurz den Rock hoch, um etwas zu entblößen, das ganz und gar nicht weiblich war. Pylon gaffte. Überlegte sich einen Moment lang, ob er dem Idioten einen Schlag verpassen sollte. Doch Mace zog ihn weiter. Endlich schafften sie es, sich wie ein Bulldozer einen Weg freizubahnen.
Im Speisesaal des Hotels standen wackelige Tische, deren Resopalplatten Brandspuren von ausgedrückten Zigaretten aufwiesen. Die Metallbeine waren rostig, die Stühle aus Plastik. Es gab keine anderen Gäste. Fliegen umkreisten die Deckenventilatoren, die man schon vor langer Zeit ausgeschaltet hatte. Ein Schwarzweißbild von Agostinho Neto aus jener Zeit, als er Präsident des Landes gewesen war, hing noch an einer Wand. Das einzige Bild im ganzen Raum. Es gab nicht einmal eines des gerade amtierenden Präsidenten, wobei sich weder Mace noch Pylon an dessen Namen oder Gesicht erinnern konnten.
Ein Kellner kam durch eine Schwingtür aus der Küche, wo die Angestellten beisammensaßen, strahlend auf sie zu. Über dem Arm hatte er ein Geschirrtuch gefaltet. »Möchten Sie etwas bestellen?«, wollte er wissen.
Mace erwiderte sein Lächeln. »Gerne. Was gibt es denn?«
Der Kellner erklärte, es gebe entweder Steak und Pommes oder Fisch und Pommes. Mace meinte, Fisch klinge ausgezeichnet.
»Gestern war Fisch«, erwiderte der Kellner. »Heute ist Steak.«
»Okay, dann zwei Steaks«, sagte Mace. »Und zwei Bier.«
Pylon durchbrach als Erster das Schweigen, das eine Weile herrschte, nachdem der Kellner verschwunden war. »Bisher habe ich die Wodaabe immer als seltsam eingestuft – mit ihren hübschen Jungs, die geschminkt durch die Gegend hüpfen. Doch zumindest das machen sie schon lange. Eine Tradition. Und sie bringen dabei auch keine Tiere um. Aber was zum Teufel ist das hier?«
»Eine örtliche Version des Karnevals von Rio?«
»Ziemlich extrem, oder?«
Der Kellner brachte das
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