payback: thriller (German Edition)
Flasche Carling Black Label baumelte, erwiderte: »Mein Problem?« Trank einen Schluck Bier. »Mein Problem. Kumpel, du hast mir in die Schulter geschossen, du hast meine Finger zertrümmert, und du fragst mich, was mein Problem ist?« Er blieb auf der Schwelle stehen, lehnte sich an den Türrahmen und zeigte mit der Bierflasche auf Mace. »Ich sag dir, was mein Problem ist. Was mein Problem war . Du warst mein Problem. Aber jetzt bist du nicht mehr mein Problem. Jetzt bist du dein Problem. Dein eigenes Scheißproblem.«
Mace fragte: »Wo sind wir hier?«
»Für jemanden, der an der Wand festgekettet ist, stellst du verdammt viele Fragen«, erwiderte Mikey.
»Ich kenne dieses Haus«, sagte Mace.
»Wow, bist ein toller Detektiv.«
»Es gehört Sheemina February. Deinem Boss, nicht wahr? Es steht leer. Zum Verkauf.«
Mikey grinste. »Wie schon gesagt: toll kombiniert.« Er trank noch einen Schluck. »Weißt du, was hier passieren wird? Eines Tages wird sie das Haus einem Käufer zeigen. Der Makler wird hier den Keller aufmachen und denken: Mann, hier müssen tote Ratten rumliegen. Und es stimmt, Kumpel. Im Keller werden sie eine tote Ratte finden. Man wird die Bullen rufen, und die Bullen werden sagen: Miss February, was ist hier los? Sie werden eine Kugel aus derselben Waffe in dir finden, mit der zwei Wochen zuvor schon wer anders erschossen wurde. Deshalb wollen sie bestimmt ausführlich mit ihr reden.«
»Den Plan würde ich noch mal überdenken, Mikey. Alles, was mit Sheemina February zu tun hat, würde ich mir genau überlegen.«
»Hab ich«, erklärte Mikey. »Ich dachte, das Beste wird sein, wenn ich mich verdrücke. Ich hab läuten hören, dass du ein paar Diamanten hast. Und ich hab mir das so überlegt: Die will ich zuerst. Am besten schicke ich deiner Frau einen kleinen Videofilm. Und zwar machen wir den gleich jetzt, damit der Rubel möglichst bald rollt.«
»Stimmt«, meinte Mace. »Ich hatte einige Diamanten. Aber die hab ich inzwischen verkauft.«
»Klar«, erwiderte Mikey. »So was würde ich an deiner Stelle auch behaupten.« Er fasste in die Tasche seiner Cargohose und zog einen kleinen Camcorder heraus. »Ich will, dass du sagst: ›Organisiere die Diamanten.‹« Er hob die Kamera und richtete sich auf Mace. »Nichts anderes. Nur ›Organisiere die Diamanten‹. Okay, los.«
Mace sagte: »Ich werde in unserem alten Haus gefangen gehalten.«
»Sehr witzig.« Mikey schaltete die Kamera aus. »Genau das dachte ich mir: immer das Macho-Arschloch. Kein Problem, ich hab genug für das, was ich will. Wie es so schön heißt: Morgen ist auch noch ein Tag. Bis morgen, China. « Er wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne. »Oh ja, fast hätte ich’s vergessen. Später zertrümmere ich dir ein paar Finger. Aber bis dahin muss ich mich bei dir entschuldigen. Hier gibt es leider keinen Zimmerservice und auch keine Toilette. Aber du hast ja deinen Teddy, und hey – tot bist du auch noch nicht.«
14
Ein grauer Morgen, kalt und nieselnd. Die Stadt eine gespenstische Erscheinung aus hohen Gebäuden und Nebelschwaden. Lion’s Head und Devil’s Peak waren wolkenverhangen. Das Antlitz des Berges verschleiert. In den Küchen der Häuser und Wohnungen hatte man zum Frühstück das Licht eingeschaltet. Der Duft von Toast und Porridge, die lebhaften Stimmen von Kindern und Frühstücksfernsehen. Leute, die ins Büro aufbrachen und sich zum Abschied küssten.
»Bitte«, sagte Oumou zu Pylon. »Du musst ihn finden.« Er hielt ihre Hände und blickte in die Verzweiflung ihrer braunen Augen. Jene Verzweiflung, von der Mace immer wieder gesprochen hatte – als ob ihre Augen zu viel gesehen hätten.
Einige Stunden nach Mitternacht war Pylon durch die Straßen der Nachbarschaft gefahren: durch Gardens, Vredehoek, sogar bis Higgovale. Nada. Rien. Nichts. Wirklich sehr seltsam. Das spürte er. Der Wagen befand sich in der Nähe, Mace musste also auch in der Nähe sein. Was zum Teufel trieb er? Was zum Teufel ging hier ab?
Die restliche Nacht über sahen sie zu fünft im Wohnzimmer fern. Während sie Kaffee tranken, rief Pylon jede halbe Stunde auf Maces Handy an. Die Mädchen schliefen. Pumla die meiste Zeit über, Christa immer wieder. Pylon glaubte, auch hier und da auf dem Sessel eingenickt zu sein, aber nicht für lange. Jedes Mal war er ruckartig zu sich gekommen. Oumou und Treasure starrten auf den Fernseher. Zweimal rief er die Ambulanzzentrale an, ohne Ergebnis. Das Gleiche in den Polizeirevieren
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