payback: thriller (German Edition)
es ’ne Lesbe ist.«
Zwei Minuten später wurde die Tür geöffnet.
»Abend, Ladies«, sagte Pylon.
»Kannst mich mal, Eiersack«, erwiderte die Butch-Lesbe, die in Ruhe gelassen werden wollte. Sie geleitete ihre Freundin an den Männern vorbei. Das Mädchen wirkte sprachlos und lächelte dümmlich vor sich hin.
Pylon grinste Mace an. »Zehn für eine Lesbe. Also zwanzig für zwei.« Er betrat die Toilette. Mit einer Person auf dem Klo und dem Waschbecken hatte man kaum mehr Platz, sich umzudrehen. Mace hörte, wie Pylon stöhnte. »Das Fenster ist offen.«
Was bedeutete, dass jemand einen Schraubenzieher mitgebracht haben musste, um es aufzubekommen. Und dass dieser Jemand zwei Schrauben herausgedreht hatte. Was wiederum bedeutete, dass es ihm nicht bloß um frische Luft gegangen war. Und dass er es geschafft hatte, einen Schraubenzieher in den Club zu schmuggeln.
Mace sprach all das laut aus.
»Heute Abend ist der nicht reingekommen«, entgegnete Pylon und trat wieder in den Gang hinaus. »Jemand muss gewusst haben, wie man das Fenster öffnet. Meine Theorie: Man hat sich bereits vorher Zugang verschafft. Der Schraubenzieher kam zusammen mit den Katzen. Kann überall versteckt gewesen sein. Zum Beispiel im Wasserkasten.«
»Ich hab die Wasserkästen kontrolliert.«
Pylon runzelte die Stirn. »Das Problem ist jetzt, was wir machen. Wenn wir den Leuten sagen, sie sollen schön ordentlich das Gebäude verlassen, trampeln die sich zu Tode.«
»Zweierlei«, meine Mace, dem es auf einmal wieder schmerzhaft durch den Arm schoss. »Erkundige dich zuerst bei den Türstehern, ob jemand schon gegangen ist.« Während sie neben dem Eingang gestanden hatten, war der Strom nur in eine Richtung verlaufen: in den Club. Jetzt war es Viertel nach elf. Welcher Raver wollte vor dem frühen Morgen zurück nach Hause? »Ich red währenddessen mit denen da draußen.«
»Und was ist mit unseren Klienten?« Pylon sprach das Wort mit einem gewissen Widerwillen aus.
»Am besten erregen wir fürs Erste kein Aufsehen. Muss doch nicht unbedingt gleich eine Bombe sein.«
»Na ja …«
Mace wählte Dr. Robertos Nummer auf seinem Handy. »In solchen Situationen könnt ich echt eine Zigarette vertragen.«
»Ich auch, Bruder.«
»Warum haben wir dann aufgehört?«
»Wegen unserer Gesundheit.« Pylon ging auf die Tänzer zu. »Wenn das Ding in den nächsten zehn Minuten losgeht, müssen wir uns um unsere Gesundheit keine Gedanken mehr machen.«
Mace hörte, dass Dr. Roberto am anderen Ende der Leitung abgenommen hatte. Er sprach aber nicht laut genug, um ihn zu verstehen. »Treffen uns am Eingang!«, brüllte Mace ins Telefon. »Jetzt!«
Er verließ den Club durch den Lagerraum. Sperrte die Tür hinter sich zu, allerdings nicht das Sicherheitsgitter. Falls eine Bombe explodierte, musste es schnell gehen, um ins Innere des Clubs zu gelangen. Die Gasse stank nach abgestandenem Abwasser. Links endete sie in einer undurchdringlichen Dunkelheit, rechts waren Menschen, Lärm, Autos zu sehen. Die Gasse war fast leer – abgesehen von einigen Mülltonnen und einem Obdachlosen, der es sich zwischen den Tonnen bequem gemacht hatte. Mit einem sanften Stoß seiner Stiefelspitze weckte Mace den Mann, der sich nur widerstrebend bewegte.
» Jou ma se poes «, schimpfte er und schwankte dann die Gasse hinunter in Richtung Dunkelheit, eine Decke über Kopf und Schultern wie ein Mönch.
Deine Mutter kann mich auch mal, dachte Mace. Wenn dir das Haus auf den Kopf fallen würde, wärst du sicher auch nicht begeistert.
Er blieb stehen, ehe er Assurance Street betrat, um zu sehen, was inzwischen passiert war. Der Toyota hatte sich nicht von der Stelle bewegt, und die beiden Männer saßen wieder im Wagen. Auf der Straße vor dem Club war es nicht ruhiger geworden. Autos standen noch immer Stoßstange an Stoßstange neben dem Bürgersteig, überall tanzten Leute, tranken aus Flaschen, rauchten Gras. Aus den Lautsprechern drang die Musik der beiden DJ s, während man auf dem Bildschirm mitverfolgen konnte, wie drinnen im Club getanzt wurde. Dr. Roberto wartete am Eingang.
»Gehen wir ein Stück«, schlug Mace vor und setzte sich in Richtung Autowerkstatt in Bewegung. Falls ihn Sheemina Februarys Handlanger entdeckt hatten, so mussten sie deshalb noch lange nichts von dem Wachmann wissen, den er postiert hatte. Außer Sichtweite wollte Mace wissen: »Ist jemand wieder weggegangen, Doc?«
»Nur zwei Mädchen«, erwiderte Dr. Roberto.
»Weiß?
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