payback: thriller (German Edition)
nachsehen, ob er irgendwelche Notizen auf seinem Schreibtisch hinterlegt hatte. Ein paar Klienten anrufen. Ducky Donald. Gonsalves. Noch einmal Francisco. An einem Abend wie diesem von seinem Wagen zum Büro durch den Regen zu rennen, war das Letzte, was er wollte. Die Restaurants am Dunkley Square waren leer. Keine Autos auf dem Parkplatz. Jeder, der etwas Vernunft besaß, saß im Trockenen. Was ich nicht alles für dich tu, Mace Bishop, dachte er.
In Maces Terminkalender stand: »Francisco Mount Nelson 16:30« und »Christa 17:00«. Keine anderen Verabredungen für den Abend. Er blätterte zurück, entdeckte aber keine seltsamen Namen oder mysteriösen Telefonnummern. Andererseits war Mace niemand, der Unnötiges in den Kalender kritzelte. Er hielt einfach nur Termine fest. Auch im Papierkorb fanden sich keine Notizen.
Pylon erledigte seine Telefonate. Jedem der Angerufenen erklärte er, dass er Mace suche.
Ducky sagte: »Bin ich meines Bruders Hüter? Zum Teufel, China , wenn niemand weiß, wo Mace ist, dann wird er sich irgendwo die Lunge aus dem Leib vögeln. Geiler Bock. Er sollte also eigentlich vor drei Stunden zu Hause sein? Und das sollen Neuigkeiten sein? Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hab, war er ein erwachsener Mann.«
Gonsalves sagte: »Wenn Sie ihn finden, richten Sie ihm aus, er soll sich entspannen. Er kann die Vorladung zerreißen. Der Captain hat gezaubert.«
Francisco sagte: »Ich esse gerade diesen Cabulyou-Fisch. Das Fleisch hat eine angenehme Konsistenz, schmeckt mir. Nicht so fischig, sondern so, wie ich es mag. Mit einer scharfen Sauce wirklich nicht schlecht. Der Kellner hat mir erklärt, sie haben den Fisch heute frisch reinbekommen. Das ist ihre Spezialität, nichts Gefrorenes. Ich sage ihm also, er soll ihn mir bringen. Wenn Mace seine Karten richtig gespielt hätte, könnte er diesen Fisch jetzt auch mit einem Glas Chardonnay genießen. Richten Sie ihm aus, dass er viel verpasst. Und sagen Sie ihm, die Gerechtigkeit ist ein Affenarsch.«
Pylon lehnte sich in Maces Sessel zurück und stellte sich noch mal den Ablauf des Nachmittags vor, damit Oumou den Eindruck bekommen würde, dass er alles brav erledigt hatte, was sie von ihm verlangte.
Um vier Uhr also erklärt Mace Christa, er werde sie um fünf abholen. Fünfzehn Minuten später sagt er auch Oumou, er sei um fünf zu Hause. Um halb fünf soll er die Audioaufnahmen im Mount Nelson abliefern. Gegen fünf vor halb fünf ruft Mace Pylon zu, dass er jetzt gehen würde. Er steigt in sein Auto, verlässt Dunkley Square, fährt die Dunkley Street hinunter und biegt links in die Hatfield ein, die er bis zur Ampel hochfährt. Biegt rechts in die Orange und fährt zweihundert Meter links zwischen den Säulen vor dem Nelson vor. Dafür braucht er höchstens drei Minuten, selbst wenn er an einer roten Ampel halten muss. Um halb fünf wartet Francisco auf ihn. Er kommt nie dort an. Mace Bishop ist innerhalb von fünf Minuten verschwunden.
Wenn man’s so betrachtet, dachte Pylon, dann stimmt tatsächlich was nicht. Es war unwahrscheinlich, dass Mace urplötzlich eine Sache eingefallen war, die er noch erledigen wollte. Er hätte angerufen. Er hätte auch zuerst die Aufnahmen bei Francisco abgegeben, denn er befand sich gleich in der Nähe des Hotels. Kein Grund, es nicht zu tun. Also – was war passiert?
Pylon verließ das Büro und fuhr zum Mount Nelson. Zwei Sicherheitsleute, die in Trenchcoats und Tropenhelmen den Eingang bewachten, kamen aus ihrem warmen Schilderhäuschen, als er sie zu sich winkte.
Selbst bei strömendem Regen fragten sie höflich: »Können wir Ihnen helfen, Sir?«
Pylon erkundigte sich, ob sie gegen halb fünf einen roten Alfa Spider bemerkt hätten, älteres Baujahr. Sie schüttelten die Köpfe, so dass Wasser von ihren Helmen spritzte. Der eine meinte, an ein solches Auto würde er sich erinnern. Er hatte es vorher einmal gesehen, vor wenigen Tagen. Gut möglich, erwiderte Pylon und machte eine Kehrtwende. Dachte: Das ist nichts, was ich Oumou erzählen will. Alles andere als ermutigend.
Er hatte Abende wie diesen schon manches Mal erlebt. Sie waren lang und düster, wenn man darauf wartete, dass jemand auftauchen würde. Er rief bei der Fahrzeuglokalisierungsfirma an, bei der sie ihre Autos registriert hatten, und bat sie, Maces Spider ausfindig zu machen.
Keine dreißig Sekunden später rief ein Angestellter der Firma zurück: »Ich würde sagen, er ist zu Hause. Oder zumindest in der Nähe.
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